Rezension

Die Diskussion von vorgefertigten Meinungen und Fake News steht allzu oft auf der Tagesordnung, wenn es um Essen und Lebensmittel geht. Auch Thomas A. Vilgis, Physiker und Leiter der Arbeitsgruppe Soft Matter Food Science am Max-Planck-Institut, vermisst den faktenbasierten Diskurs. Genau diesem möchte er sich in seinem aktuellen Buch widmen. Er beginnt mit der Evolution der Ernährung in der Steinzeit und arbeitet sich über den Beginn der Sesshaftigkeit und den damit entstandenen Traditionen und Lebensmitteln bis in die Gegenwart. Neben der Frage „Was ist gesund?“ und einem Exkurs in die Auswüchse des Selbstoptimierungswahns werden Trends wie Superfoods und Veganismus sowie Aspekte der modernen Esskultur beleuchtet. Das Kapitel „So kann es nicht weitergehen“ ruft mit Themen wie Mindesthaltbarkeitsdatum, Nose to Tail und Tierwohl zu bewusstem Konsum auf. Auch ein Blick in die Zukunft, inklusive Slow Food, Soja- und Insektenprotein, In-vitro-Fleisch und Essen aus dem 3D-Drucker, darf nicht fehlen. Zwischendurch laden thematisch passende Rezepte zum Ausprobieren ein. Vilgis plädiert beim Essen für mehr Gelassenheit, Fantasie und Kreativität anstelle von Extremen und Trends. Hysterie und das Ausschalten des gesunden Menschenverstandes seien schädlich für die gesamte Wertschöpfungskette – auch für die Konsumenten. Er erläutert auf verständliche Weise, warum nachhaltig gedacht werden muss und wieso der Genuss so wichtig ist. Prädikat: anregend.