21.06.2016 von Redaktion

Genetisch maßgeschneidert zum Wunschgewicht

Unsere Gene beeinflussen, wie wir Nährstoffe verwerten. Und umgekehrt: Unsere Ernährung beeinflusst unsere Gene, man nennt diese junge Wissenschaft Nutrigenomik. Diese beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Ernährung und Genen. Die Nutrigenomik hat zwei Forschungszweige: Auf der einen Seite wird eruiert, wie sich die Ernährung auf das menschliche Genom auswirkt. Andererseits wird geforscht, wie die ererbte Grundausstattung des Menschen die Nährstoffverwertung beeinflusst.

Chancen für individuelle Ernährungskonzepte?

Immer mehr Autoren setzen auf genetisch individuell zugeschnittene Diäten. So etwa der amerikanische Arzt Mark Hyman mit der „Megabolic Diät“, die Ökotrophologin Marion Jetter mit „Abnehmen mit dem metabolischem Prinzip“ oder der deutsche (mittlerweile verstorbene) Internist Wolf Funfack mit seinem Erfolgsmodell „metabolic balance®“. 
Zwar ist Nutrigenomik schon einige Jahre im Fokus der Wissenschaft und der Einfluss der Gene auf die Nahrungsverwertung ist unbestritten, doch eine maßgeschneiderte, genetisch-individuelle Diät ist (leider) noch Zukunftsmusik.

Unhaltbare Versprechen

Dabei ist die Vorstellung nur zu verlockend: Man geht zum Arzt, lässt eine Blutanalyse machen und anhand der Ergebnisse findet man eine oder mehrere Gene, die für das vorliegende Übergewicht verantwortlich sind. Einfach die Übeltäter vom Speiseplan streichen und die Wunschfigur stellt sich von alleine ein. So oder ähnlich behaupten das manche Autoren. Hyman schreibt etwa, Lebensmittel enthielten Informationen und Anweisungen für den Körper. Mit der richtigen Nahrung soll man dem Organismus Abnehmen und Gesundheit vermitteln, mit der falschen dagegen Gewichtszunahme und Krankheit. Durch Selbsttests könne herausgefunden werden, was die Gewichtsprobleme verursacht. Letztendlich laufen Hymans Empfehlungen aber auf eine Vollwerternährung, ergänzt um Nahrungsergänzungsmittel hinaus.

Auch Jetter arbeitet mit einem Fragebogen, anhand dessen der Leser herausfinden soll, ob er Nahrungsmittel schnell oder langsam verbrennt bzw. ob er ein Kohlenhydrat-, Eiweiß- oder Mischtyp ist. Je nachdem laufen die Empfehlungen auf eine mediterrane Kost, eine Low Carb-Diät oder eine Mischkost hinaus. Im Zuge eines Tests der Mitarbeiter des Vereins für Konsumenteninformation wurden übrigens alle Testpersonen anhand dieses Fragebogens als Mischtypen klassifiziert.

Genetische Ausstattung nicht durch Fragebögen abbildbar

Fakt ist: Das genetische Profil eines Menschen lässt sich nicht mit einem Fragebogen ermitteln, sondern erfordert umfangreiche, kostenintensive und komplizierte Analysen. Ganz abgesehen davon, hängen viele Krankheiten nicht nur von einem sondern von mehreren hundert Genen und deren Zusammenspiel ab. Die aus den bisherigen Forschungsergebnissen abgeleiteten Ansätze sind durchaus vielversprechend, aber Experten weisen darauf hin, dass – entsprechend großen Forschungsaufwand vorausgesetzt – erst in Jahren mit entsprechenden, zielgerichteten Ernährungsempfehlungen zu rechnen ist. 
Derzeit sind Gendiäten aus wissenschaftlicher Sicht Humbug und nichts anderes als Geschäftemacherei.

Fazit

Eine genetisch speziell auf den Einzelnen zugeschnittene Diät ist noch nicht Realität, obwohl manche Anbieter und Autoren dies suggerieren. Noch kann keine bestimmte Ernährungsweise auf Basis einer individuellen DNA-Analyse ausgesprochen werden. Die Nutrigenomik könnte jedoch in absehbarer Zeit die Grundlagen für individuelle Ernährungskonzepte liefern. Etwa ob eine Person eher durch eine kohlenhydratarme Diät oder eine Ernährung mit viel pflanzlichem Fett ihre vererbten Krankheitsrisiken reduziert. Natürlich müssen dabei weitere Lebensstilfaktoren berücksichtigt werden. Informationen aus Ernährungsfragebögen und Bluttests lassen schon heute in die Krankheitszukunft des Patienten blicken. Sie bilden die Basis für Ernährungsempfehlungen, die die Risiken für bestimmte Krankheiten vermindern können.

Über individualisierte Konzepte lesen Sie hier.

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