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Alle wirken mit: Lebensmittel verwerten, Klima schützen
Die Folgen des Klimawandels sind für uns alle deutlich zu spüren. Es ist also höchst an der Zeit, dass effektive Maßnahmen gesetzt werden, die zum Klimaschutz beitragen. Eine oft unterschätzte Stellschraube ist die Reduktion von Food Waste, wie das forum. ernährung heute (f.eh) betont. Eine Studie aus 2023 im Fachmagazin Nature Food liefert dazu folgende Zahlen: Die Hälfte der weltweiten Treibhausgas-Emissionen aus der Lebensmittelproduktion entfallen demnach auf Abfälle und Verluste – vom Anbau über die Ernte und Produktion bis zur Gastronomie und den Haushalten. Sie machten 2017 insgesamt 9,3 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente aus, was zusammengenommen etwa den jährlichen Emissionen der USA und der Europäischen Union entspricht.
„Ein Drittel aller Lebensmittel weltweit landet in der Tonne. In Österreich fallen in den Haushalten rund 60 Prozent der Abfälle an. Insbesondere genussfähiges Brot und Gebäck sowie Obst und Gemüse bilden einen Großteil der Abfälle. Jede Person wirft pro Jahr etwa 18 kg Brot und Gebäck weg. Das sind 37 % der gekauften Ware oder grob umgerechnet entspricht das einer Scheibe Brot pro Person und Tag“, so f.eh-Geschäftsführerin Marlies Gruber. Die Kosten für weggeworfene Lebensmittel belaufen sich pro Haushalt im Schnitt auf 400 Euro pro Jahr. Das ist im Durchschnitt der Gegenwert der Ausgaben für zwei Monate Einkauf an Frischeprodukten und Fertiggerichten.
Lebensmittel verwerten, Ressourcen schonen
Die Haushalte sind damit ein wichtiger Player bei der Reduktion von Food Waste und der Transformation hin zu einem nachhaltigen Ernährungssystem. Jedes weggeworfene Lebensmittel bedeutet Ressourcenverschwendung entlang der gesamten Wertschöpfungskette, wie Marlies Gruber am Beispiel von Brot ausführt: „Die Produktion startet bei der Vermehrung von Saatgut, das für den Anbau von Getreide verwendet wird. Beide Kulturen – jene zur Saatgut- und jene zur Getreideproduktion – werden von den landwirtschaftlichen Betrieben gepflegt. Anschließend wird geerntet, gedroschen und in der Mühle gemahlen. Von dort kommt das Mehl zum weiterverarbeitenden Betrieb, der es mit Wasser, Hefe, Zucker und Salz mischt, bäckt und verkauft oder an den Handel ausliefert. Landet das Brot im Müll, werden alle dafür aufgewendeten Ressourcen wie Böden, Wasser, Energie, Betriebsmittel (Treibstoff, Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel) sowie die Arbeitszeit sinnlos verschwendet.“
Die Gründe für die Verschwendung sind vielfältig und reichen von Zeitmangel, fehlenden Koch-Ideen, zu aufwändiger Verarbeitung oder Unsicherheiten beim Mindesthaltbarkeitsdatum bis hin zu falscher Lagerung und Schimmelbefall. „Um Lebensmittelverschwendung bis 2030 tatsächlich zu halbieren, wie es von Seiten der Vereinten Nationen im Rahmen der SGDs vorgesehen ist, müssen wir als Gesellschaft wieder lernen, Lebensmittel mehr wertzuschätzen und unser Verhalten und unsere Gewohnheiten schrittweise zu ändern. Dazu bedarf es mehr Bewusstsein, aber auch mehr Know-how, einer grundlegenden Ernährungsbildung sowie -kompetenzen und entsprechender Angebote und Rahmenbedingen“, so Gruber.
Das forum. ernährung heute nennt daher Beispiele, wie Food Waste im Haushalt reduziert werden kann:
- Überlegt einkaufen: Eine Einkaufsliste oder -App ermöglicht eine optimale Planung und beugt Fehleinkäufen vor. Mengenrabatte und Großpackungen sollten nur genützt werden, wenn man sie auch verwertet oder es sich um besonders lange haltbare Produkte wie Salz, Zucker oder Konserven handelt, da sonst der Rabatt verpufft.
- Portionsgrößen: Gezielte Mahlzeitenplanung und nur so viel kochen oder als Meal Prep zubereiten, wie man tatsächlich isst bzw. einfrieren möchte, sind das Um und Auf. Kleinere Portionsgrößen sind häufig auch die bessere Wahl beim „On-the-Go“-Konsum.
- Haltbarkeitsdatum berücksichtigen: Beim Einkauf und bei der Lagerung das Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum beachten.
- Kühlketten sollten beim Transport nicht unterbrochen werden. Isolierte Einkaufstaschen helfen dabei.
- Lagerung: Man sollte den Kühlschrank und die eingelagerten Lebensmittel im Blick behalten. Viele Lebensmittel rutschen nach hinten und werden unbemerkt schlecht – sie landen also gar nicht erst am Teller. Äpfel sollten z.B. nicht neben Bananen liegen, da diese aufgrund des Reifungsgases Ethylen schneller braun werden. Öle, Essig, Nudeln, Reis und Mehl hingegen mögen es dunkel und trocken. Hat man zu viel gekauft, kann man viele Lebensmittel problemlos einfrieren. Ist der Gefrierschrank voll, vermeidet Foodsharing die Verschwendung.
- Verpackung: Lebensmittel sollten vor der Verarbeitung oder dem Verzehr in der haltbarkeitsverlängernden Verpackung bleiben. Diese ist optimal an die Bedürfnisse des jeweiligen Produkts angepasst – ein Umpacken in Plastikdosen o.ä. bringt in der Regel keinen Mehrwert.
- Kreativität beim Kochen und Restl-Verwerten bieten mehr Genuss und schützen auch die Umwelt. Hartes, getrocknetes Brot kann für Knödel oder als Brösel-Topping verwendet werden. Schwarzbrotbrösel können Mehl für Nuss- und Gewürzkuchen teilweise ersetzen und bieten als Panier Abwechslung. Auch als Croutons, Brotsalat oder -pommes sowie Suppeneinlage kann altes Brot raffiniert eingesetzt werden. Manchmal entstehen aus anfänglich willkürlichen Kombinationen neue Lieblingsgerichte.
Quellen:
- BMK (2021): Brot ist kostbar! Ohne Mist! BMK Sektion V. www.bmk.gv.at/dam/jcr:658e613a-6aea-45c2-9399-3785f9dfb571/brot-ist-kostbar.pdf
- Zhu, J., Luo, Z., Sun, T. et al. Cradle-to-grave emissions from food loss and waste represent half of total greenhouse gas emissions from food systems. Nat Food 4, 247–256 (2023). doi.org/10.1038/s43016-023-00710-3