01.08.2016 von Dr. Elisabeth Rudolph

Fitter Körper, fitter Geist - auch im Alter

Bewegung hat viele Vorteile, auch mit zunehmenden Jahren. Denn wer regelmäßig aktiv ist, hält nicht nur seinen Körper in Schwung und die Muskeln fit, sondern wird sich geistig jünger fühlen. Wie kommt es dazu und was kann jeder Einzelne tun? Eine aktuelle Studie gibt Aufschluss.

 Die Gesundheit unseres Gehirns beeinflusst, wie wir lernen, wie wir uns Dinge merken und wie wir Entscheidungen treffen können. Mit zunehmendem Alter jedoch nimmt die Leistung des Gehirns ab. Bereits ab dem 65. Lebensjahr steigt das Risiko, an Demenz zu erkranken. Vor einigen Jahrzehnten waren sich Forscher einig, dass der Alterungsprozess in erster Linie genetisch festgelegt ist. Mittlerweile weiß man über die entscheidende Rolle des Lebensstils für die kognitive Fitness und Lebenserwartung.

Wissenswert

Derzeit leben ca. 115.000 bis 130.000 Menschen mit irgendeiner Form der Demenz in Österreich. Alzheimer zählt zu den häufigsten Demenzerkrankungen. Durch die steigende Lebenserwartung wird sich die Zahl an Demenzkranken bis zum Jahr 2050 verdoppeln.  

Wer rastet, der rostet!              

Heutzutage werden wir nicht nur älter, wir sind im Alter gesünder und auch die geistige Leistungsfähigkeit ist besser als noch vor 30 Jahren. Auch wenn die Forscher teilweise sehr widersprüchliche Ergebnisse zum Alterungsprozess veröffentlichen, bleibt eines unbestritten: geistige Fitness bei Betagten setzt sich aus vielen Komponenten zusammen. Dazu zählt auch, dass man sich ausreichend bewegt. Denn dass Bewegung und geistige Fitness im Alter zusammenhängen, haben die Auswertungen der „Austrian Stroke Prevention Study“ ergeben.

Fitte Ältere mit jüngerem Gehirn

Im Rahmen dieser Studie beschäftigen sich Forscher schon seit den 1990er-Jahren mit der Frage, wie Schlaganfall verhindert werden kann. Nun wollte ein Forscherteam der Medizinischen Universität Graz herausfinden, wie sich Bewegung auf geistige Funktionen auswirkt. Insgesamt waren 877 Grazer mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren an der Studie beteiligt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten einen Fitnesstest absolvieren, bei dem der Ruhepuls, die maximale Herzfrequenz und die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2-max) ermittelt wurden. Zusätzlich wurden die Gedächtnisleistung, die Hand- und Fingerfunktion und Gehirnfunktionen, die vor allem mit mentaler Stärke und Entscheidungskraft zu tun haben, analysiert. Bereits vorhandene Gehirnschädigungen und -veränderungen wurden mittels Magnetresonanzscans beobachtet.

Die Auswertungen lassen aufhorchen: Körperliche Fitness im Alter wirkt sich positiv auf die Gehirnfunktionen aus. Je fitter, desto besser die geistigen Leistungen. Körperlich Aktive merkten sie sich Sachen leichter und konnten sich bei den Gedächtnistests besser konzentrieren als unfitte Senioren. Auch die motorischen Fähigkeiten waren bei ihnen ausgeprägter als bei den Unsportlichen. Kurzum: Fitness hält auch das Gehirn jung. Konkret stellten die Forscher fest, dass die Gehirnfunktionen der Trainierten bis zu sieben Jahre jünger erscheinen.

Trainierte sind klar im Vorteil

Bessere Fitness wirkt sich nicht nur positiv auf die gesamte geistige Leistung aus, sondern auch auf spezielle Gehirnregionen, die mit dem Altern des Gehirns zusammen hängen. Durch regelmäßige Bewegung verlangsamt sich offensichtlich der Prozess des Alterns. Der genaue Mechanismus dahinter ist jedoch nicht bekannt. Man vermutet, dass Bewegung den Blutfluss durch das Gehirn, die Kapillardichte und die antioxidativen Mechanismen erhöht. Die betroffenen Gehirnregionen sind durch die hohe besser geschützt. Das Gute ist: Die maximale Sauerstoffaufnahme kann trainiert werden. Welche Sportarten sich günstig auf die geistigen Fähigkeiten auswirken, ist zwar noch nicht restlos geklärt. Für das Steigern der maximalen Sauerstoffaufnahme sind aber auf jeden Fall Ausdauersportarten wie flottes Spazierengehen, Wandern und Radfahren empfehlenswert.
Auch Forschungsergebnisse anderer Gruppen und Übersichtsarbeiten kommen zu dem Schluss, dass Bewegung eine Demenzentwicklung hinten an hält. Denn bei schlechter Fitness sinkt die Gehirnleistung und das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigt. Die Forscher haben zusätzlich herausgefunden, dass der positive Effekt des Trainings auf die Gehirnleistung unabhängig vom Alter ist. Prävention spielt demnach eine große Rolle, denn, wer bereits im mittleren Alter auf seine Fitness achtet, tut nicht nur dem Herzen etwas Gutes, sondern merkt sich im Alter mehr und ist insgesamt beweglicher.

Tipps für die Praxis:

•    Um die Gesundheit zu fördern oder aufrecht zu erhalten, sollten mindestens 150 Minuten pro Woche Bewegung bei mittlerer Intensität, absolviert werden.
•    Um einen weiteren gesundheitlichen Nutzen zu erreichen, sollte der Bewegungsumfang auf 300 Minuten pro Woche erhöht werden.
•    Zusätzlich zu Ausdauersport sollten an mindestens zwei Tagen muskelstärkende Übungen gemacht werden: Turnen, Stiegen steigen sowie Übungen mit dem Thera-Band oder leichte Gewichte unterstützen dabei.
•    Um die Sturzgefahr zu reduzieren, sollte der Gleichgewichtssinn geschult werden, zum Beispiel auf einem Bein stehen oder auf einem am Boden liegenden Seil balancieren.

Fazit:

Wie man möglichst lange geistig aktiv bleiben kann, ist noch nicht vollständig untersucht. Die Einen schwören auf Kreuzworträtsel und Sudoku, die Anderen auf Quizsendungen. Eines ist jedoch klar: Am besten ist ein Mix an Aktivitäten! Nun ist zudem belegt, dass körperliche Fitness auch den Geist in Schwung hält. Dabei reichen Wandern, Spazierengehen, langsames Laufen oder Radfahren aus, um fit zu bleiben.

Literatur

www.bmgf.gv.at/home/Gesundheit/Krankheiten/Demenz/ (Zugriff am 16.07.2016)
www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/1/6/5/CH1357/CMS1405438552027/oe_empfehlung_gesundheitswirksamebewegung.pdf (Zugriff am 16.07.2016)
Freudenberger P et al.: Fitness and cognition in the elderly. The Austrian Stroke Prevention Study. Neurology 68: 418-424 (2016)

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