Rezension

Frei von Gluten, Laktose und Fruchtzucker und am besten vegan. Der Tenor aktueller Ernährungsbotschaften geht in Richtung Verbot und Verzicht. Die Angst vor Lebensmitteln und das Bestreben nach absoluter Gesundheit verdrängen dabei den Genuss. Warum ist das so? Ernährungswissensschaftlerin und Food-trend-Expertin Hanni Rützler und Kulturwissenschaftler Wolfgang Reiter nehmen dieses Phänomen unter die philosophische Lupe. Sie beleuchten die gesundheitlichen, ökologischen und moralischen Gründe, die in unserem Essverhalten heutzutage oft Regie führen und scheuen dabei keine Kritik. Vor allem dem Veganismus und der Orthodiät geht es an den Kragen. Deren Anhänger seien häufig ideologische Hardliner, für die das „richtige Essen“ eine neue Ersatzreligion geworden ist. Positiv sehen die Autoren hingegen Foodies, die vermehrt auf „Hausgemachtes“ setzen, ihre Lust und Erfahrungen am Kochen teilen und das System der Lebensmittelproduktion bereichern. Weiters geht es um Fleischeslust und Moral, warum es keine „guten“ und „bösen“ Lebensmittel gibt und darum, dass Fast Food auch „slow“ sein kann. Zudem werfen die Autoren die Frage auf, wer mehr schadet, die Ernährungsfundamentalisten oder die Ernährungsindustrie? Im letzten Teil der Lektüre geht’s darum, wie man es besser machen kann. Laut Hanni Rützler und Wolfgang Reiter muss Essen keine Sünde sein. Die Autoren rufen zu einem gelassenen Umgang auf. Weg vom verkrampften Essverhalten, hin zur Entspannung! Die Schlagwörter lauten Genuss und Freude!