Hülsenfrüchte sind nach Orchideen und Korbblütlern die drittgrößte Pflanzenfamilie der Welt. Dennoch hielt sich das Interesse für sie lange in Grenzen. Dabei sollten wir uns nicht nur wegen ihrer gesundheitlichen Vorteile, sondern auch wegen ihrer Bedeutung für eine nachhaltigere Landwirtschaft für sie interessieren.
„Hülsenfrüchte sind wichtige Feldfrüchte für die Ernährungssicherheit weiter Teile der Bevölkerung, besonders in Lateinamerika, Afrika und Asien, wo sie Bestandteil traditioneller Ernährungsweisen sind und häufig von Kleinbauern angebaut werden“, betont José Graziano da Silva, Generaldirektor der Welternährungsorganisation FAO im Zuge des Internationalen Jahres der Hülsenfrüchte 2016. Die FAO streicht jedoch nicht nur den Gesundheitsaspekt heraus, sondern auch das Potenzial von Hülsenfrüchten für Klimaschutz, Bodengesundheit und Biodiversität.
Reduktion mineralischer Dünger
Hülsenfrüchte (Leguminosen) können den globalen Einsatz von Mineraldünger nachhaltig verringern. Ausschlaggebend dafür ist ihre Fähigkeit, Luftstickstoff zu binden. Stickstoff ist für Pflanzen ein lebensnotwendiger Nährstoff, der in der Landwirtschaft in Form von Ammoniumnitrat oder anderen mineralischen Düngern dem Boden zugeführt wird. Durch vermehrten Anbau von Leguminosen kann ein erheblicher Energieaufwand und CO2-Ausstoß verringert werden, der im Rahmen von Produktion, Transport und Ausbringung von Stickstoffdüngern aufgewendet werden muss.
Von der stickstoffbindenden Eigenschaft der Hülsenfrüchte profitieren auch andere Pflanzen. Wenn in Fruchtfolgen alle paar Jahre Hülsenfrüchte angebaut werden, zehren auch die nachfolgenden Kulturen von diesem Stickstoff im Boden, wodurch zusätzlich Dünger eingespart wird. Denn nach der Ernte der Hülsenfrüchte bleiben stickstoffreiche Wurzelstrukturen als Humus im Boden erhalten. Ackerböden werden dadurch produktiver und tragen gleichzeitig dazu bei, die CO2-Emissionen zu verringern und das Klima zu schützen. Nicht nur durch den gesunkenen Bedarf an mineralischen Düngern, sondern auch, weil Leguminosen Glukose an die Knöllchenbakterien abgeben und damit Kohlenstoff im Boden gebunden wird.
Behilflich bei der Stickstoffbindung sind den Leguminosen Bodenbakterien, v. a. der Gattung Rhizobium, mit denen sie in Symbiose leben. Diese sogenannten Knöllchenbakterien verwachsen mit den Wurzelzellen der Pflanzen und können den molekularen Stickstoff aus der Luft (N2) mit speziellen Enzymen in Ammonium (NH3) umwandeln. Dieses steht dann den Leguminosen als Nährstoff zur Verfügung. Im Gegenzug gibt die Leguminose 12–17 % der gebildeten Glukose an die Symbionten ab, was gleichzeitig eine Verringerung der Treibhausgasemissionen bedeutet.
Hülsenfrüchte als Bodenschützer
Als Bodendecker, etwa im Herbst nach der letzten Ernte auf Feldern angebaut, verringern Leguminosen die Bodenerosion. Zudem können manche Hülsenfrüchte bodengebundenen Phosphor freisetzen sowie die mikrobielle Biomasse und Aktivität im Boden erhöhen, wodurch wiederum die Bodenstruktur und Nährstoffverfügbarkeit im Boden gesteigert werden. Eine große Bodenbiodiversität macht den Boden insgesamt widerstandsfähiger gegenüber Störungen.
Gesteigerte Biodiversität
Hülsenfrüchte sind ein wichtiger Teil von Mischkulturen, Zwischenfruchtbau, Fruchtwechselwirtschaften und Feldwaldbau. Diese landwirtschaftlichen Systeme sind wesentlich vielfältiger als Monokulturen, das Fruchtartenspektrum wird erweitert und enge Fruchtfolgen aufgelockert.
Blühende Leguminosen bieten zudem eine vortreffliche Nahrungsgrundlage für nektarsammelnde, bestäubende Insekten, wie etwa Bienen. Insbesondere mehrjährige Leguminosen führen zu einer Zunahme der Begleitflora und -fauna und stärken damit die biologische Vielfalt im Allgemeinen und den Schutz bedrohter Arten im Besonderen.
