21.08.2012 von Mag. Nina Grötschl

Magersucht bei reifen Frauen – ein Tabu?

Essstörungen werden meist als Pubertätskrankheiten angesehen. Jedoch leiden immer mehr Frauen der Generation „50 plus" an Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating. Das zeigt eine aktuelle US-amerikanische Studie.

Das gängige Schlankheitsideal und das Streben nach ewiger Jugend treiben auch Frauen der Altersgruppe „50 plus" in Essstörungen. Wissenschafter der Universität in North Carolina haben mehr als 1800 Frauen der Zielgruppe „50 plus" über ihre Einstellung zum Körpergewicht, Diätverhalten und Altern befragt. Dabei zeigte sich, dass das Körpergewicht für acht von zehn der Testpersonen eine wichtige Rolle spielt. Rund 70 % der Frauen versuchen kontinuierlich abzunehmen. Davon unterzieht sich ungefähr jede Vierte regelmäßig einer Diät. 40 % der Frauen kontrollieren mehrmals pro Woche ihr Körpergewicht und betrachten ihren Körper täglich kritisch im Spiegel. Um nicht zuzunehmen oder um Gewicht zu reduzieren, greifen knapp 8 % der über 50-Jährigen zu Diätpillen, rund 2 % nehmen regelmäßig Abführmittel ein. 7 % der Befragten treiben übermäßig viel Sport, um schlank zu bleiben.

Weiters wurde deutlich, dass knapp 4 % der Frauen an Essattacken leiden, 1 % gibt an, sich nach Essanfällen bewusst zu übergeben und zirka 8 % erbrechen generell absichtlich, um ihr Gewicht zu kontrollieren.

Schlank altern - um jeden Preis?

In vielen Fällen hat sich das abnorme Essverhalten bereits in der Jugend manifestiert und zieht sich (oft unbemerkt) in spätere Lebensphasen hinein. Doch manchmal entstehen Magersucht und Co. erst in den Wechseljahren. Mit zunehmendem Alter werden manche Frauen mit ihrem Äußeren unzufriedener und versuchen, ihre jugendliche Figur durch Diäten und Abnehmprodukte wiederzuerlangen. Doch der Lauf der Natur ist nicht aufzuhalten: Die Haut wird schlaffer, weibliche Rundungen werden mehr und die Fruchtbarkeit endet. Zudem stürzen familiäre Probleme wie Scheidung, Todesfälle oder die Abnabelung von den Kindern Frauen oft in zusätzliche Lebenskrisen, die sich in Essstörungen ausdrücken können. Wichtig ist, dass Angehörige und Freunde die Essstörung der Betroffenen rechtzeitig erkennen und ernst nehmen. Denn Mangelernährung kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen - vor allem bei älteren Menschen.

Anzeichen für eine Essstörung können u. a. sein:

  • der Verzicht auf das Essen bei gemeinsamen Mahlzeiten,
  • die Einteilung der Lebensmittel in "erlaubte" und "verbotene",
  • panische Angst vor jeglicher Gewichtszunahme,
  • ein sehr geringes Köpergewicht,
  • eine überstürzte Gewichtsabnahme,
  • ein geringes Selbstwertgefühl oder eine geringe Körperwertschätzung,
  • Rückzug von Freunden, Familie und Partner.

Fazit

Essstörungen werden meist als Jugendkrankheit angesehen. Doch Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating treten auch in der Generation "50 plus" auf. Da die gesundheitlichen Risiken bei älteren Frauen besonders groß sind, sollten Angehörige, Freunde und Bekannte frühzeitig auf die Erkrankung aufmerksam werden und für Hilfe sorgen.

Eine Liste mit Ansprechstellen, Internetseiten und Hotlines zum Thema Essstörungen finden Sie hier.

Literatur

Gagne D et al.: Eating disorder symptoms and weight and shape concerns in a large web-based convenience sample of women ages 50 and above: Results of the gender and body image (GABI) study. Int J Eat Disord 06 (2012).

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