02.11.2022 von Redaktion (aktualisiert)

Biene Maja in Gefahr?

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben“ – so soll es Albert Einstein 1949 gesagt haben. Was ist dran an dieser Aussage? Wie bedeutend sind die Bienen für Umwelt und Mensch? Welche Produkte liefert das Bienenvolk?

Seit einigen Jahren sorgen das Bienensterben für Gesprächsstoff. Im Zusammenhang mit dem Bienenrückgang wird auch die Gefahr für die Menschheit diskutiert. Warum? Bienen (Apiformes) sind von immenser Bedeutung für den Lebensraum vieler Organismen und für die menschliche Ernährung, denn sie sorgen für die Bestäubung der meisten Wild- und Kulturpflanzen. Auch für die Produktion verschiedener Bienenprodukte, wie Blütenpollen und Propolis, sind gesunde und leistungsfähige Bienenvölker notwendig. Grundlage dafür ist ein artgemäßer Lebensraum mit dem entsprechenden Angebot an Pollen-, Nektar- und Honigtauquellen. Gemeinsam mit anderen Insekten wie Käfer, Fliegen und Schmetterlinge verantworten sie, dass sich rund 80 % der Blütenpflanzen vermehren. Neben Rindern und Schweinen zählt man die Bienen somit zu den wichtigsten Nutztieren.

Wissenswert

Um die 30.000 Bienenarten sind weltweit bekannt. In Österreich gibt es neben den Honigbienen (Apis mellifera) rund 700 Wildbienenarten. Wildbienen werden im Vergleich zu Honigbienen nicht gezielt gezüchtet. Wenn eine der 700 Arten verschwindet, kann man das nicht mehr rückgängig machen.

Was ist dran am Bienensterben?

Unterschiede in der Anzahl der Bienenvölker sowie Herausforderungen im Umgang mit dem Bienenrückgang gibt es seit eh und je. Die Ursache für den Bienenrückgang ist komplex und vielschichtig. Aufgrund von Monokulturen und immer weniger blühenden Feldern und Wiesen verlieren die Bienen nicht nur Nahrung sondern auch Lebensraum. Das wird als eine der Hauptursachen diskutiert. Zu den Feinden beziehungsweise möglichen Gefahren zählen aber auch Krankheiten und Parasiten wie die Varroa-Milbe, die Verwendung von Chemikalien und gentechnisch veränderte Organismen sowie die Klimaveränderung und der Rückgang der Bienenhaltung. Für eine hohe Bienendichte sind Imker, die sich der Bienenhaltung und -zucht widmen, von großer Wichtigkeit.

Laut Stephan Lorenz und Kerstin Stark, Autoren des Buches „Menschen und Bienen: Ein nachhaltiges Miteinander in Gefahr“, ist ein allgemeines Bienensterben jedoch nicht zu befürchten – zumindest nicht in absehbarer Zeit. Zudem kann man die Frage, ob ein Bienenrückgang für das menschliche Dasein bedrohlich ist, objektiv nicht feststellen. Dafür sind zu viele Einflussfaktoren miteinander verwoben. Fakt ist allerdings, dass Bienen wesentlich sind für unsere Ernährung und dass ein mögliches Bienensterben ökologische Gefahren mit sich bringt. Die Bienengefährdung sollte daher als reales Problem anerkannt und die genauen Ursachen sowie Zusammenhänge zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten genauer beleuchtet werden.

Was kann jeder Einzelne tun?

Vielfalt ist das Zauberwort: Pflanzen sind die Nahrung für die Bienen. Egal, ob Blumen am Balkontisch oder die blühenden Gärten und Wiesen. Generell gilt: Je mehr Pflanzen auf einer Fläche blühen, umso mehr Bienenbesucher. Das gilt nicht nur für den ländlichen, sondern auch für den städtischen Raum. Die Städte bieten den Bienen einen bunten Speiseplan und die Blütendiversität ist in der Stadt sogar größer als am Land. Auch das Interesse an Imkern steigt im urbanen Raum und so bieten immer mehr Städte darunter New York, Paris, Berlin, aber auch Wien Bienen ein neues zu Hause, zum Beispiel auf dem Dach der Wiener Volks- und Staatsoper.

Wie entsteht Honig?

Honig ist mit Abstand das wichtigste Produkt der Honigbienen. Er ist weltweit in vielen kulinarischen Küchen bliebt. Vor 12000 Jahren wurde wilder Honig bereits gesammelt. Das ist einer Höhlenmalerei aus der Gegend rund um Valencia in Spanien zu entnehmen. Und erstmals gehalten wurden Bienen vor circa 7000 Jahren in der Türkei.
Honig wird aus Blütennektar oder Honigtau, einer zuckerreichen Absonderung verschiedener Insekten (v.a. Blattläuse) hergestellt. Diese nehmen die Honigbienen mit ihrem Rüssel auf und lagern sie in ihren Honigmägen, den sogenannten „Honigblasen“, ein. Wenn die Biene wieder zurück zum Bienenstock fliegt, gibt sie den Blaseninhalt an die Stockbienen ab. Diese reichern ihn mit Enzymen, Mineralien und anderen Stoffen an, die später die antibakterielle Wirkung des Honigs ausmachen. Außerdem reduzieren sie den Wassergehalt des Nektars und bringen den verdickten Nektar in leere Wabenzellen im Bienenstock, wo er durch Fächeln mit den Flügeln und Herumtragen in andere Zellen getrocknet wird. Den fertigen Honig bringen die Bienen in Lagerzellen, den sogenannten Waben. In diesem Gebilde aus Bienenwachs reift dann der Honig, bis er von den Imkern geerntet wird. Er hat nun in der Regel einen Wassergehalt von 18 bis 20 Prozent. Das ist wichtig, denn bei einem höheren Wassergehalt wäre der Honig nicht lagerfähig, weil er gären könnte. Für 1 g Honig sind übrigens rund 8000 bis 10.000 Blütenbesuche notwendig. Umgerechnet bedeutet das: Die Herstellung eines gestrichenen Teelöffels Honig braucht ein ganzes Bienenleben!

