21.09.2022 von Redaktion (aktualisiert)

Tea-Time für die Zähne

Eine Tasse Tee schmeckt und tut sogar den Zähnen gut. Denn die Inhaltsstoffe des aromatischen Getränkes hemmen Bakterien im Mund und helfen so Karies und Mundgeruch vorzubeugen.

Tee muntert auf oder entspannt und trägt wesentlich zur Flüssigkeitsaufnahme bei. Immerhin rangiert er nach Wasser auf Platz zwei der Getränke-Beliebtheitsliste. Ob grün oder schwarz - welche Sorte zur Tea-Time serviert wird, ist reine Geschmackssache. Vor allem wegen der sekundären Pflanzenstoffe (Polyphenole) werden dem Tee positive Effekte wie eine Risikoreduktion für Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen zugeschrieben. Auch die Zähne können vom Teegenuss profitieren.

Grün und schwarz       

Die schmelzkräftigende und karieshemmende Wirkung von Schwarztee ist wissenschaftlich nachgewiesen. Doch auch der grüne Tee ist in dieser Hinsicht interessant und mittlerweile gut erforscht. Das liegt an seiner relativ hohen Konzentration des speziellen Tee-Polyphenols Epigallocatechin-3-Galat (EGCG). Davon hat der „Grüne" nämlich wesentlich mehr als der „Schwarze".

Die unterschiedlichen Gehalte werden durch die spezifischen Herstellungswege erklärt: Grün- und Schwarztee werden gleichermaßen aus getrockneten Blättern der Pflanze „Camellia sinensis" gewonnen. Für die Herstellung von grünem Tee werden die Blätter gedämpft und anschließend getrocknet. Da der Grüntee bei der Herstellung nicht mit Sauerstoff reagiert, bleiben insgesamt eine Spur mehr Polyphenole und besonders mehr Epigallocatechin erhalten. Beim Schwarztee dagegen werden nach dem Ernten die Blätter des Teestrauchs gerollt oder geschnitten, wodurch Zellsaft austritt, die enzymatische Fermentierung (Oxidation) einsetzt und damit der Polyphenolgehalt sinkt. Durch die Fementierung erhält der schwarze Tee jedoch seine typische Farbe und Aroma, außerdem entsteht durch die Oxidation der sekundäre Pflanzenstoff Theaflavin, dieser hat ähnlich positive Wirkungen wie Epigallocatechin.

Zahnbelag und Co das Handwerk legen

Mit seiner hohen Konzentration an Epigallocatechin weist Grüntee eine Reihe positiver zahngesundheitlicher Effekte auf: So senkt er die Anzahl der säurebildenden Bakterien im Speichel, in den Zwischenzahnräumen und Zahnfleischtaschen, indem er biochemische Vorgänge unterbindet. Weiters verhindert er das Wachstum oraler Bakterien (z. B. S. mutans, S. salivarius, P. gingivalis), die besonders aggressive und chronische Entzündungen (Parodontitis) des Zahnfleisches hervorrufen können. Tägliche Mundspülungen mit etwa einer halben Tasse aufgebrühtem Grüntee können dabei unterstützen, das Wachstum der Erreger zu unterbinden und damit Parodontose und schlechten Mundgeruch zu hemmen. Darüber hinaus kann Grüntee Zahnfleischschwund reduzieren, weil das Epigallocatechin knochenfressende Zellen (Osteoklasten) frühzeitig abtötet und so den Zahnhalteapparat stärkt.

Die Katechine von grünem und schwarzem Tee hemmen auch das im Speichel vorkommende Enzym Amylase. Amylase baut die Stärke der Nahrungsreste im Mund zu Traubenzucker ab, der den Plaquebakterien als Nahrung dient. Die Katechine inaktivieren diesen Vorgang und lassen die Kariesverursacher buchstäblich „verhungern". Darüber hinaus sind Grün- und Schwarztee natürliche Fluoridquellen. Fluorid mineralisiert den Zahnschmelz und wirkt schützend gegen Karieserreger. Der Richtwert für die tägliche Fluoridzufuhr für Erwachsene liegt zwischen 3 und 4 mg pro Tag. Zum Vergleich: Ein Liter Tee enthält im Durchschnitt 1 mg Fluorid.

Über die Zahngesundheit hinaus

Als Getränk werden dem Grüntee auch günstige Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem zugeschrieben, weil die enthaltenen Katechine die Blutgefäße erweitern. In ihrer Funktion als „Radikalfänger" hemmen sie auch Entzündungsprozesse, die u. a. an der Krebsentstehung beteiligt sind. Zudem birgt Grüntee präventives Potenzial gegen Alzheimer, da nervenschädigende Eiweißablagerungen im Gehirn gehemmt werden. Auch auf Diabetes üben die im Tee enthaltenen Katechine eine positive Wirkung aus, weil sie die Insulinsensitivität verbessern. Da der Gesamtgehalt an Katechinen bei Grün- und Schwarztee ähnlich hoch ist, wirken beide Teevarianten gegen Zivilisationskrankheiten vorbeugend. Um die gesundheitsförderlichen Effekte zu erreichen, empfehlen Wissenschaftler zwei bis drei Tassen Tee täglich. 

