09.04.2015

Neue Studien zeigen: Omega-6-Fettsäuren senken Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen

Ob das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) und die CVD-Mortalität durch Linolsäure (LA) beeinflussbar ist, untersuchten kürzlich zwei große wissenschaftliche Arbeiten. Beide Studien kamen zum gleichen Schluss: Die Risiken werden durch die essenzielle Linolsäure gesenkt. Die Ergebnisse wurden im renommierten Fachmagazin Circulation, einer Zeitschrift der American Heart Association, veröffentlicht.

Gesättigte gegen ungesättigte Fettsäuren zu ersetzen, gilt seit jeher als Schutzfaktor vor kardiovaskulären Erkrankungen. Allerdings mehrten sich in letzter Zeit kritische Stimmen aus der wissenschaftlichen Community, die den Omega-6-Fettsäuren ihre schützende Rolle absprachen. Basis der Kritik war die Metaanalyse von Ramsden et al. [i] Diese zeigte keinen Vorteil der Omega-6-Fettsäuren in Hinblick auf das kardiovaskuläre Risiko. Die Vorwürfe basierten auf der Annahme, dass diese Fettsäuren die vorteilhaften Effekte der Omega-3-Fettsäuren abschwächen, indem Entzündungsprozesse im Körper gefördert würden. Dabei stützte man sich auf Interventionsstudien an Patienten mit bereits bestehender CVD. Physiologisch begründet wurde dies, weil aus Omega-6-Fettsäuren Arachidonsäure (AA) gebildet wird, welche entzündungsfördernd wirkt. Widersprüchliche Aussagen in der medialen Öffentlichkeit waren die Folge und verunsicherten die Konsumenten. Zusammenhänge zwischen der Konzentration von Arachidonsäure im Plasma und kardiovaskulären Erkrankungen wurden jedoch auch in aktuellen Studien wie der australischen Cardiovascular Health Study nicht bestätigt.

Rückenwind für Linolsäure

Die australische Studie von Wu et al. [ii] untersuchte, ob die Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren (Plasma-Linolsäure-Spiegel) mit der Sterblichkeitsrate korreliert. Rund 2800 Probanden ohne CVD wurden dafür acht Jahre lang beobachtet. Hohe LA-Plasmaspiegel senkten das Risiko, an CVD zu sterben, um mehr als ein Fünftel (22%). Die Kombination mit Omega-3-Fettsäuren verdreifachte diesen Benefit nahezu (64%). Eine US-amerikanische Arbeitsgruppe [iii] analysierte in einem systematischen Review und einer Metaanalyse von 13 Kohortenstudien mit insgesamt 300 000 Teilnehmern den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Linolsäure und dem Risiko für koronare Herzkrankheit (KHK). Dabei zeigte sich, dass die Gruppen mit der höchsten LA-Zufuhr ein um 15 % niedrigeres Risiko für Herzinfarkt und um 21 % niedrigeres Risiko für tödlichen Herzinfarkt hatten als jene mit der geringsten LA-Aufnahme. Dieser Benefit war unabhängig von allen anderen Ernährungsfaktoren einschließlich anderer Fettsäuren.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat die wissenschaftliche Literatur kürzlich erneut systematisch ausgewertet und die evidenzbasierte Leitlinie zur Fettzufuhr als aktualisierte 2. Version [iv] veröffentlicht. Darin schlussfolgert sie ebenfalls: "Der Austausch von gesättigten Fettsäuren durch eine Kombination von mehrfach ungesättigten Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren senkt das KHK-Risiko mit wahrscheinlicher Evidenz.“

Hinsichtlich Omega-6-Fettsäuren fasst die DGE zusammen, dass eine vermehrte Zufuhr mit möglicher Evidenz das Risiko für das Auftreten einer koronaren Herzkrankheit reduziert. Auf das Schlaganfallrisiko wiederum hat die Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren möglicherweise keinen Einfluss. Dennoch: Der Ersatz gesättigter Fettsäuren durch Omega-6-Fettsäuren scheint das kardiovaskuläre Risiko effektiv zu reduzieren. Dafür lässt sich eine Faustregel ableiten: „Wer konsequent 5 Energie% aus gesättigten Fettsäuren durch Linolsäure tauscht, kann womöglich sein Risiko für einen Herzinfarkt um rund 10 % senken. Bei einer durchschnittlichen Tagesenergiemenge von 2000 kcal kann es daher schon wirkungsvoll sein, drei Scheiben Emmentaler oder Salami gegen eine Handvoll Walnüsse zu ersetzen“ sagt Marlies Gruber vom forum. ernährung heute.

Herzgesund essen für die Praxis

Generell führt der Austausch von gesättigten Fettsäuren durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren – sowohl Omega-6- als auch Omega-3-Fettsäuren – wahrscheinlich zu einem geringeren kardiovaskulären Risiko, weil sich dadurch das Lipidprofil verbessert. Wer sein Herz also gesund halten möchte, greift seltener zu Käse, Fleisch und Wurstwaren, dafür häufiger zu Fisch und Nüssen, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten. Für Salate und zum Kochen oder Backen sind pflanzliche Öle (z. B. Raps- oder Walnuss) zu empfehlen, auch daraus hergestellte Margarine kann einen wesentlichen Beitrag zur Aufnahme von mehrfach ungesättigten Fettsäuren leisten.

Literatur

[i] Ramsden CE et al.: Use of dietary linoleic acid for secondary prevention of coronary heart disease and death: evaluation of recovered data from teh Sydney Heart Study and updated meta-analysis.
BMJ 346: e8707 (2013).

[ii] Wu JHY et al.: Circulating omega-6 polyunsaturated fatty acids and total and cause-specific mortality – The Cardiovascular Health Study. Circulation 130: 1245–1253 (2014).

[iii] Farvid MS et al.: Dietary linoleic acid and risk of coronary heart disease: a systematic review and meta-analysis of prospective cohort studies. Circulation 130: 1568–1578 (2014).

[iv] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE): Evidenzbasierte Leitlinie. Fettzufuhr und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten. 2. Version 2015.

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