Rezension

Sandra M. Gilbert, amerikanische Literaturkritikerin und Poetin, beleuchtet in The Culinary Imagination unsere Esskultur von den antiken Quellen bis zur Gegenwart. Sie analysiert dabei nicht das Essen an sich, sondern wie Lebensmittel in Literatur, Film und Kunst repräsentiert wurden und werden. Es geht um die soziale, ästhetische und politische Geschichte des Essens. So beschreibt sie Themen wie Eating Words, Eating Art at the Table oder Food Chained: Food Fights, Fears and Frauds. Viele bekannte Persönlichkeiten, die jemals über Essen geschrieben haben oder es in ihrer Kunst dargestellt haben, sind auf diesen Seiten erwähnt. Zitate von Shakespeare, Brillat-Savarin, Hemingway, Sartre sowie Gemälde von Rubens und Thiebaud werden hinterfragt. Neben der Geschichte über die literarische Faszination des Essens schreibt Gilbert auch darüber, wie sich das Essen verändert hat. Sie beobachtet dabei durchwegs kritisch, wie ab dem 20. Jahrhundert Romanautoren plötzlich Autobiografien über kulinarische Erinnerungen publizierten, Köche aus der Küche ins Fernsehen kamen und Restaurantkritiker zu berühmten Persönlichkeiten wurden. Die Autorin geht den Fragen nach, warum und wie wir über Essen lesen und schreiben. Sie gibt dem Leser genügend Informationen zum Grübeln, aber sie überlässt es ihm, die Stücke zu verdauen. Diese Lektüre ist mehr ein „All You Can Think“-Buffet als ein durchgeplantes Menü bestehend aus Vorspeise, Hauptgang und Dessert. Ein anspruchsvolles Lesevergnügen!