09.05.2022 von Redaktion (aktualisiert)

Allergie: Die Gräser haben Saison

Die Gräserpollenallergie zählt zu den häufigsten Pollenallergien. Rund 16 % aller Erwachsenen leiden weltweit unter dem sogenannten „Heuschnupfen“. Für Allergiker ist er aufgrund der vielen unterschiedlichen Gräserarten problematisch. Die Blühphasen dauern von Frühlingsbeginn bis Anfang August: Eine Ewigkeit für Allergiker. Was schafft Abhilfe?

So schön der Frühling mit seiner Farbenpracht ist, so unangenehm sind die Begleiterscheinungen. Allergiker können ein Lied davon singen: verstopfte Nase, rinnende Nase, Husten, Asthmaanfälle, Niestiraden, Juckreiz an den Schleimhäuten oder gerötete Augen. „Diese Symptome sind meist nur die Spitze des Eisbergs“, erklärt Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung an der Medizinischen Universität Wien. „Bei Allergikern reagiert der ganze Körper, auch das Blutbild verändert sich. Betroffene fühlen sich deshalb müde und abgeschlagen“, sagt die Allergologin. Doch warum kommt es überhaupt zu diesen Symptomen? Grundlegend dafür ist ein Fehlhandeln des Immunsystems. Es reagiert fälschlicherweise auf bestimmte Eiweißbestandteile (Allergene), zum Beispiel aus den Pollen. Diese werden eingeatmet oder gelangen auf anderem Weg in die Nasenschleimhaut. Nach dem Erstkontakt bildet das Immunsystem Antikörper, die sich an bestimmte Zellen binden. Dieser Vorgang wird Sensibiliserung genannt. Kommt es zu einem neuerlichen Kontakt mit dem gleichen Allergen, wird aus diesen Zellen Histamin frei und der Körper wehrt sich so gegen die körperfremde Substanz, in diesem Fall Pollen. Die Allergologin Jensen-Jarolim betont, dass Gräserpollen die Betroffenen richtig krank machen und Umweltfaktoren die Intensität noch verschärfen. Unterm Strich: doppelte Belastung.

Wissenswert

Die ersten blühenden Gräser sind das Ruchgras und das Wiesenfuchsschwanzgras. Beide Arten sorgen für eine kontinuierliche Belastung. Darauf folgt die Blüte des Wiesenrispengrases und des Knäuelgrases. Diese beiden Vertreter sorgen für eine besonders hohe Pollenbelastung.

Was kann man tun?

Als Betroffener sollte man das Standardrepertoire stets zuhause haben: Antihistaminika in Tablettenform oder als Lösung für Kinder. Es gibt auch spezielle Asthmasprays und antiallergische Nasensprays. Diese Präparate helfen im akuten Fall. Frei nach dem Motto: Einmal Allergiker immer Allergiker, sollte man sich um eine langfristige Lösung bemühen. Hier hilft nur eine sogenannte Hyposensibilisierung. Das Ziel dieser Therapie ist, das Immunsystem an die allergieauslösenden Stoffe zu gewöhnen und die heftige Reaktion des Körpers abzuschwächen. Über die Dauer von drei Jahren wird dem Patienten in regelmäßigen Abständen das Allergen gespritzt. Die Dosis steigt dabei an und der Körper kann sich an die fremden Eiweiße gewöhnen. „Ein optimaler Erfolg der Immuntherapie stellt sich erst nach einiger Zeit ein“, so Jensen-Jarolim. Sie rät, mit einer Immuntherapie erst nach der Pollensaison im Herbst zu beginnen. Im darauffolgenden Jahr wird die Pollensaison ihren Schätzungen zufolge um einiges leichter empfunden und die Patienten leiden weniger an den typischen Symptomen. Außerdem kann die Entwicklung von Asthma verhindert werden.

Pollenwarnung auch per App

Auf der Pollenwarndienstseite der Medizinischen Universität Wien erhält man alle Informationen zur aktuellen Pollenbelastung, eine Vorschau für die kommenden Tage und alle nützlichen Infos rund um das Thema Allergie. Eine Belastungslandkarte zeigt an, in welchen Regionen mit welcher Pollenbelastung gerechnet werden muss. Die Daten stammen direkt von Pollenallergikern, die das Pollentagebuch nutzen. Ihre Symptomdaten werden in Echtzeit auf einer Karte dargestellt. Dies ermöglicht einen raschen Überblick über die Beschwerdeintensität an unterschiedlichen Orten. 

Ist man sich nicht sicher, ob eine allergische Atemwegserkrankung vorliegt, lohnt es sich den Patientenfragebogen auszufüllen. Im Schnellverfahren werden ca. 20 Fragen beantwortet, im Anschluss erhält man das errechnete Risiko für das Vorliegen einer allergischen Atemwegserkrankung. Gleichzeitig erfährt man, wie die weitere Vorgehensweise aussehen könnte.

Wissenswert

Viele Allergiker assoziieren die herumfliegenden weißen Flocken mit ihren Beschwerden. Dabei handelt es sich um Pappelwatte, die aus dem Samen und den Samenhaaren der Pappel besteht. Diese reizen nicht. Da aber der Flug der Pappelwatte üblicherweise mit der Gräserblüte einhergeht, werden die Beschwerden fälschlicherweise den Pappeln zugeschrieben.

Tipps bei Pollenallergie:

  • Aufenthalt in geschlossenen Räumen
  • Pollenschutzgitter an Fenstern und Türen
  • Pollenfiltermasken
  • Pollenfilter fürs Auto
  • Luftreiniger
  • Viel trinken, um die Schleimhäute feucht zu halten
  • Gründliche Kopfwäsche vor dem Schlafengehen
  • Kleidung nicht in den Schlafräumen verteilen, da sich die Pollen am Gewand anhaften.
  • Wäsche nicht im Freien trocknen lassen, da nasse Wäsche wie ein Magnet für Pollen wirkt.
  • Rasen mähen und nicht zur Blüte kommen lassen
  • Alkohol vermeiden, da er die Blutgefäße erweitert und die Nasenschleimhaut durchlässiger macht, wodurch Allergene leichter ins Blut gelangen
  • Nicht rauchen, da das Einatmen von Zigarettenrauch die Beschwerden verschlimmern kann

Übrigens, auch unsere vierbeinigen Freunde, wie Hunde und Pferde, können an Gräserallergien leiden. Auch bei ihnen lohnt es sich, die Hochphase eher drinnen als draußen zu verbringen und die Tiere nicht übermäßig zu strapazieren.

Literatur

Presseinformation der Medizinischen Universität Wien vom 27.4.2018: Start der Gräserpollensaison steht unmittelbar bevor.

Pollenwarndienst der Medizinischen Universität Wien: www.pollenwarndienst.at/ (Zugriff am 5.5.2022)

Hemlholtz Zentrum München: Allergieinformationsdienst: www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-allergie/entstehung-von-allergien.html (Zugriff am 5.5.2022)

Gutman J: Allergien: Ursachen, Symptome, Therapie. www.apotheken-umschau.de/Allergie(Zugriff am 3.5.2022)

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