Rezension

In der Kunst stellten Lebensmittel schon immer ein beliebtes Objekt dar. Während sie in der Antike häufig dazu dienten, indirekte Aussagen zu vermitteln, rückten sie im 19. Jahrhundert als Stillleben in den Mittelpunkt der Gemälde. Der Bildband „Der gedeckte Tisch - Esskultur in der Kunst" umreißt die Epochen vom Altertum bis heute und fokussiert dabei verschiedene Themen wie den Apfel als biblisches Gleichnis für Sünde, ein prunkvolles Festmahl als Darstellung der Götter in der Mythologie oder ein Abendessen als Thema, um soziales Leben zu beschreiben. Die Zitronen auf dem gedeckten Tisch in „Das Bankett der Kleopatra" (1570) von Alessandro Allori haben eine besonders raffinierte Bedeutsamkeit: Ihr lateinischer Name Citrus medica soll auf den Auftraggeber, die Medici, verweisen. In der „Bar in den Folies-Bergère" von Éduard Manet symbolisieren die Champagnerflaschen das mondäne Leben im Paris der Belle Époque (1882). Sie sind ein Markenzeichen Frankreichs und ein Indiz dafür, dass die Gäste zur Oberschicht zählen. Mit der Trinkkultur beschäftigt sich auch das Gemälde des Schokoladenmädchens (Jean-Étienne Liotard, 1744), das eine Tasse Schokolade auf einem Tablett serviert. Das typisch glockenförmige Häferl mit einer speziellen Halterung, um die Tasse vor dem Umstürzen zu bewahren, kennzeichnet den hohen Stellenwert des aristokratischen Getränks.

Ein Buch für alle, die in oft überladenen Gemälden auf Entdeckungsreise gehen möchten. Kurz und prägnant erläutertes Hintergrundwissen gibt kleinen Details einen bisher verborgenen Sinn.