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Gentechnik: Tabus aufbrechen & Dialog versachlichen
In der neuen Ausgabe des Magazins ernährung heute widmet sich das forum. ernährung heute (f.eh) gemeinsam mit Experten dem Thema Gentechnik. „Wir wollen das Thema enttabuisieren und den gesellschaftlichen Dialog fördern, der aktuell mehr ideologisch als sachlich geführt wird. Denn die Potenziale sind Wissenschaftlern zufolge enorm“, so Marlies Gruber, Geschäftsführerin des f.eh. Dementsprechend wird Gentechnik bereits breit eingesetzt: 80 Prozent der globalen Baumwolle stammen von entsprechend geänderten Pflanzen und auch Kosmetika sowie Medikamente werden mithilfe der Gentechnik hergestellt, etwa das Insulin für Diabetiker. Die neue Ausgabe wirft daher einen Blick auf Chancen und Risiken der neuen Technologien, allen voran die Genschere CRISPR/Cas9. Weitere Themen sind u.a. Mikroalgen, Pistazien und Spitzwegerich als erster Vertreter der neuen Wildkräuter-Serie.
Gentechnik ist nicht erst seit dem Durchbruch der Genschere CRISPR/Cas viel- und kontrovers diskutiert. Schon davor haben Gegner mit Begriffen wie „Frankenstein-Gemüse“ die Debatte bestimmt. Die Entwicklung von CRISPR/Cas durch die Forscherinnen Jennifer Doudna und Emmanuelle Charpentier im Jahr 2012 hat diese Debatte erneut befeuert. Gegner argumentieren mit Wahlfreiheit, sehen keine Notwendigkeit und nicht abschätzbare Risiken. Befürworter der Genschere führen ins Treffen, dass die Züchtung präziser und schneller erfolgen kann als mit herkömmlichen Züchtungsmethoden. Das ist von Vorteil, wenn man an viele moderne Herausforderungen denkt, etwa an die Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen oder an die rasche Anpassung an klimabedingte Veränderungen.
Auch in der Wissenschaft herrscht weitgehend Einigkeit, dass bei Genom-editierten Pflanzen viele Chancen, aber kaum nennenswerte Risiken vorliegen. Gründe für die enorme Skepsis hat daher eine Studie* in den USA, Deutschland und Frankreich untersucht. Es zeigte sich: Die stärksten Gegner waren von der eigenen Sachkenntnis absolut überzeugt, wussten tatsächlich aber am wenigsten über Gentechnik. Die Forscher führen dies auf zwei psychologische Phänomene zurück: Information wird aktiv vermieden und die eigene Meinung wird durch Evidenz, welche die eigene Meinung widerlegt, sogar noch verstärkt. Denn die eigenen Überzeugungen werden nur langsam über Bord geworfen.
„Bedenken, Sorgen und Ängste sind ernst zu nehmen, aber ohne die Debatte komplett zu negieren, denn diffuses Unbehagen breitet sich häufig durch mangelndes Wissen aus. Wir wollen mit der neuen Ausgabe Grundlagen vermitteln, mit Mythen aufräumen sowie dazu animieren, sich über die Thematik und diverse Standpunkte zu nähern“, betont Marlies Gruber.
Dazu hat der Biologe und Medizinjournalist Jörg Wipplinger in der neuen Ausgabe die Methoden der Gentechnik zusammengefasst. Was bei uns erlaubt und was verboten ist, hat sich der Veterinärmediziner Markus Eigner vom Fachverband der Lebensmittelindustrie angesehen. Das Spannungsfeld Bio und Gentechnik hat das f.eh mit Urs Niggli, Obmann des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (FIBL) in Österreich, diskutiert. Zudem hat die Redaktion Kommentare aus Wissenschaft, Pflanzenzüchtung, Bio-Landbau und Verbraucherschutz eingeholt.
Weitere Themen in der aktuellen Ausgabe von ernährung heute
Mikroalgen rücken durch die Nachhaltigkeitsdebatte vermehrt ins Rampenlicht. Elisabeth Sperr, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim f.eh, hat sich dem Hype gewidmet und sich das Potenzial von Pistazien als Eiweißquelle für Vegetarier und Veganer angesehen. Denn das Aminosäureprofil macht die Pistazie zu einer interessanten pflanzlichen Eiweißressource.
Wildkräuter gedeihen auf Wiesen, in Wäldern oder am Wegesrand. Sie können Geschmack und Abwechslung auf den Teller bringen. Im ersten Teil der neuen Serie stellt die Ernährungswissenschafterin und Sensorikerin Eva Derndorfer den Spitzwegerich vor.
Das Heft wird auf Anfrage an presse@forum-ernaehrung.at gerne als pdf-Version zur Verfügung gestellt.
*Quelle: Fernbach PM et al.: Extreme Opponents of Genetically Modified Foods Know the Least but Think They Know the Most. Nat Hum Behav 3: 251–256 (2019).