02.08.2017 von Dr. Elisabeth Rudolph

Die Renaissance der Kochkunst

Kochen liegt im Trend. Das zeigen vor allem die Einschaltquoten zahlreicher Kochshows im Fernsehen. Egal ob gegrillt, gebacken oder um die Wette gekocht wird: Selbst zubereitetes Essen ist wieder in aller Munde. Doch wie sieht es mit der eigenen Kochlust aus?

Wer häufig kocht, steuert das Ernährungsverhalten und beeinflusst die Lebensmittelauswahl. Der Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeigt, wer oft zum Kochlöffel greift, isst auch mehr Obst und Gemüse. Gleichzeitig werden weniger Süßigkeiten und Snacks verzehrt. Frauen, die nahezu täglich kochen, essen sogar um 40 % mehr Obst und mehr als doppelt so viel Gemüse als jene, die selten kochen. Bei ihnen steigt auch der Gesamtlebensmittelverbrauch an. Der höhere Gemüseverzehr wird zum Teil auf die klassische Mahlzeitenzusammenstellung zurückgeführt. Diese beinhaltet meist eine Gemüsebeilage. Das bedeutet: Jene, die häufiger selber kochen, verwenden automatisch auch mehr Gemüse.
Der höhere Obstkonsum ist bei den Frauen signifikant. Vermutlich hängt das mit dem ausgeprägten Ernährungsbewusstsein und auch mit dem Wissen rund um Ernährung und Co zusammen. Denn, je öfter man kocht, desto intensiver beschäftigt man sich mit Lebensmitteln, Ernährung, Küche und Co.

Wer kocht wieviel?

Frauen kochen immer noch am häufigsten, knapp zwei Drittel der Befragten tun dies täglich. Leben Kinder im Haushalt wird sogar noch häufiger gekocht. Rund ein Drittel der Frauen kocht ein- bis viermal pro Woche selbst. Frauen die Vollzeit im Berufsleben stehen, kochen seltener als Teilzeit Angestellte oder jene ohne Arbeit. Hier fehlt es schlichtweg an der Zeit. Ob selbst gekocht wird oder nicht, liegt auch an der Größe des Haushalts. Singlefrauen bereiten nämlich ihr Essen seltener selbst zu, als Frauen im Familienverbund. Nur 3 % der Frauen meiden die Küche komplett.

Speisen selbst zuzubereiten ist nicht nur Frauensache. Ganz im Gegenteil: Unter den befragten Männern geben 40 % an, fast täglich hinter dem Herd zu stehen. Knapp jeder fünfte Mann kocht nie. Singlemänner essen häufiger außer Haus, denn nur ein Viertel der männlichen Singles kocht selbst. Sie haben generell weniger Motivation selber zu kochen und schätzen ihre eigene Kochkompetenz als sehr niedrig ein. Personen mit einfacher Bildung kochen gerne und somit häufiger als Personen mit höherer Bildung. Begründet wird es vor allem durch einen strukturierteren Alltag, generell mehr Zeit zuhause, aber auch durch traditionsbedingtes kochen.

Wissenswert

Wie oft Österreicher im Vergleich zu den Deutschen kochen, lesen Sie im Artikel „Ran an den Herd.“

Je älter, desto lieber

Je älter die Befragten, desto häufiger kochen sie. Bei den Frauen zeigt sich, dass acht von zehn über 65-jährigen täglich eine warme Mahlzeit zubereitet. Auch bei den Männern steigt die Kochlust mit dem Alter an: Rund zwei Drittel der männlichen Pensionisten gibt an, fast täglich zu kochen. Sehr wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass Ältere nicht mehr erwerbstätig sind und folglich mehr Zeit für Küche und Co haben. Oft sind es aber auch traditionelle Verhaltensmuster, die hier eine Rolle spielen.

Kochen lernt man durch das Kochen

Auch für das Kochen gilt: Übung macht den Meister. Für viele ist jedoch die Hemmschwelle, selbst zum Kochlöffel zu greifen, hoch. Viele empfinden kochen als lästige Pflicht um sich oder seine Liebsten zu verköstigen. Oft fehlt aber nur der richtige Zugang. In Gesellschaft pfiffige Mahlzeiten zuzubereiten macht eindeutig mehr Spaß, ebenso wenn es darum geht, die Kinder einzubinden. Wer häufig hinter dem Herd steht, perfektioniert nicht nur die Kochfertigkeiten, gleichzeitig wird auch das Bewusstsein rund um die Zutaten geschärft. Die Studie zeigt, dass Lebensmittel bewusster eingekauft werden. Saisonale und regionale Produkte stehen im Vordergrund, ebenso der Genuss. Übrigens, Genuss steigert die Lebensqualität. Wie das funktioniert, lesen Sie im Genussbarometer nach.

Die Küche als Statussymbol

Wenn es um die Kochleidenschaft geht, ist noch ein Trend klar erkennbar: Die Küchenausstattung wird sorgfältig ausgewählt. „Die Küchen werden immer teurer, aber es wird immer weniger gekocht“, stellt Hans Hauner von der Ernährungsmedizin der TU München fest. Er beklagt, dass viele Menschen nie gelernt haben, selber zu kochen und wenn gekocht wird, wird es entsprechend inszeniert. Auch das Marktforschungsunternehmen GfK kann einen Trend zu teuren Küchen verzeichnen. In der Küchenbranche hat eine Trendumkehr zu genussvollem Kochen stattgefunden. Wer es sich leisten kann, achtet deshalb auf eine hochwertige Ausstattung. Für die Zubereitung ausgewogener Mahlzeiten, reicht jedoch auch eine einfache Ausstattung, so Hauner.

Fazit

Kochen ist keine Hexerei, dennoch haben viele eine Scheu davor. Vor allem Singles schwingen deutlich seltener den Kochlöffel. Oft reichen jedoch einfache Gerichte oder eine Kombination aus Convenience Produkten und frischen Zutaten, um den Einstieg zu meistern.
Wie Sie mit einfachen Mitteln das Kochen attraktiv gestalten, lesen Sie hier.

 

Literatur

Deutsche Gesellschaft für Ernährung: 13. DGE-Ernährungsbericht (2016).

Presseinformation: DGE aktuell 5/2017: Wer kocht denn in Deutschland?

Nordwest Zeitung: Die Küche wird zum Statussymbol: www.nwzonline.de/wirtschaft/die-kueche-wird-zum-statussymbol_a_31,2,4090862652.html (Zugriff am 6.7.2017)

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