18.01.2024 von Redaktion (aktualisiert)

Foodsharing: Essen teilen statt entsorgen

Zahlreiche Lebensmittel landen im Müll, obwohl sie noch essbar wären. Sozialverbände und Projekte wie das „Foodsharing“-Netzwerk engagieren sich für einen nachhaltigen Umgang mit übriggebliebenen Nahrungsmitteln, indem sie diese weitergeben. Wurden Lebensmittel anfangs nur privat geteilt, hält „Foodsharing“ nun auch in der Gastronomie Einzug.

Müsli oder Topfen sind bereits abgelaufen, beim Einkauf war der Appetit zu groß oder es wurde zu viel gekocht. Was man nicht aufbewahren und essen möchte, wird weggeworfen. Etwa die Hälfte der Lebensmittelabfälle stammt aus privaten Haushalten. Aber auch in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung wird vieles weggeworfen. Denn oft sind die ausgegebenen Portionen zu groß, der vollgeschaufelte Teller vom All-you-can-eat-Buffet wird nicht aufgegessen und vom Frühstücksangebot bleiben Gebäck und Aufschnitt über.

Der Hauptgrund für Nahrungsmittelverschwendung in privaten Haushalten: Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) wurde überschritten. Doch das bedeutet noch nicht zwingend, dass das Produkt verdorben ist. Denn die Mindesthaltbarkeitsangabe beschreibt den Zeitpunkt, bis zu dem das Lebensmittel seine typischen Eigenschaften wie Geschmack, Geruch, Konsistenz und Farbe behält. Viele Produkte sind häufig noch eine Zeit lang genießbar, obwohl deren Mindesthaltbarkeitsfrist abgelaufen ist. Das gilt z. B. für Teigwaren oder Sauermilchprodukte. Hier lohnt es sich, die Produkte zu testen und auf die eigenen Sinne zu vertrauen.

Wissenswert

Wer seinen Einkauf plant und richtig lagert, minimiert nicht nur den Müllberg: Pro Jahr kann jeder Haushalt bis zu 400 Euro sparen, wenn er einige Tipps in die Praxis umsetzt.

Um einwandfreie Lebensmittel und Speisereste vor dem Wegwerfen zu bewahren, kann jeder Einzelne aktiv werden. Kreative Projekte und Initiativen zeigen, wie es geht und retten noch genusstaugliche Ware vor der Tonne.

Teilen statt verschwenden

Die Foodsharing-Plattform verfolgt seit 2012 einen nachhaltigen Ansatz: Wer zu viel eingekauft hat, Lebensmittel nicht rechtzeitig vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verwenden oder die Früchte seines Obstbaumes nicht verwerten kann oder möchte, stellt sie anderen zur Verfügung, anstatt sie zu entsorgen. Dadurch sollen überschüssige Nahrungsmittel wieder einen ideellen Wert erhalten, ohne dass dabei Geld fließt.

Das Prinzip dahinter ist einfach: Via App und Webportal finden Produkte kostenlos Abnehmer in der Umgebung. Registrierte Nutzer können einzelne Nahrungsmittel oder selbstgekochte Gerichte nach Städten sortiert eintragen oder aufstöbern. Obst, Milch oder Aufläufe werden dann persönlich abgeholt oder in allgemein zugänglichen Kühlschränken zur freien Entnahme bereitgestellt. Neben Privathaushalten können auch „Fair-Teiler“ wie Bauern, Bäckereien, Greißlereien, Bistros oder Gasthäuser Nahrungsmittel kostenfrei u. a. als Essenskörbe weitergeben. Gebäck vom Vortag oder krummes Gemüse müssen so ihr Dasein nicht frühzeitig auf dem Müllberg fristen, sondern werden sinnvoll verwertet. Im Gegensatz zu gemeinnützigen Essenstafeln müssen die Abnehmer nicht bedürftig sein.

Wissenswert

Beim Lebensmitteltausch geht es auch um die Sicherheit. Es darf nur einwandfreie Ware angeboten werden. Als Tabu gelten auch beispielsweise Fisch(produkte), Faschiertes oder Lebensmittel mit rohen Eiern, da sie rasch verderben können. Letztendlich basiert das Foodsharing-Konzept auf vertrauensvollem und ehrlichem Austausch. Die Ware vor dem Verzehr mit all seinen Sinnen zu prüfen, ist dennoch ratsam.   

Umverteilung zum Wohl aller          

Österreichische Tafeln geben Lebensmittel an sozial Schwache und armutsgefährdete Menschen weiter. Gleichzeitig leisten sie einen wertvollen Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung. Neben Warenüberschuss, falsch etikettierten Lebensmitteln oder Produkten mit leichten Verpackungsschäden spenden Lebensmittelproduzenten und -händler auch Nahrungsmittel, deren Mindesthaltbarkeitsfrist beinahe überschritten wurde. Tafelmitarbeiter kümmern sich um das Logistische, holen die Waren direkt ab, verteilen diese oder „verkaufen“ Nahrungsmittel für einen symbolischen Preis an bedürftige Konsumenten. So verteilen die österreichischen Tafel-Organisationen (u. a. Wiener Tafel, Tafel Süd usw.) jährlich ca. 6000 t genießbare Lebensmittel an karitative Einrichtungen wie Obdachlosenherbergen, Flüchtlings- oder Mutter-Kind-Heime. Allein die Wiener Tafel (Verein für sozialen Transfer) versorgt pro Tag ca. 28 000 Bedürftige mit wertvollen Lebensmitteln, die sonst entsorgt werden müssten.

Später essen und spenden  

Wie man unnötigen Lebensmittelmüll im „Außer-Haus-Bereich“ sinnvoll reduzieren kann, zeigt die Wiener Tafel mit ihrem Projekt „Tafel-Box“. Nach der Veranstaltung bieten Caterer und Gastronomen ihren Gästen eine lebensmittelechte, biologisch abbaubare Klarsichtbox an, um (Buffet-)Reste handlich und ansprechend verpackt mit nach Hause zu nehmen. „Tafel-Boxen“ können von Unternehmen und Privatpersonen über die Projektwebsite bezogen werden. Pro gekaufter „Tafel-Box“ fließen rund 20 Cent als Spende an die Österreichischen Tafeln.

Fazit

In Österreich engagieren sich neben karitativen Einrichtungen wie Tafel-Organisationen auch unabhängige Initiativen wie „Foodsharing“ für die Weitergabe von einwandfreien Lebensmitteln. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Gastronomiebetriebe leisten dadurch einen nachhaltigen Beitrag zur Müllreduktion, indem sie Reste von Buffets oder übrig gebliebene Mahlzeiten kostenfrei weitergeben

Literatur

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie: Foodsharing. www.bmk.gv.at (Zugriff: 18.01.2024).

Foodsharing e.V.: Über uns. www.foodsharing.at (Zugriff: 18.01.2024).

Verband der österreichischen Tafeln: Gerettete Lebensmittel (2022). www.dietafeln.at (Zugriff: 18.01.2024).

Wiener Tafel: Wiener Tafel in Zahlen (Jahresbilanz 2022). www.wienertafel.at (Zugriff: 18.01.2024.

 

 

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