Essstörungen - kompetente Hilfe gefragt!
Essstörungen entwickeln sich oft „schleichend“. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper kann im Laufe der Zeit eine Eigendynamik entwickeln, bis sich alles nur mehr um das „Essen oder Nicht-Essen“ dreht. Vorrangigstes Behandlungsziel ist daher eine Wiederherstellung des normalen Essverhaltens. Der wichtigste Schritt dazu ist die Krankheitseinsicht der Betroffenen. Denn ohne ihre Zustimmung wird keine Therapie greifen. Wesentlich ist, den Betroffenen aufzuzeigen, dass sie an einer Krankheit leiden, gegen die man etwas tun kann.
Tipps für Außenstehende:
- Sprechen Sie die Betroffenen nur an, wenn Sie echtes Interesse haben, keinesfalls nur aus Pflichtgefühl heraus.
- Wichtig ist, die Betroffenen alleine und direkt anzusprechen, nachdem Sie die Gesprächssituation sorgfältig vorbereitet haben.
- Konfrontieren Sie die Betroffenen mit Ihren konkreten Beobachtungen in der "Ich-Form", vermeiden Sie abwertende Bemerkungen.
- Zeigen Sie Verständnis, ohne die Essstörung gutzuheißen. Zeigen Sie, dass Sie sich Sorgen machen, Angst, Ärger, Hilflosigkeit spüren, ohne dabei verletzend zu werden.
- Man muss damit rechnen, dass die Betroffenen im ersten Gespräch alles abstreiten. Es ist daher sinnvoll in regelmäßigen Abständen Gespräche anzubieten.
- Geben Sie den Betroffenen Zeit, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass da jemand ist, der ihre Essstörung bemerkt hat und ehrliches Interesse daran hat zu helfen. Nachdem die anfängliche Scham überwunden wurde, ist es oft eine große Erleichterung, mit jemandem über das Problem sprechen zu können.
- Vermeiden Sie, eine Kontrollfunktion oder Therapeutenrolle einzunehmen. Besser ist es, die Betroffenen auf externe Einrichtungen und Fachleute aufmerksam zu machen und sie bei der Suche nach professioneller Hilfe zu unterstützen.
- Informieren Sie sich über Essstörungen und holen Sie sich gegebenenfalls selbst Hilfe zur Unterstützung für diese schwierige Situation.
Als Hilfestellung haben wir einige Anlaufstellen für weiterführende Informationen und Beratungseinrichtungen recherchiert. Zum Downloaden der Liste klicken Sie hier.
Seit August 2021 gibt es in Graz das LeLi-Tageszentrum für Menschen mit Essstörungen. Dieses soll die Lücke zwischen ambulanter- und stationärer Betreuung schließen und dazu dienen, Betroffene und Angehörige regelmäßig außerhalb des Klinik-Settings zu betreuen. Die Begleitung erfolgt mit Psychotherapeuten, Ärzten, Diätologen und Physiotherapeuten und dauert maximal 2 Jahre.
Im Wiener sowhat - Kompetenzzentrum für Menschen mit Essstörungen finden regelmäßig Informationsabende (live oder online) statt. Das interdisziplinäre Team aus den Bereichen Psychotherapie, Medizin und Psychologie stellt dabei das Behandlungsangebot vor und die Betroffenen haben die Möglichkeit, unverbindlich "auf Tuchfühlung" mit den Betreuern zu gehen. Es gibt auch eigene Informationsabende für Angehörige.
Die Hotline für Essstörungen der Wiener Gesundheitsförderung berät Betroffene sowie Angehörige unter hilfe@essstoerungshotline.at oder 0800/20 112-0.