08.01.2020 von Redaktion (aktualisiert)

Vitamin D und Eisen bei Kindern: ein Problem?

Kinder wachsen schnell und haben deshalb bestimmte Anforderungen an die Ernährung. Häufig kommt es jedoch auch in industrialisierten Ländern zu einer mangelhaften Versorgung mit einzelnen Nährstoffen. Vor allem Eisen und Vitamin D sind kritisch. Was können Eltern tun, damit ihre Sprösslinge gut versorgt heranwachsen?

Kinder unter drei Jahren sind von Mangelernährung besonders betroffen, vor allem wenn es um Zink, Jod, Eisen und Vitamin D geht. Schätzungen zufolge leidet jedes fünfte Kind in Westeuropa an einem Vitamin D-Mangel. Eisenmangel ist überhaupt die weltweit am weitesten verbreitete Mangelkrankheit und das nicht nur in armen Ländern.

Weniger Eisen, weniger intelligent

Eisen ist Bestandteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, ist somit vor allem für die Blutbildung verantwortlich und sorgt für den Sauerstofftransport im Körper. Besonders in den ersten beiden Lebensjahren, in denen die Sprösslinge überdurchschnittlich schnell wachsen, reicht die bedarfsdeckende Eisenzufuhr über die Ernährung oft nicht aus. Ein latenter Eisenmangel ist häufig die Folge davon. Das trifft übrigens auch generell auf Phasen, in denen der Körper schnell wächst, zu, also auch die Pubertät. Welche Auswirkungen hat zu wenig Eisen? Anhaltender Mangel verzögert nicht nur das körperliche Wachstum, auch die geistige Entwicklung ist gestört. Bereits eine mäßig ausgeprägte Anämie, also eine Eisenmangelkrankheit, kann die Intelligenzentwicklung beeinflussen und dieser Prozess scheint irreversibel zu sein. Sind alle Kinder von einer Unterversorgung betroffen? Nein, denn gesunde und normalgewichtige Babys kommen bei der Geburt mit gut gefüllten Eisenspeichern auf die Welt. Diese reichen für ca. ein halbes Jahr. Frühgeburten, aber auch Mehrlingsgeburten sind stärker betroffen, denn ihre Eisenspeicher sind bereits nach wenigen Wochen erschöpft.

Vitamin D für starke Knochen

Vitamin D nimmt unter den Vitaminen eine Sonderstellung ein, da es sowohl über die Ernährung aufgenommen wird, aber vom Körper auch selbst gebildet werden kann. Über die Nahrung wird es jedoch nicht ausreichend aufgenommen. Oft reicht auch das Sonnenlicht nicht aus, vor allem in den Wintermonaten.
Vitamin D nimmt eine zentrale Rolle im Kalzium- und Phosphatstoffwechsel ein. Es verbessert nicht nur die Kalziumaufnahme aus dem Darm, es fördert auch die Wiederaufnahme aus den Nieren und sorgt für starke Knochen. Ein Mangel dieses Vitamins ist weit verbreitet: Acht von zehn Kindern erreichen die Zufuhrempfehlungen für Vitamin D nicht. Deshalb sollten Kleinkinder im ersten Lebensjahr Vitamin D-Präparate erhalten. Ein Mangel an dem fettlöslichen Vitamin führt bei ihnen zu Rachitis, einer Deformierung der Knochen, erhöhter Infektanfälligkeit oder herabgesetzte Muskelkraft.

Im Doppelpack besser dran

Eisen- und Vitamin-D-Unterversorgung beeinflussen sich gegenseitig. Auf welchen Mechanismen das basiert, ist noch unklar. Fest steht, dass Vitamin D die Eisenspeicherung erhöht. Eisen sorgt dafür, dass Vitamin D aus der Nahrung in die aktive und somit für den Körper verfügbare Form umgewandelt wird. Nimmt man zu wenig Eisen auf, verschlechtert sich die Fettaufnahme. Dadurch wird scheinbar auch das fettlösliche Vitamine D schlechter aufgenommen.

