04.03.2010

So genießt Österreich - Außer Haus

Mit dem Österreichischen Genussbarometer liefert das forum. ernährung heute erstmalig wissenschaftlich fundierte Daten über das Genussverhalten der Österreicherinnen und Österreicher. Der vierte und abschließende Teil arbeitet die Unterschiede zwischen Genießern, Genusszweiflern und Genussunfähigen im Essverhalten beim Außer-Haus-Verzehr heraus.

Von welchen Genusstypen ist die Rede? Genießer ziehen bei genussvollem Verhalten eine positive Bilanz. Genusszweifler sind ambivalente Genießer, die eigentlich gerne genießen, aber mit schlechtem Gewissen. Genussunfähige können im Genießen keine Vorteile sehen, weder eine verbesserte Leistungsfähigkeit noch gesteigerte Lebensfreude - Genießen ist für sie ein überwiegend negatives Erlebnis (vgl. Anhang Genusstypologie). Persönlichkeit und Genussempfinden beeinflussen Essverhalten, Lebensqualität und Gesundheit. In der vierten Welle konnten 12 % dem Typ Genießer, 68 % dem Genusszweifler und 20 % dem Genussunfähigen zugeordnet werden. Wie sieht es mit deren Essverhalten außer Haus aus?

  • Genießer und Genusszweifler essen deutlich öfter außer Haus
  • Essen außer Haus muss nicht dick machen
  • Genießer sind preisbewusster
  • Angabe von "gesünderer Alternative" und Kalorien in Speisekarten ist gewünscht

Essen außer Haus muss nicht dick machen

Genießer und Genusszweifler essen deutlich öfter außer Haus als Genussunfähige - sowohl mittags als auch abends. Während 60 % der Genießer und 49 % der Genusszweifler mindestens einmal pro Woche außer Haus zu Mittag essen, tun dies nur 35 % der Genussunfähigen. Zum Abendessen gehen 31 % Genießer, 20 % der Genusszweifler und   16 % der Genussunfähigen mindestens einmal pro Woche aus. Dennoch sind Genießer im Schnitt normalgewichtig, Genusszweifler und -unfähige übergewichtig. Mag. Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin des forum. ernährung heute, erklärt: "Eine entscheidende Rolle spielt die Genusskompetenz. Denn mit der verminderten Fähigkeit zu genießen, nimmt das Körpergewicht laut unseren Erhebungen tendenziell zu. Wenn Menschen die Vorteile des Genusses wahrnehmen und ausschöpfen, bleiben sie also eher schlank als wenn sie mit schlechtem Gewissen genießen."

Ausgewogene Ernährung - auch außer Haus leicht umsetzbar

72 % der Genießer, 64 % der Genusszweifler und 68 % der Genussunfähigen meinen, sich auch ausgewogen zu ernähren, wenn Sie ihr Mittag- oder Abendessen nicht zu Hause einnehmen. Mag. Marlies Gruber führt genauer aus: "Einen deutlichen Unterschied gibt es in der Strategie, auch außer Haus ausgewogen zu essen: Mehr als die Hälfte der Genusszweifler und -unfähigen verzichtet häufiger auf Nachspeisen wie Torten und Cremedesserts. Dagegen greift jeder zweite Genießer lieber zu Gerichten mit einem hohen Gemüseanteil." Im Vergleich zu Genusszweiflern und Genussunfähigen ist es den Genießern auch deutlich wichtiger, dass biologische Zutaten verwendet werden. Im On-the-Go-Angebot wünschen sich die Befragten insgesamt eine größere Auswahl an Salaten, Obst und Gemüse.