Andere Polyphenol-Quellen

Wirksame Polyphenole sind nicht nur im Tee enthalten. Die europäische Datenbank „Phenol-Explorer" informiert über mehr als 500 verschiedene Polyphenole und deren Gehalt in verschiedenen Lebensmitteln. Wer mag, kann damit die durchschnittliche Tagesaufnahme errechnen, um die eigene Ernährung zu optimieren. Einen hohen Gehalt weisen beispielsweise auch kaltgepresstes Olivenöl oder Rotwein auf.

Fazit

Tägliche Pflege, eine „zahnfreundliche" Ernährung und regelmäßige Zahnarztbesuche sind der Schlüssel zu gesunden und gepflegten Zähnen. Aber auch Mundspülungen mit Grüntee oder der Genuss von Schwarztee können hier einen Beitrag leisten: Sie unterstützen die Zahngesundheit, indem sie Zahnbelag, Bakterien im Mund reduzieren und damit Karies und Paradontose vorbeugen können. Zudem können drei Tassen Grün- oder Schwarztee täglich dabei unterstützen, die Entwicklung von Herzkrankheiten, Diabetes und Alzheimer hintan zu halten.

Literatur

Cabrera C, Artacho R, Giménez R: Beneficial effects of green tea - a review. Journal of the American College of Nutrition 25(2):79-99 (2006).

Chacko SM et al.: Beneficial effects of green tea: a literature review. Chinese medicine, 5(1): 13 (2010).

FAO Intergovernmental Group (IGG) on Tea: Current Market Situation and Medium Term Outlook. Report (2018).

Khamverdi Z, Azarsina M: The Beneficial Effects of Green Tea in Oral Health and Dentistry. Evaluation, 19(4), 14460-14463 (2019).

Lennon M et al.: Nutrients in Drinking Water, Chapter 14. In: World Health Organization (WHO): Fluoride, 180-186, Switzerland (2005).

Niemeyer SH et al.: Salivary pellicle modification with polyphenol-rich teas and natural extracts to improve protection against dental erosion. J. Dent. 105 (2021).

Schweikart J: Zubereitung von Grünem Tee. www.gruenertee.com (Zugriff am 20.09.2022).

Statista GmbH: Erntemenge von Tee weltweit in den Jahren 1961 bis 2020. www.statista.com (Zugriff am 20.09.2022).

Venkateswara B, Sirisha K, Vijay K: Green Tea extract for periodontal health. J Indian Soc Periodontol 15(1):18-22 (2011).

NEWSLETTER
©iStock

Aktuelles zu Ernährung und Lebensstil: Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer informiert!

SCIENCE CHECK

FAQ - "Hochverarbeitete" Lebensmittel

Wir haben ausgewählte wissenschaftlich, medial und gesellschaftlich präsente Fragen zum Thema der sogenannten „hochverarbeiteten“ Lebensmittel beleuchtet.

ZUM ÜBERBLICK

LEITFADEN
©vektorama

Unser Leitfaden bietet hilfreiche Tipps zur Einordnung von Forschungsergebnissen und soll dazu beitragen, gezielt nachfragen zu können, wenn allzu plakative Formulierungen verwendet werden.

Aktuelle Buchvorstellungen

NEU Aufgedeckt. Gerüchteküche und Ernährungsmythen

Autor(en): Bisovsky S, Unterberger
Verlag: Österreichischer Agrarverlag
Erscheinungsjahr: 2009
ISBN: 978-3-7040-2350-6.

LESEN ALLE BUCHTIPPS ANSEHEN

Für Kinder mit Zöliakie kochen!

Autor(en): Bisovsky S, Unterberger
Verlag: Österreichischer Agrarverlag
Erscheinungsjahr: 2009
ISBN: 978-3-7040-2350-6.

LESEN ALLE BUCHTIPPS ANSEHEN

Wenn das Spiegelbild ein Eigenleben führt

Autor(en): Bisovsky S, Unterberger
Verlag: Österreichischer Agrarverlag
Erscheinungsjahr: 2009
ISBN: 978-3-7040-2350-6.

LESEN ALLE BUCHTIPPS ANSEHEN

NEU Ins Leben starten

Autor(en): Bisovsky S, Unterberger
Verlag: Österreichischer Agrarverlag
Erscheinungsjahr: 2009
ISBN: 978-3-7040-2350-6.

LESEN ALLE BUCHTIPPS ANSEHEN

Das Viva-Mayr Kochbuch

Autor(en): Bisovsky S, Unterberger
Verlag: Österreichischer Agrarverlag
Erscheinungsjahr: 2009
ISBN: 978-3-7040-2350-6.

LESEN ALLE BUCHTIPPS ANSEHEN

Die Molekülchen Küche-Experimente für Nachwuchs-Köche

Autor(en): Bisovsky S, Unterberger
Verlag: Österreichischer Agrarverlag
Erscheinungsjahr: 2009
ISBN: 978-3-7040-2350-6.

LESEN ALLE BUCHTIPPS ANSEHEN