23.05.2017

Palmöl – mehr Einsatz für Nachhaltigkeit!

Tropische Regenwälder werden abgeholzt, die Lebensräume von Orang-Utan und Tiger bedroht und Arbeiter sind unwürdigen Arbeitsbedingungen zu einem Hungerlohn ausgesetzt. Die ökologischen und sozialen Schattenseiten des Ölpalmenanbaus sind weitreichend. Im Magazin „ernährung heute“ fragt das  forum. ernährung heute (f.eh) darum: Welchen Einfluss haben westliche Märkte auf vorherrschende Produktionsbedingungen? Was kann nachhaltiger Anbau für Natur und Mensch bewirken und wie sind Pflanzenöle aus Raps, Sonnenblume oder Soja als Alternativen zu bewerten?

Marktmächte: Wer produziert, wer fragt nach und wofür?

85 % des weltweit produzierten Palmöls kommen aus Indonesien   und Malaysia. Größter Importeur ist Asien, allen voran Indien, gefolgt von China. Aufgrund des wachsenden Wohlstandes in Fernost ist davon auszugehen, dass in dieser Weltregion künftig noch größere Ölmengen nachgefragt werden. Europa und Nordamerika benötigen 17 % des globalen Palmölbedarfs. Verwendet wird das viel kritisierte Pflanzenöl in der EU zu einem Drittel in der Lebensmittelbranche (34 %). Nahezu die Hälfte (45 %) wird laut European Federation for Transport and Environment als Biosprit vertankt. 16 % werden in der Energiegewinnung für Elektrizität und Wärme genutzt und der Rest für Produkte wie Seifen, Waschmittel oder Kosmetika verwendet (siehe Grafik).

Strenge Standards durchsetzen

„Auch wenn der Markteinfluss des Westens im Vergleich zu Asien deutlich geringer ist, übernehmen vor allem Europa und Nordamerika Verantwortung, indem sie eine Entwicklung des Palmölsektors hin zu mehr Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit anstreben. Zahlreiche Initiativen wissenschaftlicher, privatwirtschaftlicher und öffentlicher Träger setzen sich bereits dafür ein“, stellt Marlies Gruber, Geschäftsführerin des f.eh, fest.

Das ist auch dringend notwendig. Der Palmölsektor stützt sich in Südostasien auf Gastarbeiter, die schlecht bezahlt werden, in menschenunwürdigen Unterbringungen leben und mangels Sicherheitsausrüstungen häufig gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt sind. Nichtregierungsorganisationen westlicher Konsummärkte und die Zivilgesellschaft in Erzeugermärkten – wie Samit Watch in Indonesien oder Tenaganita in Malaysia – arbeiten hier eng zusammen, um bessere gesetzliche Regelungen und Sozialstandards durchzusetzen.

Ohne Frage ist noch viel zu tun. Aber es gibt auch nennenswerte Fortschritte – wie die internationale Zertifizierung nach dem Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO). Im Sinne der Ganzheitlichkeit werden dabei drei Bereiche berücksichtigt: Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit. „Die Nachfrage nach nachhaltigem Palmöl sowie die strengen Nachhaltigkeitskriterien des RSPO weiter zu fördern und Kleinbauern verstärkt in der Lieferkette einzubinden, ist das Ziel der European Sustainable Palm Oil Advocacy Group (ESPOAG). Sie vereint eine Reihe von Herstellerverbänden und einzelnen Produzenten, die bis 2020 komplett auf nachhaltig zertifiziertes Palmöl umsteigen wollen“, so die f.eh-Geschäftsführerin. Bekannte Labels wie Fairtrade, Rainforest Alliance Certified oder Utz Certified stehen ebenfalls für verantwortungsvolle Praktiken in der Landwirtschaft ein und helfen Konsumenten bei der Kaufentscheidung.

Raps-, Soja- oder Sonnenblumenöl als ökologisch bessere Alternativen?

„Immer wieder werden Stimmen laut, Palmöl besser durch andere Pflanzenöle zu ersetzen. Ob das die richtige Lösung ist, bleibt zu überdenken. Denn bei genauerer Betrachtung sind auch alternative Ölsaaten mit ökologischen Herausforderungen verbunden“, sagt Gruber. Palmölpflanzen sind äußerst genügsam und wenig anfällig für Krankheiten. „Von Düngern bis zu Pestiziden – Ölpalmenfarmer setzen im Schnitt vier bis sechs Mal weniger Agrochemikalien ein als Soja- und Rapsfarmer. Werden auf den Plantagen heimische Sträucher, Gräser und Blumen gepflanzt, schafft das Lebensraum für nützliche Insekten, die dabei helfen, sogar ohne Agrochemikalien auszukommen.“ Und auch hinsichtlich der Flächeneffizienz hat Palmöl klare Vorteile: Während Farmer in Südostasien auf einem Hektar Anbaufläche bis zu vier Tonnen Palmöl erwirtschaften, sind die Erntemengen bei Soja mit nur 0,4 Tonnen, bei Sonnenblumen mit 0,6 Tonnen oder bei Raps mit 0,7 Tonnen deutlich geringer. „Palmöl bietet somit gute Voraussetzungen für eine umweltfreundliche Produktion und sticht anderer Kulturpflanzen mit vergleichbaren, ökologischen Problemfeldern durch entscheidend bessere Flächeneffizienz aus.“

Mehr über weitere Facetten von Palmöl erfahren Sie im Magazin ernährung heute 1/2017, zu bestellen unter www.forum-ernaehrung.at/shop.

Weitere Themen im Heft:

  • Avocado und der Hype um die grüne Frucht
  • Was ist aus dem Aufreger „Anlogkäse“ geworden?
  • Warum sind Wut und Sport eine unglückliche Kombination?

Anhang 1: Grafik Verwendung von Palmöl in der EU
Anhang 2: Palmöl Fakten

 

 

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