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Ökonomische Instrumente in der Ernährungspolitik
Das Thema Fett- bzw. Zuckersteuer ist nicht nur in den nationalen Medien präsent. Fiskalpolitische Steuerelemente im Ernährungsbereich werden derzeit auch in den USA und England diskutiert. In Frankreich, Dänemark und Ungarn wurden nährstoffbezogene Extra-Steuern bereits eingeführt. Faktum ist allerdings, dass es im Moment nicht vorhersagbar ist, wie derartige Steuern das Konsumverhalten beeinflussen, da keinerlei einschlägigen Evidenzen bzw. Langzeitstudien vorliegen. Anders sieht es bei ökonomischen Anreizen aus, die den Mehrkonsum von zum Beispiel Obst und Gemüse fördern sollen. „Sicher ist aber, dass wie bei der Tabakprävention, nur ein Gesamtbündel von Maßnahmen wirksam sein wird", so Dr. Ursula Püringer.
Für Dr. Ursula Püringer ist für die Gesundheit der Bevölkerung entscheidend, dass nahrhaftes Essen erhältlich und erschwinglich ist. Denn „was Menschen essen, hängt weit weniger von gesundheitlicher Aufklärung ab, als vielmehr davon, was eine gesunde Lebensmittelauswahl kostet und wie zugänglich sie ist." Gesunde Ernährung bedeutet also nicht nur individuelle, selbstbestimmte Verhaltensänderung, sondern ist laut Dr. Püringer vor allem ein Handlungsfeld für die Politik und bedarf ihrer Meinung nach einer Handlungsanweisung von außen. Der Einwand „Was ich esse, ist doch meine persönliche Wahl" lässt Dr. Püringer so nicht gelten, da dies nur in einer Welt mit einem perfekten Markt für Lebensmittel, wo die Nachfrage das Angebot bestimmt, zutreffen würde. Wer denkt, er ernähre sich rein selbstbestimmt, ist laut Dr. Püringer auf dem Holzweg.
International wird laut Püringer die Notwendigkeit einer „Ernährungspolitik, die Gesundheit fördert und ernährungsbedingte Krankheiten reduziert", immer mehr erkannt, denn: „Im Laufe der Zeit wurde der relative Preis einer konsumierten Kalorie geringer, im Vergleich dazu stiegen die Opportunitätskosten, um eine Kalorie zu verbrennen." Daraus resultiert die Idee, in die Preisgestaltung von Nahrungsmitteln und von Sport- und Fitnessequipment einzugreifen, um Konsum- und Bewegungsverhalten beeinflussen zu können.
Dr. Püringer unterscheidet zwei Arten ökonomischer Instrumente:
- Nationale politisch-ökonomische Instrumente wie Steuern, Preise oder Subventionen, die durch nationale Regierungen auf der Makroebene eingesetzt werden. Dies betrifft die aktuelle internationale kontroverse Debatte über beispielsweise Zucker- oder Fettsteuern. Auch wenn weitgehend Evidenz-basierte Rückschlüsse und Ergebnisse noch nicht vorliegen, wäre diese Maßnahme laut Dr. Püringer ein gangbarer Weg. So könnten „mit Erträgen aus einer solchen Steuer Gesundheits- förderungsprogramme finanziert oder sonstige Gesundheitskosten erstattet werden.
- "Lokale ökonomische Instrumente in Form von Preisen, Werbebotschaften und Anreizen, die auf Mikroebene, wie Schulen, Arbeitsstätten, Restaurants und Nahversorgern eingesetzt werden. Diese haben oftmals auch einen direkten Einfluss auf die Speisenauswahl und werden von diesen meist auch positiv - weil nicht zu sehr einschränkend und schulmeisterlich - wahrgenommen. So führte eine Preisreduktion um 50 % bei Obst, Karotten, Salat und Co. in einer High-School Cafeteria in Kanada zu einer Verkaufssteigerung von 400 % bei Obst und zu 200 % bei Karotten [1].
Literatur
[1] French et al, zitiert in Canadian Cancer Society, 2011
Symposium: „Freiheit oder Fremdbestimmung: Wie privat ist Essen?"
Am 14. Juni 2012, Hotel Savoyen Vienna. Weitere Informationen sowie die Abstracts der Vorträge sind im Nachfeld des Symposiums online verfügbar.