10.01.2017 von Dr. Elisabeth Rudolph

Seesaibling: Juwel aus dem hohen Norden

Nach dem wilden Hecht in 2016, hat man es heuer mit einem ruhigeren Exemplar zu tun. Majestätisch elegant streift er durch die heimischen Gewässer und lässt mit seinem Auftreten und Aussehen andere Fische links liegen. Doch der Bestand war lange Zeit gefährdet, deshalb wird er bereits zum zweiten Mal zum Fisch des Jahres gekürt. Wie steht es nun um den König der heimischen Fische?

Bereits 2005 war der Seesaibling schon einmal Fisch des Jahres. Dieses Prädikat wird an all jene Fischarten verliehen, deren Bestände als gefährdet gelten. Die vergangenen zehn Jahre haben beim Seesaibling nicht ausgereicht, um die Population langfristig zu sichern. Kurzfristig galt er sogar als ausgestorben. Aus diesem Grund wurde er neuerlich zum Fisch des Jahres gewählt. Durch gezielte Besatzungsmaßnahmen soll der Bestand nun aufgepeppelt und nachhaltig gesichert werden.

Robuster Wanderfisch aus dem hohen Norden

Mit dem Ende der Eiszeit, vor ca. 10.000 Jahren, ist der Saibling in unseren Breiten heimisch geworden. Die Gletscher sind geschmolzen und zurück blieben kleine, kalte Gewässer, die diesem Fisch ein neues Zuhause gaben. Ursprünglich kam in Europa nur der arktische Wanderfisch vor, aus dem sich die heute bekannte, sesshafte Form entwickelte. Diese siedelte sich hauptsächlich in kühlen Alpen- und Gebirgsseen an, wodurch der Name „Seesaibling“ hervorging. Durch die vielen abgegrenzten Seen, haben sich unzählige Lokalrassen entwickelt: Normalsaibling, Wildfangsaibling, Schwarzreuter oder Tiefseesaibling. Diese unterschiedlichen Arten haben eines gemeinsam: Sie lieben es frostig und sind selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt aktiv. Selbst Eisdecken können ihnen nichts anhaben. Der Seesaibling ist deshalb hauptsächlich in Gebirgsseen angesiedelt. Dort herrschen paradiesische Bedingungen für ihn: klares, kaltes und sauerstoffreiches Wasser. Am liebsten ist er in diesen Gewässern in Schwärmen unterwegs. Wird er älter, zieht er auch gerne alleine seine Kreise.

Wissenswert

Der Seesaibling ist sehr temperaturempfindlich, zu beachten ist: je wärmer, desto schlechter geht es ihm. Temperaturen von 12 °C enden für den Laich tödlich, für erwachsene Fische sind Temperaturen um die 22 °C nicht mehr zu ertragen.

Gefährdetes Unikat

Im Mittelalter wurde er unter Kaiser Maximilian in unzählige österreichische Gewässer versetzt, vor allem in Hochgebirgsseen. Im 20. Jahrhundert verkleinerte sich die Population drastisch und schon bald war der Saibling eine bedrohte Gattung. Die Gründe dafür sind vielfältig. Immer wieder wird die Belastung durch Abwässer, der Verlust der Laichplätze durch Verschlammung des Seegrundes oder die Berufsfischerei damit verbunden. Die wärmer werdenden Seen gefährden zusätzlich den Bestand. Das Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz macht deshalb erneut auf die mageren Bestände aufmerksam. Nur durch gezielte ökologische Maßnahmen wie Besatzung kälterer Seen, kann der Bestand des Saiblings aufgestockt und damit langfristig gesichert werden.

Langlebiger Schönling

Saiblinge zählen zur Familie der Lachsfische (Salmoniden). Er besitzt die für diese Familie typische Fettflosse. Charakteristisch für den Seesaibling ist jedoch die hervorstechende, weiße Umrandung der Flossen. Die Färbung der Fische ist variabel und passt sich an den Lebensraum an. So kann der Rücken grünlich, bläulich oder grau gefärbt sein. Genauso wie die Seiten ist er mit hellen Punkten übersäht. Besonders charakteristisch ist die orange bis rötliche Färbung der Bauchunterseite, vor allem bei den Männchen. Zur Laichzeit wird diese Farbenpracht besonders intensiv. Saiblinge haben meist einen langgestreckten Körper, werden im Schnitt ca. 30 cm lang, wiegen jedoch kaum mehr als ein paar Kilogramm. Saiblinge wachsen sehr langsam und werden deshalb oft sehr alt. Im Durchschnitt etwa 22 Jahre. Wie lange sie leben, hängt vom Futterangebot in ihrem Lebensraum ab.

Wissenswert

Aufgrund seiner intensiven Farbe wird der Saibling auch Rotforelle genannt. Die Forelle zählt ebenso zu den Lachsfischen. Weitere Bezeichnungen, die ebenfalls auf die Färbung anspielen, sind Rötel, Rotfisch oder Rötele.

Kulinarisches Highlight

Unter Feinschmeckern ist der Saibling besonders beliebt, nicht zuletzt aufgrund des mineralischen Eigenschmacks des weißen bis lachsfarbenen Fleisches. Bereits zu Kaiser Maximilians Zeiten schätzte man diesen feinen Geschmack. Aufgrund der langen Transportwege von den Alpenseen zum kaiserlichen Hof wurde der Fisch oft gebraten, geselcht oder in Essig eingelegt und auf diese Weise konserviert. Auch heute noch gibt es unterschiedliche Varianten, diesen bekömmlichen Fisch zu genießen. Ob gebraten, geräuchert oder pochiert, der Saibling gilt immer noch als einer der besten Speisefische.

 

Literatur

Kulinarisches Erbe:  www.kulinarisches-erbe.at/ober%C3%B6sterreich/wissenswertes/tiere/fische/seesaibling/ (Zugriff am 5.1.2017)

Fischlexikon der Süßwasserfische: www.fischlexikon.eu/fischlexikon/suesswasserfische.php (Zugriff am 5.1.2017)

Niederösterreichischer Landesfischereiverband: Fisch des Jahres 2017 wurde gewählt! www.noe-lfv.at/fisch_des_jahres.asp (Zugriff am 4.1.2017)

Das große Buch der Lebensmittel. DK Verlag. 58-59 (2011)

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Fisch des Jahres 2017 - der Seesaibling. www.bmlfuw.gv.at/wasser/wasserqualitaet/fluesse_seen/fischdesjahres2017.html (Zugriff am 4.1.2017]

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