Tea-Time für die Zähne
Tee muntert auf oder entspannt und trägt wesentlich zur Flüssigkeitsaufnahme bei. Immerhin rangiert er nach Wasser auf Platz zwei der Getränke-Beliebtheitsliste. Ob grün oder schwarz - welche Sorte zur Tea-Time serviert wird, ist reine Geschmackssache. Vor allem wegen der sekundären Pflanzenstoffe (Polyphenole) werden dem Tee positive Effekte wie eine Risikoreduktion für Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen zugeschrieben. Auch die Zähne können vom Teegenuss profitieren.
Grün und schwarz
Die schmelzkräftigende und karieshemmende Wirkung von Schwarztee ist wissenschaftlich nachgewiesen. Doch auch der grüne Tee ist in dieser Hinsicht interessant und mittlerweile gut erforscht. Das liegt an seiner relativ hohen Konzentration des speziellen Tee-Polyphenols Epigallocatechin-3-Galat (EGCG). Davon hat der „Grüne" nämlich wesentlich mehr als der „Schwarze".
Die unterschiedlichen Gehalte werden durch die spezifischen Herstellungswege erklärt: Grün- und Schwarztee werden gleichermaßen aus getrockneten Blättern der Pflanze „Camellia sinensis" gewonnen. Für die Herstellung von grünem Tee werden die Blätter gedämpft und anschließend getrocknet. Da der Grüntee bei der Herstellung nicht mit Sauerstoff reagiert, bleiben insgesamt eine Spur mehr Polyphenole und besonders mehr Epigallocatechin erhalten. Beim Schwarztee dagegen werden nach dem Ernten die Blätter des Teestrauchs gerollt oder geschnitten, wodurch Zellsaft austritt, die enzymatische Fermentierung (Oxidation) einsetzt und damit der Polyphenolgehalt sinkt. Durch die Fementierung erhält der schwarze Tee jedoch seine typische Farbe und Aroma, außerdem entsteht durch die Oxidation der sekundäre Pflanzenstoff Theaflavin, dieser hat ähnlich positive Wirkungen wie Epigallocatechin.
Zahnbelag und Co das Handwerk legen
Mit seiner hohen Konzentration an Epigallocatechin weist Grüntee eine Reihe positiver zahngesundheitlicher Effekte auf: So senkt er die Anzahl der säurebildenden Bakterien im Speichel, in den Zwischenzahnräumen und Zahnfleischtaschen, indem er biochemische Vorgänge unterbindet. Weiters verhindert er das Wachstum oraler Bakterien (z. B. S. mutans, S. salivarius, P. gingivalis), die besonders aggressive und chronische Entzündungen (Parodontitis) des Zahnfleisches hervorrufen können. Tägliche Mundspülungen mit etwa einer halben Tasse aufgebrühtem Grüntee können dabei unterstützen, das Wachstum der Erreger zu unterbinden und damit Parodontose und schlechten Mundgeruch zu hemmen. Darüber hinaus kann Grüntee Zahnfleischschwund reduzieren, weil das Epigallocatechin knochenfressende Zellen (Osteoklasten) frühzeitig abtötet und so den Zahnhalteapparat stärkt.
Die Katechine von grünem und schwarzem Tee hemmen auch das im Speichel vorkommende Enzym Amylase. Amylase baut die Stärke der Nahrungsreste im Mund zu Traubenzucker ab, der den Plaquebakterien als Nahrung dient. Die Katechine inaktivieren diesen Vorgang und lassen die Kariesverursacher buchstäblich „verhungern". Darüber hinaus sind Grün- und Schwarztee natürliche Fluoridquellen. Fluorid mineralisiert den Zahnschmelz und wirkt schützend gegen Karieserreger. Der Richtwert für die tägliche Fluoridzufuhr für Erwachsene liegt zwischen 3 und 4 mg pro Tag. Zum Vergleich: Ein Liter Tee enthält im Durchschnitt 1 mg Fluorid.
Über die Zahngesundheit hinaus
Als Getränk werden dem Grüntee auch günstige Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem zugeschrieben, weil die enthaltenen Katechine die Blutgefäße erweitern. In ihrer Funktion als „Radikalfänger" hemmen sie auch Entzündungsprozesse, die u. a. an der Krebsentstehung beteiligt sind. Zudem birgt Grüntee präventives Potenzial gegen Alzheimer, da nervenschädigende Eiweißablagerungen im Gehirn gehemmt werden. Auch auf Diabetes üben die im Tee enthaltenen Katechine eine positive Wirkung aus, weil sie die Insulinsensitivität verbessern. Da der Gesamtgehalt an Katechinen bei Grün- und Schwarztee ähnlich hoch ist, wirken beide Teevarianten gegen Zivilisationskrankheiten vorbeugend. Um die gesundheitsförderlichen Effekte zu erreichen, empfehlen Wissenschaftler zwei bis drei Tassen Tee täglich.
Andere Polyphenol-Quellen
Wirksame Polyphenole sind nicht nur im Tee enthalten. Die europäische Datenbank „Phenol-Explorer" informiert über mehr als 500 verschiedene Polyphenole und deren Gehalt in verschiedenen Lebensmitteln. Wer mag, kann damit die durchschnittliche Tagesaufnahme errechnen, um die eigene Ernährung zu optimieren. Einen hohen Gehalt weisen beispielsweise auch kaltgepresstes Olivenöl oder Rotwein auf.
Fazit
Tägliche Pflege, eine „zahnfreundliche" Ernährung und regelmäßige Zahnarztbesuche sind der Schlüssel zu gesunden und gepflegten Zähnen. Aber auch Mundspülungen mit Grüntee oder der Genuss von Schwarztee können hier einen Beitrag leisten: Sie unterstützen die Zahngesundheit, indem sie Zahnbelag, Bakterien im Mund reduzieren und damit Karies und Paradontose vorbeugen können. Zudem können drei Tassen Grün- oder Schwarztee täglich dabei unterstützen, die Entwicklung von Herzkrankheiten, Diabetes und Alzheimer hintan zu halten.
Literatur
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