Aktuelles zu Ernährung und Lebensstil: Bleiben Sie mit unserem Newsletter immer informiert!
metabolic balance
„Individuelle“ Lebensmittelempfehlungen nicht nachvollziehbar
In der Vorbereitungsphase werden Fragen zu den Körpermaßen, Angaben zum Gesundheitsstatus, sowie zum Konsum von Fleisch, Fisch und Milchprodukten geklärt. Basierend auf diesen Angaben und 36 gemessenen Blutparametern – neben den üblichen Werten auch Eisen, Kalium, Kalzium und Natrium – wird dann im eigens entwickelten Computerprogramm eine Liste der Lebensmittel generiert, die den Stoffwechsel des Klienten optimal unterstützen sollen. So bekommt man z. B. bei hohen Harnsäurewerten Lebensmittel mit geringem Puringehalt empfohlen – wie bei jeder professionellen Ernährungsberatung. Was bei dem Computer generierten Ernährungsplan verloren geht, sind die individuellen Vorlieben oder Abneigungen für bestimmte Lebensmittel. Zudem sind die zugrundeliegenden Quellen und fachlichen Daten dieser „Analyse“ und somit der „individuellen“ Lebensmittelauswahl vollkommen unbekannt.
Bevor es in die zweite Phase des Programms geht, steht das „Warming up" für den Körper am Zeitplan: Zwei Tage über wird der Körper mittels leichter Nahrung und einer Darmentleerung durch ein Abführmittel oder durch einen Einlauf auf die Diät vorbereitet
Phase 2: Kasteien zum "definierten Wunschgewicht"
In der strengen Umstellungsphase, die 14 Tage oder länger dauert (je nachdem, wann das in der ersten Phase vom Kunden definierte Wunschgewicht erreicht ist) darf nur dreimal am Tag im Abstand von mindestens fünf Stunden gegessen werden. Zudem müssen die Mengen der erlaubten Lebensmittel eingehalten werden. Auch die Grundregeln sollen befolgt werden: mindestens zwei Liter Wasser pro Tag, jede Mahlzeit soll mit dem eiweißreichen Lebensmittel begonnen werden, welches mit einer Kohlenhydratquelle kombiniert wird. Zusätzlich darf eine individuell bestimmte Menge Roggen-Vollkornbrot oder Roggen-Knäckebrot sowie eine Sorte Obst gegessen werden. Nach 21 Uhr soll nicht mehr gegessen werden.
metabolic balance® Beispielplan:
Mahlzeiten | Vorschlag 1 | Vorschlag 2 | Vorschlag 3 |
---|---|---|---|
Frühstück | 85 g Putenbrust 100 g Gemüse | 200 g Naturjoghurt 1 Sorte Obst | 2 Eier 100 g Gemüse |
Mittagessen | 125 g Fisch 130 g Gemüse | 125 g Geflügel 130 g Gemüse | 80 g Käse 130 g Gemüse |
Abendessen | 90 g Bohnen 140 g Gemüse | 135 g Fisch 140 g Gemüse | 135 g Geflügel 140 g Gemüse |
Warum die Mahlzeitenaufnahme auf drei Mal pro Tag beschränkt ist, ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht nicht klar. Denn Zwischenmahlzeiten können Leistungstiefs und Heißhungeranfälle vorbeugen. Zudem entspricht diese Diät nicht der empfohlenen Aufnahmemenge an Obst und Gemüse von fünf Portionen pro Tag, was mit fünf Mahlzeiten leichter zu erreichen wäre
Phase 3: Gelockerte Umstellung
Hier wird zwar der Ernährungsfahrplan grundsätzlich fortgeführt, erlaubt sind aber Regelverstöße – zunächst auf eine Mahlzeit beschränkt. So genannte Cheatdays am Ende von Phase 3 sollen den Stoffwechsel wieder auf Touren bringen. Sie stehen zweitägig jeweils am Anfang und am Ende einer streng verlaufenden Diätwoche am Plan. Hier gibt es keine Verbote, weder im Hinblick auf Kalorien noch auf Lebensmittel bezogen. Dabei ist ein Gewichtsanstieg durchaus gewollt, damit sich in den folgenden fünf strengen Diättagen das Gewicht besonders schnell und leicht wieder abbaut. Für dieses „Körperschockprogramm" gibt es keinen wissenschaftlichen Hintergrund.
Phase 4: Erhaltungsphase
In dieser Phase sollen, die aus den vorangegangenen Phasen, erlernten Grundlagen beibehalten werden. Der Diäthaltende soll dabei auf eine „gesunde Ernährung“ achten. Dass es nach Beendigung der Diät zur erneuten Gewichtszunahme kommen kann, wird nicht angesprochen.
Fazit
Das Konzept von metabolic balance® ist wissenschaftlich nicht abgesichert. Es gibt keine Belege, dass tatsächlich ein Zusammenhang zwischen den ermittelten Blutwerten und einem Gewichtsverlust besteht. Zudem sind die „individuellen“ Ernährungsempfehlungen wissenschaftlich oft nicht nachzuvollziehen.
Die Diät ist für Diabetiker, Gicht- und Nierenpatienten sowie Patienten mit Gallensteinen mit einem gewissen Risiko behaftet. Auch Schwangeren und Stillenden wird im Kleingedruckten abgeraten. Dies könnte daran liegen, dass der Großteil der Berater kein Fachpersonal wie Ärzte, Ernährungswissenschafter und Diätologen ist. In vielen Fällen handelt es sich um Ernährungs- und Fitnesscoaches mit einer Kurzausbildung im Wellnessbereich.
Literatur
Kreissl A, Widhalm K: Bewertung von Metabolic Balance. In: Österreichische Ärztezeitung (2009).
Metabolic Balance: Das Stoffwechselprogramm. www.metabolic-balance.at (Zugriff: 30.03.2023).
Österreichische Gesundheitskasse: Jo-Jo-Effekt vorprogrammiert: Metabolic Balance. www.meinegesundheit.at (Zugriff: 30.03.2023).
Verbraucherzentrale (Hrsg.): Von Stoffwechsel-Diäten bis Trennkost: Erfolgsaussichten und Gefahren. www.verbraucherzentrale.de (Zugriff: 30.03.2023).
Zellhofer N: „Metabolic Balance-Programm“: Schlagseite statt Balance für die Gewichtsregulierung. Ernährung aktuell 1 (2009).