Mehr Information auf der Speisekarte

Ein Hinweis auf mit heimischen Lebensmitteln zubereitete Speisen findet große Zustimmung unter den Österreicherinnen und Österreichern: 83 % der Befragten würden eine Speise mit heimischen Zutaten einer Speise aus importierten Lebensmitteln bevorzugen. Auch die Angabe der Kalorien wird von der Mehrheit gewünscht: Insgesamt 62 % würden eine derartige Maßnahme begrüßen. Und 72 % möchten darüber aufgeklärt werden, wenn Speisen aktuellen ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechend adaptiert werden, wenn z. B. fettreduziert oder mit weniger Salz gekocht wird. Für die Auslobung einer "gesünderen Alternative" sprechen sich insgesamt 77 % aller Befragten aus - diese "gesündere Alternative" würden 35 % der Befragten an drei bis vier Tagen pro Woche bevorzugen. Dazu hält Univ.-Prof. Dr. Jürgen König fest: "Es ist schön zu sehen, dass der Großteil der Österreicherinnen und Österreicher eine Information auch in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung wünscht, weil es zeigt, dass sie sich zunehmend mit gesunder Ernährung auseinander setzen wollen. Bei denjenigen, die aus beruflichen Gründen auswärts essen (müssen), könnten zusätzliche Angaben das Verhalten auch ändern, beim Essen als Freizeitgestaltung wage ich dies jedoch zu bezweifeln."

Motive für das Essen gehen: Wenn nicht beruflich, dann wegen des geselligen Zusammenseins

Der am häufigsten genannte Grund für das Essen außer Haus unter der Woche ist "berufs- oder ausbildungsbedingt" - für je 71 % der Genießer und Genusszweifler und 60 % der Genussunfähigen. Abseits dieser rahmenbedingten Motivation rangieren bei allen Typen die Gründe "wegen des geselligen Zusammenseins" auf Platz 1 (23 % unter der Woche, 46 % am Wochenende) und "weil es bequemer ist" auf Platz 2 (18 % unter der Woche, 39 % am Wochenende). Am Wochenende folgt als Motivation für das Essen außer Haus "Essen als Freizeitgestaltung" mit 36 %. Während Genießer auch unter der Woche das Essen gehen als Freizeitgestaltung auf Platz 3 setzen, tun dies die Genusszweifler und -unfähigen nur am Wochenende. "Zu wenig Zeit, um zu Hause zu essen" und "keine Lust zum Kochen" folgen bei ihnen auf Platz 3 der Gründe fürs Essen gehen unter der Woche. Univ.-Prof. Dr. Jürgen König sieht eine problematische Entwicklung: "Wir sehen, dass mehr wegen der sozialen Komponente essen gegangen wird, die Nahrungsaufnahme selbst spielt eher eine sekundäre Rolle. Paradox scheinen die gegenläufigen Trends 'passives Interesse am Kochen bei TV-Shows' bei gleichzeitiger Unfähigkeit, das Wissen aktiv umzusetzen. Dieses Desinteresse ist relativ beunruhigend."

In der Krise: Genießer schauen auf sich und auch aufs Geld

Genießer und Genusszweifler geben im Gegensatz zu Genussunfähigen deutlich häufiger an, dass sie es sich im Vergleich zum Vorjahr in den eigenen vier Wänden öfter gemütlich machen (39 %, 40 % vs. 25 %), mehr auf sich selbst achten (40 %, 42 % vs. 26 %) und dass sie öfter versuchen, bewusst zuhause zu genießen (45 %, 38 % vs. 22 %). Genussunfähige haben ihr Wohnverhalten gegenüber dem Vorjahr bedeutend seltener geändert, trotzdem gehen Genießer noch häufiger auswärts Essen. Zudem zeigt sich, dass deutlich mehr Genießer als Genusszweifler oder -unfähige angeben, beim Einkauf von Lebensmitteln häufiger auf Preisaktionen zu achten (50 % vs. 39 % vs. 32 %) und generell bewusster mit Lebensmitteln umzugehen als im vergangenen Jahr (39 % vs. 27 % vs. 25 %). Abschließend erklärt Dr. Christopher Mayr, Obmann des forum. ernährung heute: "Genießen ist keine Frage des Geldes, sondern vielmehr eine Frage der Einstellung und der positiven Erfahrung damit. Im Genussbarometer zeigte sich, dass Genussunfähige zwar über ein höheres Netto-Einkommen verfügen, sich aber weniger kulinarische Genusserlebnisse gönnen. Genießer hingegen bevorzugen deutlich die gehobene Gastronomie beim Essen gehen und nützen Genusserlebnisse für ihr Wohlbefinden."

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