Weniger Wochenbettdepressionen durch Stillen?
Die postpartale Depression (PPD) ist eine Form der postpartalen Stimmungskrisen mit psychischen Zuständen oder Störungen, die in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Wochenbett auftreten. Häufige Symptome sind Energiemangel, inneres Leeregefühl, Schuldgefühle, allgemeines Desinteresse, Ängste und Panikattacken. Von einer PPD sind mehr als eine von acht Müttern betroffen. Bekannte Risikofaktoren sind Frühgeburt, Krankheiten in den ersten vier bis sechs Wochen, frühes Gebäralter, Erschöpfung und Rauchen.
Stillen gilt als Schutz vor PPD. Dabei könnten nach einer neuen Theorie der US-Forscher biologische Faktoren des Stillens eine größere Rolle spielen als psychische Faktoren. Denn Muttermilch enthält Retinoide, Vitamin-A-verwandte Stoffe, die während der Schwangerschaft akkumuliert und über die Muttermilch dem Kind zur Verfügung gestellt werden. Retinoide in hoher Konzentration werden im Zusammenhang mit kognitiven Veränderungen und Gefühlsstörungen diskutiert, inklusive Depression und Suizid. Längeres Stillen senkt die Retinoidkonzentration in der Mutter und verhindere so die PPD. Unterstrichen wird diese Hypothese dadurch, dass Mütter während sechs Monaten ausschließlichen Stillens etwa 76 % einer Vitamin-A-Dosis sezernieren, die beim Erwachsenen eine Hypervitaminose auslösen kann.
Die Autoren vermuten hier eine evolutionär-adaptive Funktion des Stillens sowohl für das Kind als auch die Mutter: Während das Kind mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgt wird, reduziert das Stillen die Menge an potenziell schädlichen Stoffen für die Mutter.
Literatur
Mawson AR, Xueyuan W: Breastfeeding, retinoids, and postpartum depression: A new theory. J Affect Disord 2013;150:1129-1135. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23816449
www.nutricia-forum-muttermilchforschung.org