04.04.2023

Fatburner, Carb Blocker und Co.

Um den Gewichtsverlust zu beschleunigen, sind sämtliche Tabletten, Kapseln oder Pulver erhältlich. Die vermeintlich magischen Mittelchen sollen die Fettverbrennung beschleunigen, die Kohlenhydrataufnahme reduzieren und spezielle Inhaltsstoffe, wie Fruchtenzyme aus Ananas oder Papaya, Capsaicin oder L-Carnitin sollen die Kilos nur so purzeln lassen. Leider ist das zu schön, um wahr zu sein.

 

Fatburner mitunter schädlich

Fatburner oder auch Turbo-Burner, Burn X, F-Burn, Green oder Night Burn benannt, sind Nahrungsergänzungsmittel, die den Stoffwechsel und die körpereigene Fettverbrennung anregen sollen. Statt jedoch die Fettverbrennung anzukurbeln, wirken die meisten Präparate auf das Herz-Kreislauf-System. Derartige Produkte können je nach Inhaltsstoffen mitunter unangenehme bis gefährliche Nebenwirkungen, wie Bluthochdruck, Herzrasen oder Schlafstörungen haben. Auch wenn rein pflanzliche Extrakte verwendet werden, ist die Wirkung der Kombination meist nicht hinreichend untersucht.

 

Frucht-Enzyme nicht erfolgreich

Ananas- oder Papayaenzyme findet man häufig in Nahrungsergänzungsmitteln zum Abnehmen. Doch diese Enzyme sind Eiweißstoffe, die bereits durch die Magensäure teilweise zerlegt und spätestens im Dünndarm durch die körpereigenen Verdauungsenzyme zu einzelnen Aminosäuren abgebaut werden. Selbst wenn sie in Kapseln verpackt, als intakte Enzyme im Dünndarm ankommen, bewirken sie dort lediglich eine Förderung der Eiweißverdauung. Eine gewichtsreduzierende Wirkung ist bislang nicht belegt.

 

Capsaicin verbrennt nicht mehr

Scharf macht schlank, heißt es im Volksmund. Und so findet man in manchen Schlankheitsprodukten das scharfe Capsaicin aus Chilis als Wirkstoff. Ganz abwegig ist der Gedanke nicht, denn Capsaicin steigert tatsächlich den Energieverbrauch. Das ist auch der Grund, weshalb bei besonders scharfen Speisen die Körpertemperatur ansteigt. Doch der praktische Effekt ist minimal. Zum einen hält diese kalorienverbrauchende Wirkung nur eine halbe bis eine Stunde an. Zum anderen ist der dadurch hervorgerufene zusätzliche Kalorienverbrauch zu gering, um den Gewichtsverlust maßgeblich zu beeinflussen.

Kein Fettabbau durch mehr Carnitin

Carnitin spielt zwar eine große Rolle im Fettstoffwechsel, da es die Fettsäuren zum Ort der Verbrennung transportiert, ist jedoch kein limitierender Faktor im Fettabbau. Zudem wird es durch die übliche Nahrung in ausreichender Menge zugeführt. Vor allem Fleisch und Milchprodukte liefern Carnitin, selbst bei Vegetariern ist die Versorgung in der Regel nicht gefährdet. Die zusätzliche Einnahme von Carnitin als Nahrungsergänzung hat Studien zufolge keinen Einfluss auf den Körperfettanteil.

 

Carb Blocker nicht praxisrelevant

Ähnlich den Fatburnern werden auch sogenannte Kohlenhydratblocker verkauft. Sie sollen den Abbau komplexer Kohlenhydrate (z. B. Stärke aus Brot, Kartoffeln, Nudeln) bzw. die Aufnahme von zu Einfachzuckern abgebauten Kohlenhydraten im Darm reduzieren. Studien haben gezeigt, dass je nach Inhaltsstoffen mitunter tatsächlich Verdauungsenzyme gehemmt werden, aber dass dies kaum praktische Relevanz besitzt. Es gibt somit bislang keine ausreichenden Beweise für eine Gewichtsreduktion durch Kohlenhydratblocker.

 

Fazit

Diverse Nahrungsergänzungsmittel versprechen eine rasche oder vereinfachte Gewichtsreduktion. In vielen Fällen sind die darin enthaltenen Inhaltsstoffe oder deren Kombination jedoch nicht genügend untersucht oder ihre Wirkung ist bereits widerlegt. Sie können mitunter gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen verursachen und Wechselwirkungen mit Medikamenten hervorrufen. Besonders achtsam sollte man diesbezüglich bei Produkten aus dem Internet sein. Um nachhaltig Gewicht zu verlieren ist eine langfristige Ernährungsumstellung, regelmäßige Bewegung und ein insgesamt gesunder Lebensstil unumgänglich.

 

 

Literatur

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