Rezension

Warum mutig sein? Weil viele Angst haben. Angst vor dem Zu-dick-Werden, vor Pestiziden, vor Zusatzstoffen, vor zu viel Technologie, vor Unverträglichkeiten, vor Krankheiten, vor Täuschung, … Angst davor, etwas falsch zu machen, Grenzen zu überschreiten, sich gehen zu lassen. Und die Moralität scheint mangels anderer sinnstiftender Werte den Lebensstil zu bestimmen. Mut zum Genuss ist deswegen gefordert, weil sich eine Verbots- und Verzichtskultur auszubreiten beginnt. Woher rührt der Trend zur Selbstkasteiung? Marlies Gruber, Ernährungswissenschafterin und wissenschaftliche Leiterin des forum. ernährung heute, skizziert die Problematisierung des Essens und warum viele bei dem Thema verkrampft sind. Welche Risiken bergen widersprüchliche Empfehlungen? Wie wirkt sich Stigmatisierung aus? Die Autorin spricht von einer Genuss-Krise, in der ein kritischer Geist und kritischer Gaumen zu kurz kommen und das gesellschaftliche Diktat zur Gesundheit das Vertrauen auf die eigenen Körpersignale verdrängt. Doch was charakterisiert Genuss? Welche Benefits sind damit verbunden? Wie unterscheidet sich Genuss von Gier und Sucht? Welche Rolle spielt Askese, um genießen zu können? Marlies Gruber plädiert dafür, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu handeln, sich von Klischees und dem gesellschaftlichen Korsett zu befreien und ein entspanntes Verhältnis zum Essen und Trinken zu entwickeln. Wie? Das beschreibt sie anhand von vier Wegen inklusive Trainingstipps für den Alltag. Die Lektüre ist ein Appell für einen genussvollen Umgang mit dem Essen – für Genießer und jene, die es noch werden wollen.