27.05.2014 von Redaktion

Richtige Ernährung kann Rheumaschmerzen lindern

Rund zwei Millionen Österreicher empfinden Schmerzen, wenn sie sich bewegen. Verformte Finger, Wirbesäulen- und Hüftbeschwerden, Knieprobleme oder Sehnenscheidenentzündung machen Betroffenen zu schaffen. Wenig Schmalz und Ei, dafür viel Obst, Gemüse und Fisch lassen viele Rheumapatienten aufatmen.

Umgangssprachlich umfasst der Begriff "Rheuma" alle Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparats. Verursacht werden die mobilitätseinschränkenden Leiden durch unterschiedliche Krankheiten. Sie werden in vier Gruppen unterteilt:

 

  • Gelenkerkrankungen durch Verschleiß (Arthrose)
  • Gelenkerkrankungen durch Entzündungen (rheumatoide Arthritis)
  • Erkrankungen der Weichteile wie Sehnen, Unterhautgewebe, Muskeln (Fibromyalgie)
  • Stoffwechselerkrankung mit rheumatische Beschwerden (Gicht)

„Die“ Rheumaerkrankung gibt es somit nicht – genauso wenig wie „die“ Rheumadiät. Allen gemeinsam sind jedoch einige Ernährungsgrundzüge: Eine überwiegend vegetarische Kost mit Obst, Gemüse, Getreideprodukten und wertvollen Ölen wirkt den Beschwerden entgegen. Sie liefern reichlich Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien. Da Übergewicht die Gelenke zusätzlich belastet, ist es wichtig, im Normalbereich zu liegen. Als Folge der Bewegungseinschränkung und medikamentösen Behandlung steigt das Osteoporoserisiko. Auf Kalzium, Vitamin D und eine reduzierte Phosphatzufuhr ist deshalb besonders zu achten. Wer also fettarme Milch bevorzugt, die Sonne genießt bzw. in dunklen Jahreszeiten Vitamin D einnimmt sowie auf große Mengen Fleisch und Wurst verzichtet, tut sich etwas Gutes.

Eine bewusst gewählte Speisenzusammenstellung ist eine bedeutsame Ergänzung in der ärztlich betreuten Rheumatherapie. Grundpfeiler bilden Medikamente und Körperübungen.

 

Die Entzündung aufhalten

Insbesondere bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Gicht ist eine ausgewogene Ernährung von großer Bedeutung. Wenn eine Gelenksentzündung vorliegt, greift das Immunsystem die körpereigenen Knochenstrukturen an. Hormonähnliche Substanzen wie Eicosanoide und Cytokine verursachen dabei Schmerzen, Schwellungen und Überwärmung. Gebildet werden diese entzündungsauslösenden Stoffe aus der Arachidonsäure. Die Omega-6-Fettsäure kommt nur im menschlichen und tierischen Organismus vor, nicht aber in pflanzlichen Lebensmitteln. Die Lebensmittelauswahl beeinflusst somit, wie viel Arachidonsäure aufgenommen bzw. wie viele Eicosanoide im Körper produziert werden. Rheumaleidende können die Gelenksentzündung dadurch aktiv vermindern und so die Schmerzen reduzieren.

Arachidonsäuregehalt pro 100 g Lebensmittel

LebensmittelArachidonsäure (mg/100 g)
Schweineschmalz   1700
Eigelb210
Leberwurst (grob)200
Schweinefleisch (Bauch)   55
Rindfleisch (Lende)35
Huhn (Brust)15

Quelle: Souci, Fachmann, Kraut: Die Zusammensetzung der Lebensmittel (2000)

Viel Gemüse, Fisch und Milch

Eine überwiegend pflanzliche Kost, ergänzt um Fisch und Milchprodukte, ist bei Rheuma optimal. So werden wenig der entzündungsfördernden Arachidonsäure aufgenommen. Direkte Gegenspieler der Omega-6-Fettsäure sind die Omega-3-Fettsäuren. Sie konkurrieren mit der Arachidonsäure um dasselbe Enzymsystem und können die Bildung der schmerzverursachenden Eicosanoide vermindern. Gleichzeitig bilden sie eine Grundlage für entzündungshemmende Botenstoffe. Fischöle wie Lebertran sowie Soja-, Raps-, Walnuss- und Leinöl sind gute Quellen. Bei entzündlichen Reaktionen entstehen außerdem gelenksschädigende Sauerstoffradikale. Antioxidantien wie Vitamin E, Vitamin C, beta-Carotin oder Selen werden deshalb besonders benötigt.

Ernährungstipps bei rheumatoider Arthritis:

  • Fleisch und Wurst auf zwei Portionen pro Woche begrenzen
  • Schweineschmalz, Schweineleber, fettreiche Wurst und Eigelb meiden
  • Zwei Portionen Fisch wöchentlich verzehren, v.a. fettreichen Sorten wie Hering, Lachs oder Makrele
  • Walnuss-, Lein-, Raps- und Sojaöl verwenden
  • Fünf Portionen Obst und Gemüse täglich essen
  • Fettarme Milch und Milchprodukte bevorzugen
  • Alkoholkonsum einschränken

Medikamenteneinsatz reduzieren

Zahlreiche Studien belegen, dass Omega-3-Fettsäuren die Beschwerden bei rheumatoider Arthritis lindern. Das Fischöl-Supplement verbessert nicht nur die Anzahl der beweglichen Gelenke und den von den Patienten wahrgenommenen Schmerz, sondern reduziert auch den Einsatz von Rheumamedikamenten. Wer sich drei Monate vegetarisch ernährt und Fischölkapseln einnimmt, kann damit rechnen, dass die Schmerzen nachlassen und diese sich innerhalb von zwölf Monate weiter reduzieren. Um Effekte zu erzielen, müssen 1-3 g langkettige Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden. Eine solche Therapie ist grundsätzlich nur in Absprache mit einem Arzt durchzuführen.

 

Selbsthilfegruppe

Betroffene finden auf www.rheumaliga.at Beratung und Hilfestellung. In örtlichen Gruppentreffen können Erfahrungen ausgetauscht oder gemeinsam Gymnastik betrieben werden.


Literatur

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Rheumadiät. www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=827 (Zugriff am 08.05.2014).

Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.: Ernährung bei Rheuma. 8. Auflage (2013).

Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie & Rehabilitation. Wie „relevant“ ist Rheuma für das österreichische Gesundheitssystem? www.rheumatologie.at/patienteninformation/rheuma/ (Zugriff am 08.05.2014).

Miles EA, Calder PC: Influence of marine n-3 polyunsaturated fatty acids on immune function and a systematic review of their effects on clinical outcomes in rheumatoid arthritis. British J Nutr 107:171–184 (2012).

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