Low Carb-Diäten

Mit Atkins fing alles an. In den 1970er Jahren erlebte die eiweißreiche Diät des US-amerikanischen Arztes Robert Atkins den ersten Höhenflug. Dann kamen die Low Fat-Diäten in Mode. Bis in den 1990er Jahren das Atkinsprinzip seine Wiederauferstehung feierte. Zwar war Atkins in der Zwischenzeit verstorben, doch die Neuauflage seines Bestsellers sowie Bücher von Nachahmern wie Pierre Dukan oder Arthur Agatston brachten Low Carb-Diäten wieder auf den (Speise-)Plan.

Was ist das Konzept dahinter?

Kohlenhydrate runter, Eiweiß rauf. Ziel ist es, den Blutzuckerspiegel niedrig zu halten, damit der Körper auf Fettverbrennung umstellt. Die Kohlenhydratreserven in der Leber (Leberglykogen) werden dabei rasch aufgebraucht und nachdem – mit Ausnahme des Gehirns und der roten Blutkörperchen – die Körperzellen auch Fettsäureabbauprodukte, sogenannte Ketonkörper, als Energiequelle nutzen können, wandelt die Leber Fettsäuren in diese um. Dabei ist eine hohe Fettaufnahme als Basis für die Entstehung von Ketonkörpern notwendig.

Die Vorgaben für die Lebensmittelauswahl bei den meisten Low Carb-Formen: Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte und Fett, dafür wenig Brot, Nudeln, Reis, Gemüse und Obst. Proteinreiche Lebensmittel sollen bei der Gewichtsreduktion den Turbo einschalten.

Kein Unterschied auf der Waage

Studienergebnisse schienen dieses Konzept anfänglich auch zu bestätigen, mittlerweile sieht die Datenlage etwas anders aus. Low Carb-Diäten können die Kilos zwar besonders über kurze Zeit purzeln lassen, langfristig sind sie jedoch nicht erfolgreicher als andere Konzepte, die auf eine ausgewogene Ernährung bei entsprechender Kalorienreduktion setzen.

Fazit

Abgesehen von fehlendem langfristigem Vorteil beim Abnehmen stellt sich die Frage, wie gesund so eine eiweißreiche Diät ist. Hier wird immer wieder ein potenzielles kardiovaskuläres Risiko der Low Carb-Diäten durch die hohe Fettaufnahme diskutiert. Die aktuelle Datenlage ist hierzu jedoch nicht eindeutig. Eiweißreiche Kostformen belasten allerdings die Nieren aufgrund der anfallenden Endprodukte des Eiweißstoffwechsels. Personen mit Nierenproblemen oder eingeschränkter Nierenkapazität sollten auf solche Diäten daher verzichten. Zusätzlich wird bei längerfristig zu hoher Proteinzufuhr die Kalziumausscheidung angeregt. Das kann über die Jahre das Osteoporoserisiko und jenes von Nierensteinen erhöhen. Der hohe Anteil tierischer Lebensmittel in Low Carb-Diäten führt außerdem zu erhöhten Harnsäurespiegeln im Blut und kann somit bei empfindlichen Personen Gichtanfälle auslösen. Ein weiterer problematischer Aspekt ist, dass die Aufnahme von Obst, Gemüse und Getreide limitiert ist, wodurch es an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Ballaststoffen mangeln kann. Zudem widerspricht ein hoher Anteil tierischer Lebensmittel den Empfehlungen für eine nachhaltige Ernährung (z. B. Planetary Health Diet).

 

Literatur

Ellrott T, Pudel V: Kohlenhydratarme Diäten (Low Carb) zur Gewichtsreduktion. Ernährungs-Umschau 52(2): S. 48–51 (2005).

Elmadfa I, Leitzmann C: Ernährung des Menschen. 6. Auflage, Stuttgart, Ulmer Verlag (2019).

Esfahani A et al.: The application of the glycemic index and glycemic load in weight loss: A review of the clinical evidence. IUBMB Life 63(1): S. 7–13 (2011).

Fischer T: Ketogene Ernährung als Trenddiät. Hintergründe, Nutzen und Risiken – Teil 1. Ernährungs Umschau 69 (9): S65-72 (2022).

Fischer T: Ketogene Ernährung als Trenddiät. Risiken, Produktangebot, Kosten und Ausblick – Teil 2. Ernährungs Umschau 69(10): S77–80 (2022).

Naude CE et al.: Low-carbohydrate versus balanced-carbohydrate diets for reducing weight and cardiovascular risk. Cochrane Database Syst Rev 1: CD013334 (2022).

Verbraucherzentrale (Hrsg.): Von Stoffwechsel-Diäten bis Trennkost: Erfolgsaussichten und Gefahren. www.verbraucherzentrale.de (Zugriff: 30.03.2023).

 

 

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