Rezension

Was bedeuten Gesundheit und Krankheit in Politik, Medizin, Pharmaindustrie, bei Versicherungen oder in der Rechtsprechung? Die Autorin scheint mit ihren Erörterungen Eulen nach Athen zu tragen. Doch wer anfängt darüber nachzudenken, merkt schnell, dass das nicht stimmt. Meist wird das eine mit dem Verweis auf das andere definiert: Krankheit gilt als regelwidriger Zustand, als Abweichung von Gesundheit, Gesundheit sei mehr „als die Abwesenheit von Krankheit", wie die WHO dies formuliert. Doch wo ist die Grenze zu ziehen und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? In dem didaktisch herausstechenden Buch wird zudem diskutiert, was den Begriff der Behinderung kennzeichnet oder was die Besonderheit psychischer Störungen ausmacht. Die Professorin für Rehabilitationspsychologie an der Universität Dortmund behandelt Krankheitsmodelle vom biomedizinischen Modell über das Risikofaktorenkonzept bis hin zu Konflikttheorien. In gleicher Weise stellt sie Gesundheitsmodelle wie das Salutogenese oder Resilienzmodell vor. Außerdem sind sozialepidemiologische Modelle wie die Lebenslauf- und Verhaltensperspektive inkludiert. Jedes Kapitel ist als Lerneinheit mit treffenden Einführungstexten und Lehrfragen aufgebaut. Dies macht das Buch zu einem hervorragenden Unterrichtsmaterial für alle gesundheitswissenschaftlichen Fächer. Es ist aber genauso anregend für die Praxis und hilft, die eigene Position zu hinterfragen und sich eine Meinung über Gesundheitsreformen zu bilden.