12.04.2016

Hay’sche Trennkost

Die Trennkost wurde vom New Yorker Arzt William Howard Hay (1866–1940) zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt. Er postulierte, dass der Körper Eiweiß und Kohlenhydrate nicht gleichzeitig verdauen kann, weil es ansonsten zu Gärungsvorgängen im Darm komme. Dadurch würde der Körper übersäuern, was er als Ursache aller Zivilisationskrankheiten ansah. 

Hay war der Ansicht, dass durch die zeitliche Trennung von kohlenhydrat- und eiweißreichen Mahlzeiten die beteiligten Verdauungsenzyme die Nahrung im Darm besser zerlegen können und dadurch u. a. zu einer Gewichtsreduktion führe. Die Trennkost sollte das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper regulieren. Gemäß seinen Vorgaben soll die Ernährung zu 80 % aus Basenbildnern wie Obst, Gemüse, Vollkorngetreide und Mandeln bestehen und nur zu 20 % aus Säurebildnern wie Milchprodukten, Fleisch, Fisch, Weißmehl und Zucker. Neutrale Lebensmittel wie Butter und kaltgepresste Öle können mit beiden Gruppen kombiniert werden. Außerdem soll zwischen den einzelnen Mahlzeiten eine Pause von drei bis vier Stunden liegen. 


Veraltete Thesen

Hays Thesen stammen aus einer Zeit, als die konkreten Abläufe der Verdauung und die Wirkungsweise der einzelnen Verdauungssäfte und –enzyme noch nicht bekannt waren. Heute weiß man, dass das Enzymsystem des menschlichen Magen-Darm-Trakts auf eine gleichzeitige Verdauung unterschiedlicher Nährstoffe ausgerichtet ist. Oft sorgt gerade die Kombination bestimmter Nahrungsmittel für einen Mehrwert. So wird durch den gleichzeitigen Genuss von Kartoffeln und Eiern oder Milch und Getreide die biologische Wertigkeit des zugeführten Eiweißes erhöht. Klar wird der in der Diätform enthaltene Fehlschluss auch, wenn man bedenkt, dass zahlreiche Kohlenhydratlieferanten gleichzeitig hochwertige Eiweißquellen darstellen, wie bei Hülsenfrüchten und Getreide.



Gefährliche Heilversprechen

Der positive Aspekt, den Genuss von tierischem Fett zugunsten von Obst, Gemüse und Vollkorn zu reduzieren, relativiert sich durch vorgegebene Einschränkungen, die zu Defiziten in der Vitamin- und Mineralstoffversorgung führen können, so etwa bei Kalzium, Magnesium, Eisen, Selen, Jod, B-Vitaminen und Folsäure. Gefährlich wird es, wenn man den Versprechen glaubt, die Ernährung könne Krebs heilen. Die praktische Durchführung im Alltag ist eher kompliziert. Da die Hay’sche Trennkost reichlich Obst, Gemüse und Salate enthält, ist die Ernährungsform insgesamt kalorien- und fettarm und führt alleine dadurch, völlig unabhängig vom Trennprinzip, zu einer Gewichtsreduktion.

 

PLUS

  • hoher Anteil an Obst und Gemüse
  • Vollkornprodukte werden bevorzugt

 

MINUS

  • unseriöse Heilungsversprechen
  • keine physiologischen Vorteile durch den getrennten Verzehr von Eiweiß und Kohlenhydraten
  • Jodunterversorgung möglich, wenn kein jodiertes Speisesalz verwendet wird

 

Literatur

Leitzmann C, Keller M, Hahn A: Alternative Ernährungsformen. Hippokrates Verlag, Stuttgart (1999)

Leitzmann C et al.: Ernährung in Prävention und Therapie. Hippokrates Verlag, Stuttgart (2003)

 

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