28.11.2023

Experten fordern gemeinsame Anstrengungen gegen Food Waste

f.eh live im Talk: Felicitas Schneider und Dominik Heizmann nennen ökologische Folgen durch Lebensmittelabfall und mögliche Reduktionsmaßnahmen entlang der Wertschöpfungskette.

Weltweit landet ein Drittel der Lebensmittel im Müll, obwohl sie essbar wären. Der Großteil fällt in Haushalten an, gefolgt von Gastronomie, Produktion und Handel. Das ist ein ethisches und wirtschaftliches Problem und belastet die Umwelt, so Felicitas Schneider (Thünen Institut) und Dominik Heizmann (WWF Österreich) bei f.eh live im Talk. Die Vereinten Nationen haben in den Sustainable Development Goals (SDG) die Halbierung der Lebensmittelabfälle bis 2030 als Ziel genannt. Als kleine Maßnahmen mit großer Wirkung nennen die Experten bei f.eh live im Talk das Planen von Speisen und Einkäufen, eine optimale Lagerung, Wissen über Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum sowie Kreativität bei der Resteverwertung. Im Gespräch mit Elisabeth Sperr, wissenschaftliche Mitarbeiterin im forum. ernährung heute (f.eh), sehen sie Politik und Wirtschaft gefordert. Das Webinar kann auf dem f.eh-Youtube-Kanal nachgesehen werden.

Food Waste zählt aufgrund negativer wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Auswirkungen zu den großen Herausforderungen am Weg zu einem nachhaltigen Ernährungssystem. Die Gründe für die Verschwendung sind dabei vielfältig, sagt Dominik Heizmann: So sind am Beginn der Wertschöpfungskette – in der Landwirtschaft – Vermarktungsnormen, Vorgaben des Handels, unerwünschte Mischsorten nach dem Ausbringen neuer Sorten am Feld sowie niedrige Marktpreise anzuführen. Auf Konsumenten- und Haushaltsseite sind fehlende Einkaufsplanung, spontaner Außer-Haus-Verzehr sowie Kauf und Zubereitung zu großer Mengen ausschlaggebend. In der Gastronomie führen häufig große Portionen und in der Gemeinschaftsverpflegung unflexible Menüportionierungen sowie fehlende Wählbarkeit zu Food Waste. Brot und Backwaren sowie Obst und Gemüse machen mengenmäßig den größten Anteil an der heimischen Verschwendung aus. Zu bedenken ist jedoch, dass tierische Produkte wie Fleisch und Fleischwaren ressourcenintensiver hergestellt werden und daher in Hinblick auf die ökologischen Auswirkungen auch bei kleinen Mengen stärker ins Gewicht fallen.

Reduktion betrifft uns alle

Genauso vielfältig wie die Gründe sind auch die Maßnahmen zur Vermeidung von Food Waste. Die Experten nennen dazu im Webinar einige Beispiele:

  • Eine langfristige, aber effiziente Maßnahme ist eine umfassende Ernährungs- und Verbraucherbildung in Schulen, für die sich das f.eh und die beiden Experten stark machen. Sie schafft Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln und vermittelt unter anderem das Wissen und die Fertigkeiten für eine überlegte Planung des Einkaufs, die richtige Lagerung, die Zubereitung von Mahlzeiten sowie die Verwertung von Essensresten. So sollen etwa Lebensmittel nach dem Prinzip „First in – First out“ eingelagert werden – also das frische Produkt sollte im Fach zurück, damit ältere vorher verwendet werden.
  • Auch beim Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum fehlt oft das nötige Wissen bei den Konsumenten. Lebensmittel werden häufig weggeworfen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum („mindestens haltbar bis…“) überschritten ist. Dabei sind diese Produkte nach einem aufmerksamen Test mit allen Sinnen – sehen, riechen, schmecken – oft noch länger genießbar. Nur beim Überschreiten des Verbrauchsdatums („zu verbrauchen bis…“), das z. B. bei Frischfleisch und -fisch angegeben ist, ist jedenfalls von einem Verzehr abzusehen.
  • Seitens der Produzenten und des Handels nennt Felicitas Schneider als Anknüpfungspunkte die Beschaffenheit und Größe von Gebinden als Maßnahme. Das Greifen zu großen Packungen bzw. Aktionspackungen ist oft ein Grund für vermeidbare Abfälle – gerade in Ein- und Zweipersonen-Haushalten. Kleinteiligere Verpackungen unterstützen hier den situativen Konsum.

Diese Beispiele zeigen: Lebensmittelabfall und -verschwendung kann durch eine Vielzahl vermeintlich kleiner Maßnahmen reduziert werden. Für eine positive Entwicklung und merkbare Reduktion ist das Zusammenspiel von allen Beteiligten entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Landwirtschaft über die Produzenten und den Handel bis zu den Konsumenten – sowie der Politik, Forschung und Wissenschaft notwendig.

Politik für Vorgaben gefordert

Eine weitere Herausforderung bei der Reduktion von Food Waste ist, dass den Daten zu Lebensmittelverschwendung und -abfall der Länder oft die Vergleichbarkeit fehlt. Der Grund dafür liegt in unterschiedlichen Definitionen und Messmethoden. Nur bei der Vision sind sich die Länder weitgehend einig: Zum Erreichen der Sustainable Development Goals (SDG) wird die Halbierung der Lebensmittelabfälle im Handel und bei den Konsumenten bis 2030 angestrebt. Bis dahin hat die EU-Kommission als verbindliche Ziele festgehalten: 30 Prozent Abfallreduktion in Haushalten und dem Handel, 10 Prozent Reduktion in der Lebensmittelproduktion. Für die Landwirtschaft fehlen aber entsprechende Daten zu vermeidbaren und unvermeidbaren Abfällen sowie konkrete Reduktionsziele, kritisiert Dominik Heizmann. Dabei verlassen Schätzungen zufolge ca. 15 Prozent der Lebensmittel die landwirtschaftlichen Betriebe nicht. Bei der Umsetzung der verbindlichen Reduktionsziele sind nun die nationalen Gesetzgeber gefragt, mit angemessenen Rahmenvorgaben und Maßnahmen den Weg vorzuzeigen, um Abfälle und Verluste zu reduzieren.

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