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Kochen im Wandel: zwischen Convenience und Domestic Goddess
Das beliebte Klischee der fleißigen und pflichtbewussten (Haus-)Frau, die für ihren Mann die Mahlzeit(en) zubereitet, schwirrt auch noch im 21. Jahrhundert als „familiäres Ideal" in vielen Köpfen herum. Das „weibliche Versorgungskochen", inhaltlich an ein Bild des „Familienideals" und des „gedeckten Mahls bzw. an die Tischgemeinschaft" gekoppelt, entspricht jedoch schon lange nicht mehr der Realität. Vielmehr konstatiert Mag. Hanni Rützler einen Wandel in der Küche - getrieben von rasanten gesellschaftlichen Veränderungen wie Globalisierung, neue Arbeitsformen, dem Bildungsschub bei Frauen und den damit einhergehenden Veränderungen der Geschlechterverhältnisse: Individualisierung, Emanzipation und neue Arbeitsverhältnisse haben die Frauen schrittweise aus ihrer traditionellen Rolle des allverantwortlichen „Küchen- chefs" befreit.
Ein neues Ernährungskonzept, das - nicht zuletzt durch Innovationen der Lebensmittelindustrie (Tiefkühl- und andere Convenience-Produkte) - auf die Enthierarchisierung und Vereinfachung des Versorgungskochens zurück zu führen ist, macht den Weg zum Genusskochen tendenziell auch für Männer frei: Nämlich für eine neue Leidenschaft am Einkaufen und Kochen. Darüber hinaus eröffnen sich neue Räume für Kreativität ebenso wie zur kulinarischen Entfaltung und für gemeinsames Genießen. „Das Kochen ist also gerade dabei, sich neu zu erfinden: vom Versorgungskochen hin zum Genusskochen. Und dafür sind - langsam, aber doch - auch immer mehr Männer zu begeistern", so Mag. Hanni Rützler, futurefoodstudio Wien.
"Kochen neu" - fernab jeglicher Rollenklischees:
Kochen wird für viele Frauen wieder chic und für Männer überhaupt erst attraktiv, wenn
.... es seine pure Versorgungsfunktion verliert und mit Sinn, Kreativität, Spaß sowie
sozialer Anerkennung verbunden wird.
.... es das Distinktionsbedürfnis befriedigt. wenn der dafür erforderliche zeitliche Einsatz
im Alltag abnimmt.
.... Alltagskochen nicht mehr eindeutig auf Rollen fixiert ist.
Dieser Trend wird auch durch aktuelle empirische Ergebnisse belegt. Laut der jüngsten Öster- reichischen Ernährungsstudie wird Kochen heute häufiger als „kreative Tätigkeit, an der man Freude hat und sich selbst verwirklicht" erfahren (22 % immer, 40 % häufig), seltener als Routinetätigkeit (13 % immer, 49 % häufig) oder gar nur als lästige Pflicht (7 % immer, 20 % häufig) eingestuft [1]. Darüber hinaus wird heute nicht mehr so regelmäßig gekocht, dafür aber spontaner und lustbetonter, teilweise - inspiriert durch diverse Ethno-Küchen - sogar vielfält- iger und abwechslungsreicher.
„So gesehen hat die ‚Domestic Goddess', die Nigella Lawsons [2] populär machte, mit dem Klischee der pflichtbewussten, fleißigen Hausfrau kaum mehr etwas zu tun. Die kochende Göttin zelebriert und inszeniert die Zubereitung von Speisen, sie zeigt, dass sie am Puls der Zeit kocht, dass sie Rezepte von Küchenstars nachempfinden kann und weiß, wo man qualitativ hochwertige Produkte - frisch oder convenient - bekommt. In einer solchen Rolle sehen sich auch Männer gerne: Als kochende Götter sind sie Protagonisten des Wandels", so Mag. Hanni Rützler abschließend.
Symposium: "Wie isst Mann? Wie kocht Mann?"
Am 19. Mai 2011, Sofitel Vienna Stephansdom