18.10.2021 von Redaktion

Bio drauf, bio drin?

Biologische Lebensmittel werden immer beliebter. Die Vorzüge von Bio sind zwar den meisten Menschen grob bekannt, das Wissen endet aber bald in der Aussage, dass Bio einfach besser ist. Was bedeutet „Bio“?

Biolandwirtschaft hat zum Ziel, Lebensgrundlagen zu schützen. Dazu zählen fruchtbare Böden, sauberes Wasser sowie die Vielfalt von Tierarten und Pflanzensorten. Der biolandwirtschaftliche Betrieb wird als ganzheitliches System gesehen, das durch Kreislaufwirtschaft so geführt werden soll, dass möglichst wenig von außen zugeführt werden muss. Im Unterschied zur konventionellen Landwirtschaft, sind künstlich hergestellte Pflanzenschutz- und Düngemittel sowie Gentechnik verboten. Dafür fördern der Einsatz von Nützlingen, eine schonende Bodenbearbeitung und Fruchtfolge das ökologische Gleichgewicht. Auch am Hof anfallender Kompost, Gülle und Mist werden als Dünger wieder verwendet. Die artgerechte Tierhaltung unterliegt ebenfalls strengeren Auflagen, wie höheren Anforderungen im Platzangebot. Zudem werden Bio-Tiere mit Bio-Futter versorgt.

Gesetzlich geregelt

Juristisch gesehen ist Bio eine Landwirtschaftsform, die durch die EU-Bio-Verordnungen 834/2007 (ab 2022: 2018/848) und 889/2008 definiert ist. Die Verordnung legt die Mindestanforderungen für Erzeugung, Verarbeitung und Kennzeichnung fest und regelt deren Kontrolle. Staatlich anerkannte Kontrollstellen prüfen mindestens einmal jährlich, ob die Richtlinien eingehalten werden. Darüber hinaus haben Organisationen (z. B. AMA-Marketing), diverse Bio-Verbände (z. B. Bio Austria, Demeter) und der Lebensmittelhandel (z. B. Ja! Natürlich, Natur pur, Zurück zum Ursprung) weitere Siegel mit zusätzlichen, oft auch strengeren Richtlinien.

Wissenswert

Maximal 5 % eines Bio-Lebensmittels dürfen aus konventioneller Erzeugung stammen – und nur dann, wenn nachweislich keine Bio-Qualität lieferbar ist.

Bio-Lebensmittel sind an den Formulierungen „aus (kontrolliert) biologischem (ökologischem) Anbau/Landbau/Landwirtschaft“ erkennbar. Wer sich daran orientiert, kauft garantiert zertifizierte Bio-Produkte. Zudem müssen alle verpackten Bio-Produkte, die in der EU erzeugt und verkauft werden, das EU-Biozeichen (Blatt mit zwölf Sternen, s. u.) tragen.

 

Quelle: Europäische Kommission

Kurz und knapp:

Bio bedeutet,…

  • dass der Landbau durch die EU-Bio-Verordnung geregelt wird.
  • dass Gentechnik nicht erlaubt ist.
  • dass Tiere mehr Platz haben.
  • dass die Böden schonend bearbeitet werden, wodurch fruchtbarer Humus aufgebaut wird.
  • dass vermehrt organische Düngemittel wie Mist, Gülle oder Kompost eingesetzt werden.
  • dass die Lebensmittel klar gekennzeichnet sind (z. B. EU-Biozeichen).

EU forciert ökologischen Landbau

Mit der Biodiversitätsstrategie 2030 veröffentlichte die Europäische Kommission im Mai 2020 einen umfassenden Plan, die biologische Vielfalt zu erhalten und globale Standards für wettbewerbsfähige Nachhaltigkeit zu schaffen. Ein Eckpunkt der Strategie ist der Ausbau der biologisch bewirtschafteten Flächen auf 25 %. Dieses Ziel ist in Österreich bereits erreicht: Jeder vierte Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche ist bio – so die Daten des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus. Zahlen aus dem Jahr 2019 zufolge ist Österreich damit nicht nur europa-, sondern auch weltweit Vorreiter in der biologischen Landwirtschaft.

Wissenswert

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Nachfrage steigt kontinuierlich

Im Jahr 2020 kaufte nahezu jeder österreichische Haushalt Bio-Produkte. So konsumierte jeder Zweite täglich oder mehrmals pro Woche Bio-Lebensmittel. Frauen greifen im Schnitt häufiger zu Bio-Produkten als Männer. Insbesondere jüngere Frauen kaufen diese aus ideellen Gründen. Mehr als die Hälfte der weiblichen Befragten unter 30 Jahren möchte mit dem Kauf ein Zeichen für die Umwelt setzen. Allerdings ist der Bio-Anteil nicht in allen Produktsegmenten gleich groß, wie Daten der RollAMA zeigen. Den höchsten Bio-Anteil gibt es bei Eiern und Milch mit rund 20 %, gefolgt von frischem Gemüse mit 17 % und frischem Obst mit etwa 11 %. Fleisch- und Fleischprodukte bilden mit 3–5 % nach wie vor das Schlusslicht. Wobei auch hier Unterschiede zu verzeichnen sind. Bei frischem Rindfleisch ist der Bio-Anteil höher, als etwa bei Schweinefleisch oder Wurstwaren. Vorrangig geht es Bio-Käufern darum, sich gut zu ernähren, aber auch Nachhaltigkeit, Tier- und Umweltschutz werden als Gründe angegeben. Eingeschränkte Verfügbarkeit, höhere Preise sowie Zweifel an Labels und Zertifikaten gelten hingegen als die größten Barrieren beim Kauf von Bio-Produkten.