Klimaexperten gehen davon aus, dass steigende Durchschnittstemperaturen und Hitze die größte Gefahr für die Leguminosenproduktion in den nächsten Jahrzehnten sein werden. Wissenschafter am International Center for Tropical Agriculture in Kolumbien arbeiten daher an der Züchtung von hitzeresistenteren Leguminosenarten, die über den Temperaturen ihrer normalen „Komfortzone“ gedeihen
Der Anbau von Leguminosen…
• lockert enge Fruchtfolgen auf – erhöht die Agrobiodiversität
• liefert zusätzliche Trachten für Honig- und Wildbienen
• reduziert den Einsatz von Stickstoffdüngemitteln, dadurch wird weniger CO2 ausgestoßen und die Energieeffizienz steigt
• verbessert die Bodenfruchtbarkeit
• steigert die Humusanreicherung, wodurch mehr CO2 gebunden wird.
• leistet einen positiven Beitrag zum integrierten Pflanzenschutz
• verbessert das Wasserhaltevermögen der Böden
• erhöht die Drainageleistung des Bodens
• steigert die Regenwurmpopulation
• sorgt für eine tiefe Durchwurzelung, schließt Bodenschadverdichtungen auf
Verringerung von Lebensmittelabfall
Zu guter Letzt: Das steigende Ausmaß an Lebensmittelabfall ist ein aktuelles Problem unserer Wohlstandsgesellschaft. Entlang der gesamten Nahrungskette landen nach Schätzungen etwa ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel im Müll. Hülsenfrüchte dagegen sind Nahrungsmittel, die nur wenig Abfall verursachen. Auch deshalb, weil sie sehr lange – oft jahrelang – haltbar sind und ohne nennenswerten Verderb gelagert werden können.
Mit reichlich Hülsenfrüchten fördern wir daher gleichzeitig den Klimaschutz, eine gesteigerte Biodiversität sowie die Boden- und menschliche Gesundheit. Also Bohnen, Linsen & Co. rein in den Kochtopf!
Name | Lat. Bezeichnung | Andere Bezeichnungen |
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Zuckererbsen | Pisum sativum L. convar. Axiphium ALEF. | Kaiserschoten, Kiefelerbsen, Kefen, Gartenerbsen, Speiseerbsen |
Kichererbsen | Cicer arietinum L | Echte Kicher, Römische Kicher, Venuskicher, Felderbse |
Gartenbohne | Phaseolus vulgaris L. | Grüne Bohne, Fisole (österr.), Strankerl (im Südosten Österr.), Kidney-Bohne |
Mungobohne | Vigna radiata L. | Mungbohne, Jerusalembohne, Lunjabohne, Mung Dal, Mung Daal |
Ackerbohne | Vicia faba L. | Saubohne, Schweinsbohne, Favabohne, Dicke Bohne, Große Bohne, Pferdebohne, Viehbone, Faberbohne, Puffbohne |
Augenbohne | Vigna unguiculata L. | Kuhbohne, Schwarzaugenbohne, Schlangenbohne, black-eyed peas (engl.); je nach Wuchsform auch Buschbohne oder Stangenbohne |
Sojabohne | Glycine max (L.) MERR | |
Adzukibohne | Vigna angularis (Willd.) | |
Reisbohne | Vigna umbellata (Thunb.) | |
Erdbohne | Macrotyloma geocarpum (Harms.) | |
Limabohne | Phaseolus lunatus L | Mondbohne |
Käferbohne | Phaseolus coccineus L. | Feuerbohne, Prunkbohne, Blumenbohne, Schminkbohne, Türkische Bohne, Arabische Bohne |
Jackbohne | Canavalia ensiformis L. | |
Linsen | Lens culinaris L. | Küchenlinse |
Weiße Lupine | Lupinus albus L. | |
Gelbe Lupine | Lupinus luteus L. | |
Anden Lupine | Lupinus mutabilis SWEET | |
Erdnüsse | Arachis hypogaea | Aschanti-, Arachis- oder Kamerunnuss, Spanisches Nüssli (schweizerisch) |
BMELV (Bundeministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz): Eiweißpflanzenstrategie des BMELV. www.bmel.de (Zugriff: 03.11.2022). Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Boden und Klima – Einflussfaktoren, Daten, Maßnahmen und Anpassungsmöglichkeiten. Wien (2015).
FAO: 2016 International Year of Pulses. www.fao.org (Zugriff: 03.11.2022).
FAO: Fact Sheet „Pulses and Biodiversity“. www.fao.org (Zugriff: 03.11.2022).
FAO: Fact Sheet „Pulses and Climate Change“. www.fao.org (Zugriff: 03.11.2022).
Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn): Hülsenfrüchte: Kleine Kraftpakete – vielfältig und zeitgemäß. www.kern.bayern.de (Zugriff: 03.11.2022).
Walter A: Hehre Hülsenfrüchte (Teil 1) - Von wegen nicht die Bohne. Zukunftsblog der ETH Zürich. www.ethz.ch (Zugriff: 03.11.2022).