Rezension

Bei sogenannten Food Deserts handelt es sich um Wohngebiete, in denen der Zugang zu gesunden Lebensmitteln besonders für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen eingeschränkt ist. Bereits Anfang der 2000er Jahre gab es dazu Untersuchungen in den USA, und daran knüpft Hanna Augustin, Sozialwissenschafterin und Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung, an. Im vorliegenden Buch publiziert sie ihre Dissertation über das Zusammenspiel von Ernährung und sozialer Ungleichheit in Deutschland. Denn laut FAO sind rund 3,3 Mio. Menschen in Deutschland von Ernährungsunsicherheit betroffen. Augustin untersucht die Nahversorgungssituation in deutschen Großstädten und erläutert die Rolle, die das Essen bei der gesellschaftlichen Teilhabe spielt. Am Beispiel der benachteiligten Bremer Stadtteile Gröpelingen und der Vahr analysiert sie die Betriebsformen und Sortimentsstrukturen der dortigen Supermärkte und vergleicht das Angebot von frischem Obst, Gemüse und Bio-Produkten sowie die Preisgestaltungen. Zur Bearbeitung der zentralen Fragestellungen werden quantitative und qualitative Methoden angewandt und erklärt. Das Buch liefert zwar keine Neuigkeiten, ist jedoch ein gutes Nachschlagewerk und bringt ein augenscheinlich oft vergessenes Thema wieder aufs Tapet. Denn Ernährungsarmut und -unsicherheit sind gerade in Zeiten von Krisen, konjunkturellem Rückgang und wachsenden sozialen Scheren besonders aktuell.