23.12.2015

Gepflanzt! Was ist dran am Vegan-Hype?

Der Trend zu vegan nahm in den vergangenen fünf Jahren eklatant zu. Wie die Lebensmittelbranche darauf reagiert und welche Motive und psychologischen Zusammenhänge dahinter stecken, strikt ohne Tierischem zu leben, thematisiert das neue Magazin „ernährung heute 4_2015“ des forum. ernährung heute.  

„Jeder zweite US-Amerikaner gibt an, im vergangenen Jahr seinen Obst- und Gemüsekonsum gesteigert zu haben, jeder dritte wählt Obst als Snack. Auch wenn Pflanzliches immer beliebter wird, ist ein veganes Leben noch ein Minderheitenprogramm. Nur 1 % der Österreicher isst vegan“, sagt Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin des forum. ernährung heute, dem Verein zur Förderung von Ernährungsinformation. Veganismus bedeutet, dass auf jegliche Produkte tierischen Ursprungs verzichtet wird, während Vegetarier teilweise Eier und/oder Milchprodukte konsumieren.

Vegan-Label schaffen Orientierung im Produkt-Dschungel
Die Lebensmittelbranche springt verstärkt auf den Zug zum rein Pflanzlichen auf. Laut Innova Database stieg die Anzahl der als vegan gekennzeichneten Produkte zwischen 2010 und 2014 weltweit um 31 %. Das V-Label ist heute in etwa 15 europäischen Ländern registriert und wird von den jeweiligen Vegetarier-Organisationen vertreten. Die Veganblume wird von der englischen Vegan-Society vergeben, wenn alle eingesetzten Rohstoffe rein pflanzlich sind und auf Tierversuche verzichtet wird. Das Siegel Vegetarien Society Approved erhalten Produkte bei Erfüllung strenger Kriterien. Ca. 5.000 Produkte sind derzeit damit gekennzeichnet. „Für Veganer sind Kennzeichnungen wie diese eine Hilfestellung, denn pflanzliche Produkte müssen nicht zwangsläufig vegan hergestellt werden. So können Hilfsstoffe, Zusatzstoffe oder Aromen tierischen Ursprungs sein. Naturtrüber Apfelsaft beispielsweise ist vegan und wird teils auch so ausgelobt. Beim klaren Apfelsaft können hingegen bei der Klärung Produkte zum Einsatz kommen, die vom Tier stammen“, so die Ernährungswissenschafterin. 

Psychogram rein pflanzlich
Die Motive für eine vegane Lebensweise sind vielfältig: Während die einen aus tierethischen Gründen zu rein pflanzlicher Kost greifen, sehen andere einen gesunden Lebensstil damit verbunden. Vielen dient Veganismus auch zur Distinktion – also der bewussten sozialen Abgrenzung von anderen – oder zur Identitätsstiftung. „Laut einer deutschen Umfrage drücken 45 % der Vegetarier mit ihrer Art zu essen ihren persönlichen Lifestyle aus und jeder Zweite erhält Anerkennung für seinen Ess-Stil. In einer Welt unbegrenzter Möglichkeiten wollen Menschen verstärkt als Individuum wahrgenommen werden. Einige tun das über eine spezielle Ernährungsweise“, sagt Gruber.

„Noch wenig Beachtung findet die psychische Komponente des Vegetarismus“, stellt sie weiters fest. Tests zeigen, dass ethisch motivierte Vegetarier höhere Empathiewerte aufweisen als Allesesser. Gleichzeitig erfüllen Studien zufolge Vegetarier mit höherer Wahrscheinlichkeit als Nicht-Vegetarier die Kriterien für Depressionen und Angststörungen. Ein ausgeprägter Zusammenhang wurde darüber hinaus zwischen einer vegetarischen Ernährungsweise und Essstörungen wie Magersucht und Bulimie beobachtet: Eine Untersuchung der University of North Carolina stellte fest, dass jede zweite Frau, die jemals eine Essstörung hatte, sich irgendwann im Leben vegetarisch ernährt hat, und jede vierte zum Zeitpunkt der Essstörung Vegetarierin war. „Obwohl der Zusammenhang keinen Aufschluss über Ursache und Wirkung gibt, kann ein Hinterfragen der Motivation durchaus sinnvoll sein, um eine mögliche Essstörung frühzeitig zu erkennen. Geht es also um ethische Aspekte oder handelt es sich um eine Vermeidungsstrategie?“, gibt die Ernährungswissenschafterin zu bedenken.

Tipps bei veganer Kost
So vielfältig die Motive für Veganismus sind, so leicht kann diese Ernährungsweise zu Nährstoff-Mangelerscheinungen führen. Das forum. ernährung heute gibt Tipps, worauf Veganer im Ess-Alltag achten sollten:

    • Eisen wird aus pflanzlichen Quellen schlechter aufgenommen, Vitamin C kann die Aufnahme von Eisen jedoch fördern. Am besten ist es daher, eisenreiches Gemüse wie Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Spinat, Erbsen oder Schwarzwurzeln mit Zitrusfrüchten, Paprika, Grünkohl oder Brokkoli zu kombinieren.
    • Vitamin B12 ist hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln enthalten, aber auch in fermentierten Produkten. Darunter finden sich Sauerkraut, Sojaprodukte wie Miso oder Tempeh, fermentierte Getränke wie Kombucha oder Bier. Zudem kann es sinnvoll sein, auf mit Vitamin B12 angereicherte Nahrungsmittel wie Müsli, Müsliriegel, Fruchtsäfte etc. zu setzen.
    • Auch die Versorgung mit Kalzium kann schwierig sein. Viel Kalzium enthalten Hülsenfrüchte wie Bohnen und Kichererbsen, Kohl, Oliven oder Nüsse. Weiters sind kalziumreiche Mineralwässer ideal, also jene mit mehr als 150 mg Kalzium pro Liter.
    • Veganer sollten regelmäßig die entsprechenden Blutwerte testen lassen, um einer Unterversorgung rechtzeitig vorzubeugen.

     Vegetarier – wer isst was?

       

      • Lakto-Vegetarier: Milch und Milchprodukte
      • Ovo-Vegetarier: Eier
      • Lakto-Ovo-Vegetarier: Milch, Milchprodukte und Eier
      • Pescetarier: Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte
      • Veganer: Keine Produkte tierischen Ursprungs. Sie verzichten auch auf Leder, Daunen oder Wolle.

       

      Mehr Informationen rund um gesunde Ernährung finden Sie im Magazin „ernährung heute 4_2015“.

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