Gesundheitsbonus nicht belegt

Der vermeintliche Gesundheitsvorteil von Bio-Produkten wird seit Jahren beforscht, die Datenlage dazu ist allerdings nach wie vor schwierig. Studien heben positive Aspekte wie die geringere Pestizidbelastung von Obst und Gemüse oder erhöhte Gehalte an gesundheitsfördernden sekundären Pflanzeninhaltsstoffen hervor. Auch bei tierischen Produkten haben die Bio-Varianten mit einem höheren Omega-3-Fettsäure-Gehalt durch den hohen Grünfutteranteil und eine geringere Antibiotikabelastung punktuell die Nase vorne. Eine eindeutige Kausalität zwischen biologischer Ernährungsweise und dem Gesundheitsstatus wurde bis dato jedoch nicht erbracht – und wird auch zukünftig nicht lieferbar sein. Reinhard Geßl vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) sagt dazu: „In Bio steckt konzeptionell weniger vom Unerwünschten und mehr vom Erwünschten. Aber halt nicht garantiert und auch nicht immer."

Nachhaltigkeit immer wichtiger

Immer mehr Menschen verbinden mit „bewusstem Genuss“ nicht nur Gesundheitsthemen, sondern auch umfassende Nachhaltigkeitsaspekte. Sie achten auf Nährwerte und Zubereitung ebenso wie auf artgerechte Tierhaltung, wählen nebst Bio- auch Fairtrade-Produkte, bevorzugen Regionales, vermeiden Abfall und essen öfter vegetarisch oder vegan, verzichten dabei aber nicht auf Genuss und Qualität. Dieser „Lifestyle of Health and Sustainability“ (LOHAS) wurde im Jahr 2000 vom amerikanischen Soziologen Paul Ray das erste Mal beschrieben. Waren 2007 etwa 22 % diesem Lebensstil zugetan, zeigen Daten aus 2016 einen Anstieg auf fast 30 %. Das deutsche Marktforschungsunternehmen GfK zählt mittlerweile jeden Dritten zu den LOHAS. Nimmt dieser Lebensstil noch weiter Fahrt auf, kann sich der Absatz von Bio-Produkten noch steigern.

Fazit

Biologische Landwirtschaft schont die Böden, fördert die Artenvielfalt und setzt hohe Standards für artgerechte Tierhaltung. Um das zu garantieren, sind Bio-Produkte klar gekennzeichnet und werden streng reguliert. Mit dem wachsenden Bewusstsein für Umweltaspekte in der Gesellschaft steigt auch die Nachfrage nach biologisch erzeugten Lebensmitteln. Zwar ist der Gesundheitsvorteil von Bio-Produkten gegenüber konventionellen bislang nicht eindeutig nachweisbar, ökologische und ethische Vorteile sind dafür umso klarer.

Literatur

AMA-Marketing: Pressemitteilung vom 01.09.2021. Elf Prozent Bio im Supermarkt. www.amainfo.at (Zugriff: 29.09.2021).

AMA-Marketing: Pressemitteilung vom 29.09.2021. Corona beeinflusste auch im ersten Halbjahr 2021 das Einkaufsverhalten (OTS0146).

AMA-Marketing: Pressemitteilung vom 29.09.2021. RollAMA im ersten Halbjahr 2021: Einkäufe im LEH weiter auf hohem Niveau. www.amainfo.at (Zugriff: 29.09.2021).

Bio Austria: Wissenswertes zu Bio. www.bio-austria.at (Zugriff: 29.09.2021).

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT): Biologische Landwirtschaft. www.bmnt.gv.at (Zugriff: 29.09.2021).

Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT): Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln steigt. www.bmnt.gv.at (Zugriff: 29.09.2021).

Geßl R: Die Vermessung von Bio. ernährung heute 3: 11 (2018).

IFOAM - Organics International: Austria: Prospects & developments for organic in national CAP Strategic Plans. www.organicseurope.bio (Zugriff: 29.09.2021).

IFOAM - Organics International: Prospects & Developments for organic in national CAP Strategic Plans – EU-7 Overview. www.organicseurope.bio (Zugriff: 29.09.2021).

Sperr E, Gruber M: To bio or not to bio. ernährung heute 3: 7–10 (2020).

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