Wissenswert

Frisch von der Wabe ist Honig klar und flüssig, während der Lagerung kristallisiert Glukose und der Honig wird fester. Trocken gelagert und vor Licht geschützt ist Honig über ein Jahr gut haltbar. Will man ihn wieder verflüssigen, erwärmt man ihn im Wasserbad. Die Temperatur sollte aber 50 °C nicht überschreiten, denn sonst gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren.

Honig besteht zu 80 % aus Zucker, vorwiegend Frucht- und Traubenzucker. Gut 20 % sind Wasser. Daneben enthält er geringe Mengen anderer Zuckerarten, Mineralstoffe, Spuren von Vitaminen, Eiweiße und Enzyme sowie zahlreiche Aromastoffe. Sein typisches Aroma erhält er durch den Nektar und die Pollen von unterschiedlichen Blüten. Somit findet man neben Akazienhonig auch Orangen-, Lavendel- oder Löwenzahnhonig und viele mehr. Die Vielfalt spiegelt sich auch in den Farben, dem Aroma und der Konsistenz wider. Es gibt hellgelbe, sehr milde und dünnflüssige Honigsorten bis hin zu goldgelben, aromatischen und sehr dickflüssigen, aber auch grünschwarze, sehr würzige und zähflüssige Sorten.

Weitere Produkte aus dem Bienenvolk

ProduktEigenschaften
HonigSüßungsmittel für Getränke und Speisen, kann bei Halsbeschwerden helfen
BlütenpollenPollen sind für Bienen die wichtigste Eiweißquelle. Für den Menschen sind die Pollen ein funktionelles Nahrungsmittel, dem viele therapeutische Wirkungen nachgesagt werden.
PropolisPropolis wird auch Harz genannt und ist eine klebrige Masse, die von Bienen auf Bäumen gesammelt wird. Sie selbst nutzen Propolis zum Abdichten und zur Konservierung. Für Menschen stellt es ein Therapeutikum dar, da es antibakterielle sowie antiinflammatorische und antivirale Eigenschaften hat. Bei häufigem großflächigem Hautkontakt kann es zu Unverträglichkeiten oder Kontaktallergien kommen.
Gelee royalEs ist der Futtersaft, mit dem Bienen ihre Königinnen ernähren, und kann auch als Lebensmittel für Menschen verwendet werden.
MetHonigwein
Bienenwachs

Es wird in den Wachsdrüsen der Arbeiterbienen hergestellt und dient als Material für die Bienenwaben. Menschen verwenden es für die Produktion von Kerzen, als Inhaltsstoff in Kosmetika und Medikamenten, aber auch in Farben.

Bienengift

Der medizinische Fachbegriff lautet Apitoxin. Es ist das Gift der weiblichen Honigbienen, welches sie bei einem Stich in den Menschen absondern. Bienengift als Produkt wird in der Immuntherapie gegen Insektengiftallergien verwendet.

 

Kann Honig Wunden heilen?

Laut aktuellem Stand der Wissenschaft trifft das möglicherweise zu: Honig versüßt also nicht nur Tee und Brot, er kann potentiell auch leichte Verbrennungen, Kratzer, septische und chirurgische Wunden schneller heilen. Honig enthält eine Vielzahl von Wirkstoffen, darunter Flavonoide, Phenolsäure, organische Säuren, Enzyme und Vitamine, die den Wundheilungsvorgang verbessern können. Weitere Bienenprodukte können in der Apitherapie Verwendung finden. Darunter versteht man unterschiedliche medizinische Anwendungsformen von Bienenprodukten, die unter medizinischer Leitung durchgeführt werden. Personen, die an Erschöpfung, Appetitmangel und Gewichtsverlust leiden, können durchaus erfolgreich mit Honig, Pollen, Gelée Royale, Bienenwachs und Propolis behandelt werden.

Literatur

Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES): Honig & Bienenprodukte. Opens external link in new windowwww.ages.at (Zugriff am 02.11.2022).

Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Honig: Erzeugung. Opens external link in new windowwww.bzfe.de (Zugriff am 02.11.2022).

Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Honig: gesund essen. Opens external link in new windowwww.bzfe.de (Zugriff am 02.11.2022).

Brockhaus: Ernährung – gesund essen, bewusst leben. Brockhaus Verlag, Gütersloh, 4. Auflage. (2011).

Lorenz S, Stark K: Menschen und Bienen Ein nachhaltiges Miteinander in Gefahr oekom verlag München (2015).

Österreichische Gesellschaft für Apitherapie (ÖGA): Was ist Apitherapie. Opens external link in new windowwww.apitherapie.at (Zugriff am 02.11.2022).

Sedy K, Götzl M: Wildbienenparadies Österreich? Bundesumweltamt GmbH (2015).

Seraglio SKT et al.: Quality, composition and health-protective properties of citrus honey: A review. Food Res Int 143: 110268 (2021).

Tashkandi H: Honey in wound healing: An updated review. Open Life Sci 16 (1): 1091-1100 (2021).

Wiener Staatsoper: Livestream Bienenstock auf dem Dach. www.wiener-staatsopfer.at (Zugriff am 02.11.2022).

 

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