Portionsgrößen und Food Waste hängen zusammen
Viele kennen es von zu Hause: Die Augen waren größer als der Magen und ein Teil der Portion wird nicht aufgegessen. Man räumt den Tellerrest "für morgen" in den Kühlschrank und vergisst im Alltagstrubel darauf. Schlussendlich wirft man ihn weg. Zu wenig für eine Mahlzeit, zu eingetrocknet, Gusto auf etwas anderes - die Gründe sind vielfältig. Der Umkehrschluss lautet: Ist weniger auf dem Teller, isst man eher auf und wirft weniger weg.
Potenzial im Catering
Besonders interessant ist das bei Catering-Unternehmen. Für diese ist es aufgrund der unbekannten Zielgruppe grundsätzlich schwieriger, ihr Angebot entsprechend anzupassen und Lebensmittelabfälle zu vermeiden. „In einer gemeinsamen Studie mit einem Caterer haben wir daher versucht, das Prinzip der kleineren Portionen umzusetzen“, berichtete DI Dr. Gudrun Obersteiner von der Universität für Bodenkultur in Wien bei ihrem Vortrag im Rahmen von f.eh im Dialog "Portion Size Matters: Reden wir über Portionsgrößen". „Wir haben die Standardportionsgröße um 20–25 % reduziert. Das Aufkommen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen im Verhältnis zur ausgegebenen Essensmenge hat sich dadurch um rund 60 % verringert.“
Auch das Schulcatering bietet viel Optimierungspotenzial. „In einer unserer Untersuchungen haben wir festgestellt, dass durchschnittlich 610 g Essen pro Kind angeliefert und davon 250 g entsorgt wurden.“ Das lässt sich nicht nur durch die Portionsgröße erklären, sondern auch damit, dass nicht immer alle Kinder anwesend sind. Dennoch sind gewisse Ausfälle durch Exkursionen oder Krankheit als gegeben anzunehmen.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor für die gegessene Menge ist die Umgebung und Situation, in der das Essen konsumiert wird. An erster Stelle ist hier die Zeit anzuführen, die den Kindern dafür zur Verfügung steht. Hier ist klar: Ist weniger Zeit, wird weniger gegessen.
Wissenswert
Was genau besagt das Mindesthaltbarkeitsdatum? Wie wird es angegeben? Wo auf der Verpackung ist es zu finden und müssen Lebensmittel mit überschrittenen Haltbarkeitsdaten immer sofort in die Tonne? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum MHD gibt es hier.
Portion vs. Verpackung
Zum Thema Lebensmittelabfälle gehört auch das Thema Verpackung. Vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsdebatte wird diese häufig kritisch gesehen. „Das Ziel der Verpackung von Lebensmitteln ist nicht per se nachhaltig zu sein, sondern das Produkt zu schützen und Lebensmittelabfälle zu reduzieren“, unterstrich Obersteiner. Hier geht es auch um die korrekte Anwendung durch die Verbraucher. „Häufig werden Lebensmittel gekauft und zu Hause direkt aus- oder umgepackt, weil die Plastikverpackung negativ besetzt ist. Bei Tomaten wird etwa nur ein Viertel in der haltbarkeitsverlängernden Folie belassen. Ähnliches gilt für Schinken, der aus der Plastikfolie in die Plastikdose übersiedelt.“ Neben der Kenntnis über das Mindesthaltbarkeitsdatum scheint bei vielen Menschen somit auch jene zur Rolle der Verpackung ausbaufähig zu sein.
Der Ressourcenverbrauch aufgrund unterschiedlicher Portions- bzw. Gebindegrößen im Vergleich zum Verpackungsaufkommen ist ebenfalls interessant. Denn werden kleinere Portionen angeboten, wird mehr Verpackungsmaterial benötigt. Die Vermutung, dass große Gebinde nachhaltiger sind, liegt nahe. Dass die gesamte Bewertung nicht ganz so einfach ist, veranschaulichte Obersteiner am Beispiel der Lebenszyklusanalyse eines Frischkäses. Dieser wurde einmal in einer gängigen Einwegplastikdose à 150 g und einmal in einem Karton mit acht kleinen Frischkäsewürfeln in Folie zu je 15 g angeboten. „Zu den extra abgepackten Würfeln würden vermutlich nur wenige greifen, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Doch bereits, wenn nur 3 % des Frischkäses in der Dose zurückbleiben, etwa durch Schimmel oder unsorgfältiges Ausputzen, ist die kleinteilige Verpackung ressourcenschonender. Eine nachhaltige Verpackung ist daher nicht primär von Material oder Größe abhängig. Man muss die Geschichten immer bis ganz zum Ende denken“, verdeutlichte Obersteiner. „Eine zusätzliche Maßnahme zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen, sei es nun Verpackung oder Doggy Bag, hat in der Regel viel geringere Auswirkungen auf die Umwelt als die Lebensmittel, die man sonst wegwerfen würde.“
Fazit
Eine Reduktion der Portionsgröße – vor allem im Catering –, gezielte Mahlzeitenplanung sowie eine verbesserte Kenntnis über Verpackungen und ein differenziertes Angebot an Gebindegrößen können dabei helfen, Lebensmittelabfälle zu reduzieren.
Dieser Text ist eine gekürzte Fassung des Artikels "Food Waste: Status quo", erschienen in der ernährung heute 2-2023.
Literatur
Obersteiner G: Addressing Sustainability – über Lebensmittel und Abfall. Vortrag im Rahmen von f.eh im Dialog „Portion Size Matters: Reden wir über Portionsgrößen“ am 16. Mai 2023.
Obersteiner G, Luck S: Teller statt Tonne – Lebensmittelabfälle in Österreichischen Haushalten Status quo. WWF Österreich (Hrsgb.), Wien (2020).