28.06.2016

Vollwertkost nach M.O. Bruker

Die Vollwertkost nach Dr. M. O. Bruker ist eine vorwiegend vegetabile Ernährungsform, bei der die „Lebendigkeit und Natürlichkeit“ der Nahrung im Fokus steht. Bruker unterscheidet dabei zwischen Lebensmitteln, die selbst noch „lebendig“ sind, und Nahrungsmitteln, die durch äußere Einwirkung wie Erhitzen, Konservierung oder Zubereitung „getötet“ wurden. Seiner Ansicht nach sind Lebensmittel zur Gesunderhaltung notwendig, während Nahrungsmittel dies nicht sind, da sie lediglich Träger von Nährstoffen seien.

Als Maßstab für die Bruker’sche Ernährungslehre dient der Gehalt an „Vitalstoffen“. Darunter fasst er Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Ballaststoffe, Enzyme, ungesättigte „Fettstoffe“ und lebensmitteleigene Aromastoffe zusammen. In natürlichen Lebensmitteln sind diese nach Bruker in einem harmonischen Verhältnis enthalten, was die Gesundheit garantieren soll. Ernährungsbedingte Krankheiten wie Arteriosklerose, Herzinfarkt, Thrombose und in gewissem Maße auch Krebs schreibt Bruker Auszugsmehlen, Fabrikzucker und Fabrikfetten sowie Konserven zu.

Reichlichlich Rohkost

Nach Bruker sollte ein Drittel der Nahrung aus Rohkost – davon ein Drittel Obst und zwei Drittel Gemüse – bestehen. Für die Zubereitung werden naturbelassenes Öl und Obstessig bzw. Zitronensaft, Schlagobers und Gewürze empfohlen. Auszugsmehl soll durch frisch gemahlenes Vollkornmehl ersetzt werden, um die Vitamin B1-Aufnahme zu gewährleisten. Einmal täglich sollte Frischkornbrei mit Rohmilch gegessen werden. Da nach Ansicht Brukers tierische Eiweißquellen nicht notwendig sind, rät er vom Verzehr von Fleisch, Wurst und Fisch ab. Der Konsum von Käse, Milch und Milchprodukten sowie Eiern sollte eingeschränkt werden. Milch sollte zudem nur als Rohmilch getrunken werden. Er empfiehlt Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft den Vorzug zu geben.

Mit der Vollwertkost sollte so früh wie möglich gestartet werden. So sollen etwa Säuglinge, die nicht gestillt werden können, Frischkornmilch aus eingeweichtem gemahlenem Getreide, Honig und Rohmilch erhalten.

Ovo-lakto-vegetabiler Fokus

In Summe handelt es sich bei der Vollwerternährung nach Bruker um eine überwiegend ovo-lakto-vegetabile Ernährungsform, bei welcher der Fokus auf Vollkornprodukten und Rohkost liegt. Bei abwechslungsreicher Lebensmittelauswahl ist damit für Erwachsene eine bedarfsgerechte Ernährung möglich. Positiv ist der hohe Gemüse- und Obstanteil, die Betonung der Naturbelassenheit und der biologischen Herkunft der Lebensmittel. Dadurch werden Nährstoffverluste durch Verarbeitungs- und Zubereitungsvorgänge minimiert. Auch der eingeschränkte Fleischkonsum ist vorteilhaft, weil dadurch weniger tierisches (gesättigtes) Fett und Purine aufgenommen werden.

Kritische Thesen

Verschiedene Aussagen Brukers sind jedoch aus wissenschaftlicher Sicht problematisch. Etwa dass sich Krebs bis zu einem gewissen Grad durch Vollwertkost verhüten und je nach Stadium heilen lasse, dass erhitzte Milch gesundheitsschädlich sei, seine Einteilung in „lebendige“ und „tote“ Nahrungsmittel oder dass die „Zuckergier der Kinder ein klassisches Zeichen eines Vitalstoffmangels" sei. Bruker spricht hier von Zucker als Vitamin-B1-Räuber. Dieses Vitamin wird zwar beim Abbau von Zucker benötigt, geht aber nicht verloren.

Sehr kritisch zu sehen ist die Empfehlung von Frischkornbrei für Säuglinge. In dieser frühen Entwicklungsphase ist der Magen-Darm-Trakt des Säuglings noch nicht ausgereift genug, um rohes Getreide verdauen zu können. Die Zufuhr bestimmter lebensnotwendiger Fettsäuren kann durch Frischkornbrei ebenfalls nicht gewährleistet werden. Außerdem sollten Säuglinge aufgrund der Infektionsgefahr durch Krankheitserreger keine Rohmilch trinken und wegen des Botulismus-Risikos keinen Honig erhalten.

PLUS

  • aufgrund des hohen Anteils an Vollkornprodukten, Gemüse und Obst reich an Mineralstoffen, Vitaminen und Ballaststoffen
  • soziale und ökologische Aspekte werden berücksichtigt, da Produkte aus biologischer Landwirtschaft bevorzugt werden

MINUS

  • Die Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln mindert nicht unbedingt deren Qualität.
  • Die Empfehlung von Frischkornbrei für Säuglinge ist sehr problematisch.
  • Die Empfehlung einer unbeschränkten Fettaufnahme begünstigt Fettstoffwechselstörungen.
  • Heilversprechen sind teilweise wissenschaftlich nicht haltbar
  • Bewegung ist kein Thema


Literatur

Leitzmann C, Keller M, Hahn A: Alternative Ernährungsformen. Hippokrates Verlag, Stuttgart (1999)
Leitzmann C et al.: Ernährung in Prävention und Therapie. Hippokrates Verlag, Stuttgart (2003)

 
 

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