01.04.2020 von Redaktion (aktualisiert)

Feuer in der Speiseröhre

Sodbrennen wird meist als Volkskrankheit abgetan. Das Brennen hinter dem Brustbein und im Hals ist jedoch nicht immer harmlos. Denn unbehandelt kann es zu schweren Folgeschäden führen. Mit verändertem Essverhalten lässt sich dem sauren Aufstoßen ein Riegel vorschieben.

Üppige und scharfe Mahlzeiten, Alkohol, kohlensäurehaltige Getränke sowie Kaffee kurbeln die Magensäureproduktion an und sorgen bei vielen Menschen für Sodbrennen. Der Magen drückt und in der Speiseröhre beginnt es zu brennen. Aber auch vermeintlich Harmloses wie Zwiebeln, frisches Gebäck, Bonbons oder Zitrusfrüchte können den oberen Verdauungstrakt in „Brand“ setzen. In Österreich leiden etwa 10 bis 15 % unter wiederholtem Sodbrennen.

Ursache dafür ist im Grunde die sogenannte Refluxkrankheit: Ist der Schließmuskel des Magens defekt oder erschlafft er für kurze Zeit, dann fließt der säurehaltige Magensaft zurück in die Speiseröhre (Ösophagus). Das kann passieren, weil der Magen zu voll ist und Luft entweichen soll oder bei Rauchern Nikotin den Schließmuskel schwächt. Es kommt zum typischen sauren Aufstoßen. Nun reizt die Magensäure die empfindliche Schleimhaut in der Speiseröhre sowie den Rachenraum und ruft den typischen „Brand“ hervor.

Wissenswert

Auch während der Schwangerschaft kann es vorübergehend auftreten, da der veränderte Hormonhaushalt ebenfalls den Schließmuskel in der Speiseröhre erschlaffen lässt. Zusätzlich drückt das Ungeborene auf die umliegenden Organe, wodurch die Magensäure leichter nach oben steigt.

Schädliche Säureattacken    

Das Brennen hinter dem Brustbein sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Denn die Schleimhaut in der Speiseröhre hält einer dauerhaften Säureeinwirkung nicht stand. Stößt man immer wieder sauer auf, kann sich das Gewebe schmerzhaft entzünden oder verändern. In schwerwiegenden Fällen besteht sogar das Risiko, dass sich die Schleimhautzellen bösartig verändern. Denn um die Speiseröhre zu schützen, siedelt sich säureresistente Magenschleimhaut in der Speiseröhre an. Auf diese Weise entsteht der sogenannte „Barett-Ösophagus“, der eine Vorstufe der Krebserkrankung ist. Diese Schleimhautveränderung in der Speiseröhre verläuft in der Regel ohne Symptome. Das heißt, dass die Patienten das Wachstum des atypischen Gewebes gar nicht bemerken. Bleibt der Reflux unbehandelt, entwickelt sich bei etwa 10 % der Betroffenen eine solche Gewebsveränderung, die wiederum bei etwa 10 % zu Speiseröhrenkrebs führt. 

Wissenswert

Der ätzende Magensaft greift mit der Zeit auch den Zahnschmelz an und kann daher Karies verursachen.

Frühzeitig handeln!    

Tritt Sodbrennen länger als zwei Wochen in Folge auf oder gesellen sich andere Symptome wie Durchfall, starke Magenkrämpfe und Schluckbeschwerden dazu, ist eine ärztliche Untersuchung notwendig. So können etwaige Schleimhautveränderungen frühzeitig erkannt und in weiterer Folge behandelt werden. In den meisten Fällen lindern ein individuell angepasstes Essverhalten und Säureblocker die Beschwerden, indem sie überschüssige Magensäure neutralisieren.

Worauf verzichten?    

Manchen stößt es nach einem Glas Fruchtsaft oder nach Essiggurken sauer auf, anderen beschert eine frische Semmel oder ein Stück Torte Magenprobleme. In vielen Fällen lösen auch späte Mahlzeiten oder schweres Essen vor dem Schlafengehen Beschwerden aus. Ebenso können zu heiße Speisen und Getränke den Magen übermäßig reizen. Was man getrost essen kann und worauf man am besten verzichten sollte, ist also von Mensch zu Mensch verschieden.

Tipps, um Sodbrennen vorzubeugen:

  • Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt essen.
  • Säurehaltige Getränke, Fruchtsäfte und starken Kaffee meiden.
  • Alkoholische und kohlensäurehaltige Getränke in Maßen konsumieren.
  • Speisen und Flüssigkeiten nicht eiskalt oder zu heiß zu sich nehmen.
  • Kein frisches Gebäck und nur wenig Süßes verzehren.
  • Vermehrt zu Vollkornprodukten greifen.
  • Auf Kaugummis und Bonbons, die die Säureproduktion fördern, verzichten.
  • Scharfe Gewürze und Salz mit Bedacht einsetzen.
  • Fettreiche Nahrungsmittel mit Vorsicht genießen.
  • Nach dem Essen eine Tasse Tee trinken (kein Pfefferminztee).
  • Zwischen der letzten Mahlzeit und dem Zu-Bett-Gehen genügend Zeit verstreichen lassen (mind. drei Stunden).
  • Mit erhöhtem Oberkörper schlafen, um einen Säurerückfluss in die Speiseröhre zu vermeiden.
  • Bewusst essen. Jeden Bissen gründlich kauen und nicht zu hastig essen.
  • Bequeme Kleidung tragen, die den Magen nicht einengt.
  • Übergewicht reduzieren und auf das Rauchen verzichten.
  • Ein Spaziergang nach dem Essen kurbelt die Verdauung an.


Literatur

Wiener Krankenanstaltenverbund: Sodbrennen und Zwechfellbruch. www.wienkav.at/kav/kar/ZeigeText.asp?ID=727 (Zugriff: 30.3.2020).
Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE): Merkblatt Ernährung und Sodbrennen (2015). 
Seidl H, Pehl C, Schepp W: Was Sie schon immer über Reflux/Sodbrennen wissen wollten und sollten – Ratgeber für Patienten. Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V. (2007). 
Reflux Medical: Ernährung bei Sodbrennen (2014). 
Ratgeber Sodbrennen.com – Hilfreiche Tipps (abgerufen am 17.01.2017)
U. S. Department of Health and Human Services: Barrett´s Esophagus. National Digestive Diseases Information Clearinghouse 8: 1-5 (2008).

 

Der Text ist eine aktualisierte Fassung des Artikels vom 1.2.2017

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