Eisen tanken

Für Kleinkinder im Alter von ein bis sieben Jahren liegt die empfohlene Tagesmenge bei 8 mg. Das klingt zunächst nach gar nicht so viel, ist aber bei Kindern eher schwierig zu erreichen. Denn die Menge an Eisen, die tatsächlich aufgenommen wird, ist abhängig von der Eisenquelle: bei tierischen Produkten können bis zu 20 % aufgenommen werden, während es bei pflanzlichen maximal 5 % sind. Gute Quellen sind Schweinefleisch (1,4 mg/100 g), Rindfleisch (2,1 mg/ 100 g), Haferflocken (2,7 mg/100 g), Spinat (4,1 mg/100 g), Eidotter (5,5 mg/100 g), Linsen (8 mg/100 g) oder Hirse (9 mg/ 100 g). Für eine ausreichende Versorgung braucht es daher einen eisenreichen und ausgewogenen Speiseplan: mit beispielsweise zwei Esslöffeln Hafer- und Hirseflocken zum Frühstück, zwei Esslöffeln gekochten Linsen und drei Esslöffeln Spinat mit 40 g Rindfleisch zu Mittag und einem hart gekochten Ei zu einer Scheibe Vollkornbrot zum Abendessen sind 60 % des Tagesbedarfs eines Kindes gedeckt. Kombiniert man mit Vitamin-C-reichen Nahrungsmitteln, fördert man sogar die Eisenaufnahme. Tee, Kaffee oder Rhabarber hemmen sie. Kindermilch bildet zudem eine Möglichkeit, die Zufuhr kritischer Nährstoffe bei Kindern zu verbessern. Milch eignet sich für die Anreicherung mit Nährstoffen besonders gut, da sie weit verbreitet ist und generell gut akzeptiert wird. Wissenschaftler einer holländischen Studie wollten herausfinden, wie sich der Eisen- und Vitamin D Status bei Kleinkindern verändert, wenn sie Kindermilch trinken oder normale Kuhmilch. Für diese Untersuchung wurden 318 Kleinkinder im Alter von ein bis drei Jahren rekrutiert. Über einen Zeitraum von 20 Wochen bekam eine Kindergruppe Kuhmilch, die andere, eine mit Nährstoffen angereicherte Kindermilch. Zu Beginn, nach zehn Wochen und am Ende wurde Blut abgenommen. Zu jedem Nährstoff gibt es einen charakteristischen Stoff im Blut, der bei den Untersuchungen bestimmt wurde und anhand dessen eine Veränderung in beiden Gruppen erfasst wurde. Für Eisen war es Ferritin, dessen Gehalt im Blutserum bestimmt wurde. Für Vitamin D war es 25-Hydroxyvitamin D, ebenfalls im Blutserum gemessen. Nach Ablauf der 20 Wochen waren beide Werte bei der Kindermilchgruppe erhöht. Die Werte der Kontrollgruppe haben sich dagegen nicht verändert. Das bedeutet, dass Kindermilch die Eisenspeicher füllt und die Vitamin D-Versorgung verbessert.

Wissenswert

Was ist Kindermilch? Kindermilch wird auf Basis von Kuhmilcheiweiß hergestellt und enthält Maltodextrin, verschiedene Zuckerarten, pflanzliches Öl, Vitamine und Mineralstoffe. Zusätzlich sind sie mit Spurenelementen wie Eisen, Zink, Kupfer, Jod, Selen und Mangan sowie Vitaminen angereichert. Sie enthalten von diesen Nährstoffen mehr als normale Trinkmilch. Einige Mikronährstoffe wie Kalium, Kalzium, Phosphor und Magnesium sind weniger als in Kuhmilch enthalten, ebenso wie B-Vitamine.

Auch Teenager betroffen

Neben den ersten Lebensjahren ist auch die Pubertät eine kritische Phase der Eisenversorgung. Burschen nehmen an Muskelmasse zu, bei Mädchen ist es vor allem die beginnende Menstruation. Laut österreichischem Ernährungsbericht aus dem Jahr 2012 liegt die durchschnittliche Eisenaufnahme der 10- bis 14-jährigen Mädchen unter der empfohlenen Eisenzufuhr von 15 mg. Burschen nehmen ausreichend Eisen auf. Für sie sind pro Tag 12 mg empfohlen.

Fazit

In Wachstumsphasen besteht ein höherer Bedarf an Nährstoffen. Auch in industrialisierten Ländern kommt es vermehrt zu einer Unterversorgung, vor allem mit Eisen und Vitamin D. Durch eine vollwertige Ernährung mit Fleisch, Eiern, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Gemüse wie Spinat kann eine ausreichende Versorgung leichter erreicht werden. Wenn dies schwer fällt, lässt sich mit Kindermilch gegensteuern.

Literatur

Akkermans MD et al.: Iron and Vitamin D Deficiency in Healthy Young Children in Western Europe Despite Current Nutritional Recommendations. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 62: 635-642 (2016).

Dünger für die Intelligenz: Deutsche Apothekerzeitung 32 (2014).

Viele Kinder in Europa konsumieren nicht genügend Eisen. Food Monitor. www.food-monitor.de/2015/02/viele-kinder-in-europa-konsumieren-nicht-genuegend-eisen/?hilite=%22Vitamin%22%2C%22Eisen%22%2C%22Kinder%22 (abgerufen am 06.06.2017).

Die richtige Milch macht’s: Mit Kleinkinder ohne Vitamin D-Mangel durch die dunkle Jahreszeit. Food Monitor. www.food-monitor.de/2012/10/die-richtige-milch-machts-mit-kleinkindern-ohne-vitamin-d-mangel-durch-die-dunkle-jahreszeit/?hilite=%22Vitamin%22%2C%22Kinder%22 (abgerufen am 06.06.2017).

Leben Energie Eisen: Eisenhaltige Lebensmittel. www.eisencheck.at/eisen-im-koerper/eisenhaltige-lebensmittel/ (abgerufen am 08.01.2020).

Elmadfa I et al.: Österreichischer Ernährungsbericht 2012. 1. Auflage, Wien (2012).

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