07.06.2016 von Dr. Elisabeth Rudolph

Schlank und (Blutdruck)krank?

Zuviel auf der Waage und ein stets roter Kopf: So sieht er aus, der klassische Bluthochdruckpatient. Doch auch Schlanke sind davor nicht gefeit. Nun zeigt sich, dass die Ausdauer eine wesentliche Rolle spielt, und das vor allem in der Jugend. Wer also bereits in jungen Jahren gut trainiert ist, tut nicht nur optisch dem Körper etwas Gutes, sondern auch der Gesundheit im Alter.

Von Bluthochdruck (Hypertonie) sind längst nicht mehr nur Erwachsene betroffen, auch immer mehr Jugendliche und Kinder sind hypertonisch. In Österreich hat jeder Vierte einen erhöhten Blutdruck. Wer frühzeitig auf einen normalen Blutdruck achtet, trägt wesentlich zu einer besseren Gesundheit bei. Denn Bluthochdruck schädigt im Laufe der Zeit Organe wie Herz, Gehirn und Blutgefäße. Ein dauerhafter Schaden führt zu lebensbedrohlichen Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Bekannt ist, dass hohes Körpergewicht und wenig Bewegung zu den Hauptrisikofaktoren für Bluthochdruck zählen. Wie sich jedoch körperliche Fitness und Körpergewicht wechselseitig beeinflussen, ist noch wenig untersucht. 

Wissenswert

Als normal gilt ein Blutdruck von 120/80 mm Hg. Ab einem Wert von 140/90 mm Hg spricht man von Hypertonie, also Bluthochdruck. Werte ab 180/110 mm Hg werden als schwere Hypertonie bezeichnet.

Fit in der Jugend

Ist man bereits in jungen Jahren körperlich aktiv, beugt man hohem Blutdruck im Alter vor. Mit dieser Erkenntnis lässt eine Untersuchung an 1,5 Millionen schwedischen Rekruten aufhorchen.  Body Mass Index, Muskelkraft und Ausdauer wurden während der Musterung mit 18 Jahren gemessen,  die Nachbeobachtung erfolgte dann bis zu einem Alter von 62 Jahren. Das Ergebnis: Jene, die mit 18 Jahren wenig fit waren, litten später mit höherer Wahrscheinlichkeit an Bluthochdruck.

Ausdauer als Schlüsselfaktor

Rekruten mit wenig Ausdauer hatten in der Nachbeobachtung ein höheres Risiko für Bluthochdruck, selbst dann, wenn sie normalgewichtig waren. Das bedeutet also: Schlank sein alleine reicht nicht aus, wenn man dabei keine gute Kondition hat. Interessant an der Studie ist aber nicht nur, wie sich Körpergewicht und Fitness individuell auf Bluthochdruck auswirken, sondern auch welchen wechselseitigen Einfluss sie aufeinander haben: Die Kombination aus hohem BMI und wenig Ausdauer ergab das höchste Risiko für Bluthochdruck. Verglichen mit der Referenzgruppe mit normalem BMI und guter Ausdauer ist hier um das 3,5-fache erhöht. Übergewichtige zeigten ein 2,5-fach erhöhtes Risiko im Vergleich zu Normalgewichtigen. Gab es in der Familiengeschichte bereits Bluthochdruck, so erhöhte sich das Risiko ebenfalls.
Lange Zeit galt Krafttraining als ungeeignet für Bluthochdruckpatienten. Werden nämlich die Übungen mit den Gewichten falsch ausgeführt, kann es zu einer Pressatmung kommen. Im schlimmsten Fall führt das zu Blutdruckspitzen. Die schwedische Studie zeigt jedoch, dass gemäßigtes Krafttraining den Blutdruck nicht beeinflusst. Die deutsche Herzstiftung empfiehlt mäßig dosiertes und richtig durchgeführtes Krafttraining.

Einmal träge, immer träge?

Ein sportlicher Lebensstil in der Jugend beeinflusst also die Gesundheit im Alter. Das betont auch Burkhard Weisser vom Vorstand der deutschen Hochdruckliga: “Wir raten allen Altersgruppen, Sport zu machen und fit zu bleiben.“ Denn, Untersuchungen bestätigen, dass Verhaltensmuster bereits in jungen Jahren manifestiert werden und im Erwachsenenalter meist fortgeführt werden. Zu ausreichend Bewegung und Sport in jungen Jahren zu motivieren, ist heute wichtiger denn je. Denn was aus der schwedischen Studie ebenfalls hervorgeht: Heute Jugendliche haben einen höheren Blutdruck als noch vor 40 Jahren. Die Gründe dafür sind einfach: Sie bewegen sich zu wenig und essen zu viel.
Es lohnt sich also bereits in jungen Jahren, kräftig in die Pedale zu treten oder einfach eine Runde zu laufen. Bei moderater Anstrengung sollten es mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche sein. Das heißt, man kann sich dabei noch gut unterhalten.

Tipps, um den Blutdruck natürlich zu senken:

  • Ausreichend Bewegung: So lange keine organischen Ursachen vorliegen, senken Sport und Bewegung den Blutdruck wieder. Ausreichend heißt: drei bis fünf Einheiten pro Woche, mit einer Dauer von 30 Minuten. Ehemaligen Bewegungsmuffeln wird geraten anfangs nur kurz, etwa fünf Minuten-Einheiten, zu trainieren und langsam zu steigern. Statt laufen, reicht für den Einstieg auch flottes gehen.
  • Mäßiger Alkoholkonsum
  • Körpergewicht normalisieren: Mit einem normalen Körpergewicht lässt sich der größte Erfolg im Kampf gegen Bluthochdruck erzielen. Lesen Sie mehr darüber in der Broschüre „Salamitaktik zum Wohlfühlgewicht“.
  • Stress abbauen: Behalten Sie das seelische Wohlbefinden im Augen. Bauen Sie bewusst Entspannungsübungen ein und versuchen Sie, Stressverursacher ausfindig zu machen.

Literatur

www.herzstiftung.de/Blutdruck-natuerlich-senken.html (Zugriff am 02.06.2016)
www.hypertonietag.de (Zugriff am 02.06.2016)
Crump C, Sundquist J, Winkleby MA, Sundquist K: Interactive Effects of Physical Fitness and Body Mass Index on the Risk of Hypertension. JAMA Intern. Med. 176: 210-216 (2016).

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