03.05.2011 von Mag. Nina Grötschl

SEIN Gewicht beeinflusst Fruchtbarkeit

Nicht nur das Alter eines Mannes, auch das Körpergewicht jenseits des Normalbereichs beeinflusst die Zeugungsfähigkeit. Gerade in jungen Jahren weisen sowohl unter- als auch übergewichtige Männer Spermien mit geringer Fruchtbarkeit auf.

Laut den Daten des „Generations und Gender Survey" wünschen sich Österreicher im Durchschnitt zwei Kinder. Bei vielen bleibt es aber beim Kinderwunsch: Jedes fünfte Paar in Österreich ist ungewollt kinderlos. Die Ursache liegt nicht selten beim Mann. Vor allem bei jungen Männern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in den europäischen Ländern ein Phänomen ausgebreitet: Die Spermienzahl hat um mehr als die Hälfte abgenommen und auch die Qualität der Spermien hat dramatisch nachgelassen.

Gewichtige Gründe

Eine Erklärung für die Entwicklung geben Auswertungen der Spermiogramme von mehr als 2000 Männern an der Universitätsklinik in Leipzig (UKL). Die Ergebnisse zeigen, dass das Körpergewicht des Mannes die Zeugungsfähigkeit deutlich beeinflusst. „Der Body Mass Index spielt eine entscheidende Rolle für die Anzahl gesunder, normal gestalteter Spermien pro Samenerguss", so Prof. Uwe Paasch, Leiter der andrologischen Abteilung. Übergewicht, aber auch extremes Untergewicht, verringerte in der Studie die Menge der Samenzellen. Das Alter ist ein weiterer Faktor, der die Zeugungsfähigkeit beeinflusst. „Männer können zwar auch noch im hohen Alter Kinder zeugen", meint der Androloge. Die Wahrscheinlichkeit nehme aber ab. Da viele Männer ab dem mittleren Alter ein höheres Körpergewicht aufweisen, seien die beiden Faktoren Alter und Gewicht laut Prof. Paasch schwer voneinander zu trennen.

Junge Unfruchtbarkeit

Besonders interessant sind die Ergebnisse der Leipziger Andrologen für Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Denn gerade in dieser Gruppe wiesen adipöse Männer nur eine geringe Zahl normal gestalteter Samenzellen auf. Prof. Paasch vermutet, dass ein Lebensstil mit wenig Bewegung und unausgewogener Ernährung die Spermien auf molekularer Ebene verändert. Die Forschungen am UKL weisen auf Abweichungen bei einer ganzen Reihe von Eiweißen hin, die für die Funktion der Samenzellen wichtig sind. Ähnliche Ergebnisse liefern dänische Wissenschafter. In einer Studie mit jungen Männern (Durchschnittsalter 19 Jahre) wurde ein BMI unter 20 und über 25 mit einer schlechten Samenqualität assoziiert. Um den genauen Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und der Störung der Spermienbildung erklären zu können, sind jedoch noch weitere Studien notwendig.

Der Reiz der Bewegung

Am Department für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Island wurde zum Körpergewicht auch die körperliche Aktivität der Männer untersucht. Die beste Samenqualität wiesen Männer mit normalem Körpergewicht und einem aktiven Lebensstil auf. Weitere Studien liefern Beweise, dass Ernährungsfaktoren wie eine ausreichende Versorgung mit Folsäure und Zink Spermien wieder auf Trab bringen können. Ebenso wurde ein Zusammenhang zwischen einem allgemeinen guten Ernährungsstatus und einer besseren Spermienqualität gefunden. Mehr dazu lesen Sie in unserem Artikel „Folsäure - auch ein maskulines Thema".

Fazit

Die Quantität und Qualität der Spermien ist von vielen Faktoren abhängig. Einige davon hat der Mann selbst in der Hand. Dazu zählen vorwiegend Lebensgewohnheiten wie Fehl- und Überernährung und Bewegungsmangel. Gerade junge Männer werden daher in ihrem Gesundheitsverhalten umlernen müssen. Wer muntere und aufgeweckte Spermien haben will, tut gut daran, den Fußball auch öfter einmal selbst zu kicken und zur Fernsehübertragung einen Nusssalat oder ein Vollkornweckerl zu knabbern.

Literatur

Paasch U, Grunewald S, Kratzsch J, Glander HJ: Obesity  and age affect male fertility potential. Fertil Steril 94 (7): 2898-901 (2010).

Jensen TK: Body mass index in relation to semen quality and reproductive hormones among 1,558 Danish men. Fertil Steril 82 (4): 863-70 (2004).

Magnusdottir EV, Thorsteinsson T, Thorsteinsdottir M, Olafsdottir K: Persistent organochlorines, sedentary occupation, obesity and human male subfertility. Hum  Reprod 20 (1): 208-15 (2005).

www.ggp-austria.at/fileadmin/ggp-austria/familienentwicklung.pdf (Zugriff am 21.04.2011).

www.oeaw.ac.at/shared/news/2006/pdf/Presse_Geburtenentwicklung.pdf (Zugriff am 21.04.2011).

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