02.11.2023 von Elisabeth Sperr, MSc & Dr. Marlies Gruber (aktualisiert)

Diabetes-Werte verstehen

Jeder sollte seine Blutzuckerwerte und Risikofaktoren für Diabetes kennen, sagt die Österreichische Diabetes Gesellschaft. Aber viele Menschen können mit den nackten Zahlen am Befund wenig anfangen. Was bedeutet es etwa, wenn der HbA1c-Wert über dem empfohlenen Bereich liegt? Und was kann man dann tun? Wir geben einen Überblick.

Die wichtigsten Werte bei der Diagnose eines Diabetes oder der Überprüfung des Behandlungserfolgs sind der Nüchtern-Blutzucker und der HbA1c. Da die anfänglichen Symptome der Erkrankung oft wenig spezifisch sind und leicht übersehen werden, sollten diese Werte regelmäßig kontrolliert werden. Denn dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel können dem gesamten Organismus massiv schaden.

Kenne Deine Werte!

Der Nüchtern-Blutzuckerwert ist für Menschen mit der Diagnose Diabetes ein ständiger Begleiter. Das Wissen über die Höhe des Blutzuckerwertes ist deswegen so essenziell, weil er den Betroffenen Aufschluss darüber gibt, wie die Nahrungsaufnahme, körperliche Aktivität und die medikamentöse Behandlung den Blutzucker beeinflussen. Die Ergebnisse der Selbstkontrolle helfen dem Patienten, mit der Erkrankung im täglichen Leben umzugehen. Sie sind aber nur eine „Momentaufnahme“.

Mit dem oralen Glukosetoleranztests (oGTT) kann auch schon eine Diabetes-Vorstufe („Prädiabetes“) entdeckt werden. Dabei trinkt die Testperson nach der Messung des Nüchtern-Blutzuckers eine Zuckerlösung (Wasser + Traubenzucker). Nach zwei Stunden wird der Blutzucker erneut gemessen, um den Anstieg zu beobachten.

Auch ein Nachweis von Zucker im Urin kann zusätzlich zur Diagnosestellung herangezogen werden.

Der HbA1c-Wert spiegelt dagegen die mittlere Blutzuckereinstellung während der letzten sechs bis acht Wochen wider. Er ist sozusagen das „Blutzuckergedächtnis“ und unabhängig von momentanen Blutzuckerschwankungen. Das ist ein guter Kontrollwert, um zu überprüfen, ob die Werte über einen längeren Zeitraum im angestrebten Bereich liegen. Jede Senkung des HbA1c-Spiegels erhöht die Chancen wesentlich, von Folgeerkrankungen länger verschont zu bleiben.

Grenzwerte auf einen Blick

NüchternblutzuckeroGTT (2-Std-Wert)HbA1c (%)

Gesund

(Normalwert)

< 100 mg/dL

< 5,6 mmol/L

< 140 mg/dL

< 7,8 mmol/L

4,5 - 5,7 %

Gestörte
Glukosetoleranz

(Prädiabetes)

100 -  125 mg/dL

5,6 - 6,9 mmol/L

140 - 199 mg/dL

7,8-11,0 mmol/L

5,7 - 6,4 %
Diabetes mellitus

 

≥ 126 mg/dL

≥ 7,0 mmol/L

≥ 200 mg/dL

 

≥ 11,1 mmol/L

≥ 6,5 %

Neben einer guten Blutzuckereinstellung ist auch die Regulation des Blutdrucks und die Beobachtung des Fettstoffwechsels von großer Bedeutung. Das Hauptaugenmerk wird bei den Blutfettwerten auf das LDL-Cholesterin gelegt. Als Therapieziel wird ein Wert von < 70 mg/dl angesehen, vor allem bei Hochrisikopatienten wie Diabetikern, die in der Vergangenheit Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten.

Aber auch bei gesunden Menschen ist der LDL-Cholesterin-Wert regelmäßig zu kontrollieren. Genauso ist das Körpergewicht und der Bauchumfang im Auge zu behalten, da diese Anzeichen für ein steigendes Diabetesrisiko sind.

LDL-CholesterinBlutdruck

<70 mg/dL bei Diabetes oder anderem Hochrisiko

< 100 mg/dL bei mittlerem Risiko

< 130 mg/dL bei niedrigem Risiko

<140/90 mmHg

Diabetes Typ 2 ist vermeidbar

Übergewicht gilt als besonders wichtiger Faktor bei Diabetes mellitus Typ 2, von dem laut Österreichischer Diabetes Gesellschaft rund 90 % der Diabetiker betroffen sind. Durch den erhöhten Körperfettanteil sprechen die Körperzellen immer weniger auf das Insulin an (Insulinresistenz). Die Bauchspeicheldrüse produziert daraufhin mehr Insulin. In der ersten Zeit kann sie der Insulinresistenz zwar gut entgegenwirken, nach einigen Jahren sind die Betazellen jedoch erschöpft, die Insulinproduktion versiegt (relativer Insulinmangel). Zwar tragen auch genetische Faktoren zur Entwicklung des Diabetes Typ 2 bei, aber auch bei bestehender genetischer Veranlagung lässt sich durch einen gesunden Lebensstil das Erkrankungsrisiko minimieren.

Bewegung hilft in der Vorbeugung und Behandlung

Im Frühstadium lässt sich der Blutzucker durch einen gesunden Lebensstil und Gewichtsreduktion relativ einfach normalisieren. Eine Heilung in dem Sinne, dass die Krankheit vollkommen verschwindet, gibt es zwar nicht, die Werte lassen sich jedoch bis zum Normbereich senken. Ein besonders wichtiger Verbündeter ist dabei die regelmäßige Ausdauerbewegung. Sie kann sowohl die Insulinresistenz als auch das Herzkreislauf-Risiko senken. Mindestens 150 Minuten Ausdauertraining bei mittlerer oder 75 Minuten bei höherer Belastung und zusätzliche muskelkräftigende Übungen sind pro Woche für einen gesundheitlichen Nutzen erforderlich.

Wissenswert

Wieviel Bewegung muss man machen, damit der Körper davon profitiert? Infos dazu gibt es in Bewegungsempfehlungen auf einen Blick.

Durch Ausdauertraining kommt es zur effizienteren Aufnahme und Verstoffwechslung des Blutzuckers (Blutglukose) in den Muskelzellen. Krafttraining kann über einen zusätzlichen Glukosetransporter die Aufnahme in die Zelle verbessern und bewirkt durch Zunahme der Muskelmasse eine Steigerung des Grundumsatzes, verbunden mit einer positiven Beeinflussung der Gewichtsentwicklung.

Literatur

Österreichische Diabetes Gesellschaft: Was Sie schon immer über Ihren Diabetes wissen wollten. www.oedg.at (Zugriff: 02.11.2023).

Presseaussendung des Hauptverbands der österr. Sozialversicherungsträger Volkskrankheit Diabetes: Zeitbombe Zuckerkrankheit: Neuer Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Vom 12.11.2015.

Presseaussendung der Österreichischen Diabetesgesellschaft: Welt Diabetes Tag am 14. November 2015. Vom 13.11.2015.

Wascher TC, Pongratz R: Zeitbombe Zuckerkrankheit – so entschärfen Sie die Gefahr Diabetes. Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger (Hrsg.), Wien (2019).

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