Karies in Zahlen
Karies ist nicht nur für die Mundgesundheit, sondern auch für die ganzheitliche Gesundheit ein schlechtes Zeichen. Viele chronische Erkrankungen beginnen im Mund oder werden durch Zahnerkrankungen beeinflusst. Umso wichtiger, dass besonderes Augenmerk auf die Zähne gelegt wird.
Im Rahmen der Strategie „Gesundheit für alle im 21. Jahrhundert“ forderte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Senkung der Kariesfälle. Bis zum Jahr 2020 sollten mindestens 80 % der Sechsjährigen kariesfrei sein, Zwölfjährige sollten weniger als 1,5 kariöse Zähne haben und Achtzehnjährigen keine Zähne fehlen – so die Hauptziele der WHO für Kinder und Jugendliche. Um dies zu erreichen, mussten die Mitgliedsländer gezielte Vorsorgemaßnahmen durchführen. Ob sie erfolgreich dazu beigetragen haben, die Zähne der Bevölkerung gesünder zu halten, ist mit Zahnstatuserhebungen zu überprüfen. Inwiefern die Zähne der Bevölkerung tatsächlich gesünder geworden sind, wurde 2020 jedoch nicht evaluiert. In Österreich stammen die aktuellsten Daten aus 2016. Es ist also nicht klar, wie es derzeit um die Verbreitung von Karies steht.
Karies in Österreich
Eine Erhebung aus dem Jahr 2016 ergab, dass nur rund 55 % der Sechsjährigen kariesfreie Milchzähne haben. Somit hat im Umkehrschluss immerhin fast jedes zweite Kind Erfahrung mit Milchzahnkaries. Im österreichischen Bundesdurchschnitt zeigt sich, dass diese Kinder im Durchschnitt zwei befallene Zähne aufweisen. Der Trend zu kariesfreien Zähnen ist dennoch steigend, denn der Anteil „kariesfreier Kinder“ stieg zwischen 2011 und 2016 immerhin um 3 %.
Wissenswert
Kinder sind in der Regel besonders anfällig für Karies, denn bei Milchzähnen ist der Zahnschmelz empfindlicher als bei bleibenden Zähnen.
Bei den in Österreich lebenden zwölfjährigen Jugendlichen kann man davon ausgehen, dass sie die Ziele der WHO erfüllt haben. Für sie galt: Der DMFT-Index soll nicht größer als 1,5 sein. Der DMFT-Index (Decay-missing-filled teeth index) ist ein weiterer Indikator, an dem die Zahngesundheit abgelesen werden kann. Er beschreibt die Anzahl der kariösen, wegen Karies fehlender oder gefüllter Zähne. Die untersuchten Kinder erzielten bereits im Jahr 2012 einen DMFT von 1,4.
Für Achtzehnjährige definierte die WHO als Ziel für 2020, dass sie noch alle Zähne haben sollten, da es in diesem Alter keine Milchzähne mehr gibt. Die durchschnittliche Anzahl der wegen Karies fehlenden Zähne lag in Österreich im Jahr 2014 in dieser Altersgruppe bei 0,05.
Für Erwachsene der Altersgruppe 35–44 Jahre legte die WHO als Ziel einen DMFT-Index von ≤ 10 fest. Im Jahr 2010 lag er noch bei 15. Wie es heute aussieht, ist mangels Daten leider unklar.
Karies im internationalen Vergleich
Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021 gibt Auskunft über die internationale Prävalenz von Karies bei Erwachsenen. Zur Beurteilung der Karies wurden die WHO-Diagnosekriterien herangezogen. Dabei zeigte sich eine Karies-Prävalenz von 43–99 % im asiatischen und afrikanischen Raum, von 21–49 % in der EU sowie von 25 % in Nordamerika und Australien.
Im internationalen Vergleich der Zwölfjährigen mit Kariesbefall liegt Österreich laut einer Studie des digitalen Gesundheitsberatungsunternehmen Qunomedical mit einem DMFT-Index von 1,4 im Mittelfeld. Vergleichbare Werte zeigen Italien und Frankreich mit 1,2. Im Spitzenfeld befinden sich Dänemark mit 0,4 sowie Deutschland mit 0,5. Länder mit einem DMFT-Index von über 2 sind beispielsweise Ungarn, Rumänien und Polen.
Zukünftige Strategien
Die Ergebnisse der älteren Zahnstatuserhebungen zeigen, dass die Zähne der jungen Menschen generell gesünder werden. Besonders bei der jüngeren Bevölkerung scheinen sich Erfolge der Aufklärung zu zeigen: Laut einer Umfrage von CP GABA aus dem Jahr 2022 putzen 83 % der in Österreich lebenden Menschen mindestens zweimal am Tag ihre Zähne. 2018 lag dieser Wert noch bei 74 %. Ansporn genug, den Weg einer präventionsorientierten Zahnheilkunde in Richtung Zahnerhalt weiter zu verfolgen. Ein früh erkannter kariöser Zahn kann mit Fluorid aufgebaut, versiegelt oder gefüllt werden und so die Zahngesundheit verbessern. Wer die eigene Mundhygiene ernst nimmt, regelmäßig professionelle Zahnreinigungen durchführen lässt und zahnärztliche Kontrolluntersuchungen nicht auslässt, hat demnach beste Chancen länger mundgesund zu bleiben. Hier gibt es noch mehr Zahnpflege-Tipps.
Wissenswert
Im Erwachsenenalter ist Paradontitis (Erkrankung des Zahnhalteapparates) der häufigste Grund für Zahnverlust. Die WHO richtet das Augenmerk daher bei Erwachsenen nicht auf Karies, sondern auf die Vollständigkeit der Zähne und parodontale Gesundheit. Im Artikel "Eng verzahnt: Diabetes und Parodontitis" habe wir uns den Zusammenhang mit Diabetes angesehen.
Fazit
Der durchaus erfreuliche Verlauf der Mundgesundheit in den letzten vorliegenden Daten darf nicht täuschen. Österreich ist mit den Erhebungen zum Zahnstatus von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen längst hinterher. Obgleich Zahngesundheit ein oft adressiertes Thema ist, fehlen belastbare Daten, um den aktuellen Status quo erheben und beurteilen zu können. Nur damit können auch zukünftig effektive gesundheitspolitische Entscheidungen getroffen werden.
Literatur
Chan AKY, et al.: A Systematic Review on Caries Status of Older Adults. Int. J. Environ. Res. Public Health 18: (20) (2021).
CP GABA INTEGRAL: Presseinformation von August 2022: 20. „Monat der Mundgesundheit“: Experten orten neue Herausforderungen, trotzVerbesserung. Prophylaxe darf nie aufhören! (2022).
Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG): Kinder- und Jugendgesundheitsbericht 2015. www.sozialministerium.at (Zugriff: 21.09.2022).
Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG): Länder-Zahnstatuserhebung 2016: Sechsjährige in Österreich. www.sozialministerium.at (Zugriff: 21.09.2022).
Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG): Länder-Zahnstatuserhebung 2012: Zwölfjährige in Österreich (2014). www.sozialministerium.at (Zugriff: 21.09.2022).
Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG): Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008. www.sozialministerium.at (Zugriff: 21.09.2022).
Qunomedical: Zahngesundheit im internationalen Vergleich. www.qunomedical.com (Zugriff: 21.09.2022).
ZWP online: Branchenmeldung vom 29.08.2022: Prophylaxe: Herausforderungen, trotz Verbesserung. www.zwp-online.info (Zugriff: 21.09.2022).