Glühwein heizt ein?
Nach einem Glaserl Schnaps oder Häferl Punsch wird einem angenehm warm. Ganz einleuchtend klingt da die Erklärung, Alkohol erweitere die Blutgefäße unter der Haut, wodurch es einem wärmer vorkomme. Durch den erhöhten Blutfluss an der Körperoberfläche soll dann Wärme an die Umgebung abgegeben werden und dadurch würde der Körper auskühlen. So eine weitläufige Erklärung zum Einfluss von Alkohol auf das subjektive Wärmeempfinden und den nicht nachhaltig wärmenden Effekt. In bisherigen Humanstudien wurden diese Mechanismen allerdings nicht belegt. Demnach beeinflusst Alkohol die Kerntemperatur des menschlichen Körpers nicht wesentlich und lässt den Körper nicht schneller auskühlen, sondern senkt das Kälteempfinden.
Insbesondere in kalten und extrem kalten Umgebungen überlagert der natürliche Mechanismus, bei Kälte die Gefäße zu verengen, deutlich die schwache gefäßerweiternde Wirkung des Alkohols. Warum denkt man trotzdem, dass Alkohol feurig wärmt? Es handelt sich vielmehr um Wechselwirkungen mit dem temperatursensiblen Nervensystem, die dazu führen, die umgebende Kälte weniger stark wahrzunehmen. Man kühlt bei vermehrtem Alkoholkonsum daher eher unbemerkt aus und geht dann nicht rechtzeitig ins Warme. Bei Rauschzuständen im Winter kann das sogar lebensbedrohlich sein.
Kurzum: Wenn man’s nicht übertreibt, eignen sich zum Aufwärmen Glühwein oder Punsch gleichermaßen wie (Ingwer-)Tee, Kakao oder alkoholfreier Punsch.
Orangenpunsch (wahlweise mit oder ohne Alkohol):
- 750 ml Früchtetee
- 250 ml Orangensaft
- Saft von 1 Zitrone
- 1 unbehandelte Orange in Scheiben
- 2 fingerdicke Ingwerscheiben
- 1 Stück Zimtrinde
- 8 Gewürznelken
- Zucker je nach Belieben
mit Alkohol:
- zusätzlich 1 Flasche Weißwein
- 200 ml Rum
Früchtetee mit heißem Wasser aufgießen, 5 min ziehen lassen, Gewürze, Säfte und evtl. Alkohol hinzufügen, noch mal erwärmen, aber nicht zum Kochen bringen und zu guter Letzt nach Belieben süßen – fertig!
Literatur
Yoda T et al.: Effects of alcohol on autonomic responses and thermal sensation during cold exposure in humans. Alcohol 42:207–212 (2008).