Fatburner
Enzyme als Fettkiller
Ananas- oder Papayaenzyme findet man häufig in Schlankheitsmitteln. Doch diese Enzyme sind Eiweißstoffe, die bereits durch die Magensäure teilweise zerlegt und spätestens im Dünndarm, wie alle anderen Eiweiße auch, durch die körpereigenen Verdauungsenzyme zu einzelnen Aminosäuren abgebaut und so ins Blut aufgenommen werden. Selbst wenn sie in Kapseln gepackt, als intakte Enzyme im Dünndarm ankommen, bewirken sie dort lediglich eine Förderung der Eiweißverdauung. Eine schlankmachende Wirkung derartiger Enzyme konnte daher, wenig überraschend, bis heute nicht belegt worden.
Kohlenhydratblocker
Phaseolin, ein Inhaltsstoff der weißen Kidney-Bohne, wird als Kohlenhydratblocker mit schlankmachender Wirkung beworben. Nun kann Phaseolin tatsächlich den Abbau von längerkettigen Kohlenhydraten im Verdauungstrakt hemmen, so dass diese unverdaut in den Dickdarm weiterwandern und dort als Ballaststoffe wirken. Die praktische Relevanz ist allerdings fraglich. Umfangreiche Übersichtsarbeiten kommen nämlich zum Schluss, dass es keine ausreichenden Beweise für eine Gewichtsreduktion durch Kohlenhydratblocker gibt.
Schön scharf
Scharf macht schlank, heißt es im Volksmund. Und so findet man in etlichen Schlankheitsprodukten das scharfe Capsaicin aus Chilis als Wirkstoff. Ganz abwegig ist der Gedanke nicht, denn Capsaicin steigert tatsächlich den Energieverbrauch. Das ist auch der Grund, weshalb man bei besonders scharfen Speisen ins Schwitzen kommt. Doch der praktische Effekt ist minimal. Zum einen hält diese kalorienverbrauchende Wirkung nur eine halbe bis eine Stunde an. Zum anderen ist der dadurch hervorgerufene zusätzliche Kalorienverbrauch mit höchstens 50 kcal pro Tag sehr begrenzt und liegt im Bereich der normalen Schwankungsbreite bei Menschen. Kein Wunder, dass Studien zur gewichtsreduzierenden Wirkung von Capsaicin-Präparaten enttäuschend ausfallen.
Koffein gegen Fettzellen
Koffein wirkt anregend – auf das zentrale Nervensystem und auch auf die Lipolyse, den Vorgang des Fettsäureabbaus, und den Energieverbrauch. Doch in Studien konnten Fettabbau und Energieverbrauch erst ab einer Menge von vier bis acht Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht beobachtet werden. Umgerechnet auf einen 80 Kilogramm schweren Menschen wären das, je nach Stärke des Kaffees, zwei bis zehn Tassen täglich. Doch Studien, die die direkte gewichtssenkende Wirkung von Koffein am Menschen untersuchten, sind widersprüchlich bzw. zeigen keinen Effekt.
Apropos Koffeinmenge: Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA hat im Mai 2015 ein wissenschaftliches Gutachten zur Sicherheit von Koffein veröffentlicht. Demnach sind Einzeldosen von bis zu 200 mg Koffein (etwa 3 mg pro Kilogramm Körpergewicht) für gesunde Erwachsene unbedenklich, das entspricht etwas mehr als zwei Tassen Filterkaffee oder zwei bis drei Espressi oder rund zwei Dosen (250 ml) eines handelsüblichen Energy Drinks. Über den Tag verteilt ist auch die doppelte Menge gesundheitlich kein Problem. Lediglich Schwangere und Stillende sollten sich beim Konsum etwas zurückhalten und pro Tag nicht mehr als 200 mg Koffein aufnehmen (ca. zwei Tassen Filterkaffee). Mehr dazu hier.
Carnitin als Fettblocker
Carnitin spielt zwar eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel, es ist sozusagen das „Taxi“, das die Fettsäuren zum Ort der Verbrennung transportiert, aber es wird dabei nicht verbraucht und muss daher auch nicht ersetzt werden. Carnitin ist beim Fettabbau nicht der limitierende Faktor und wird außerdem durch die übliche Nahrung in ausreichender Menge zugeführt. Vor allem Fleisch und Milchprodukte liefern Carnitin, selbst bei Vegetariern ist die Carnitinversorgung in der Regel nicht gefährdet. Dies belegen mehrere Studien. So fanden Forscher heraus, dass die Einnahme von Carnitin als Nahrungsergänzung keinen Einfluss auf den Körperfettanteil hatte
PLUS
- keine
MINUS
- Wirkungen wissenschaftlich nicht belegt
Literatur
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