Rezension

Die industrielle Landwirtschaft, eine fleischlastige Ernährung, die Zerstörung der Ökosysteme, das Artensterben und die steigende Zahl chronischer, nicht übertragbarer Erkrankungen wie Übergewicht und Diabetes – das alles hängt zusammen, so der Mediziner und Biologe Martin Grassberger. In seinem Buch spannt er einen großen Bogen von der Ernährung und Gesundheit bis hin zur Landwirtschaft. Dabei erläutert er den aktuellen Stand der Dinge und zeigt Verbindungen auf, die für so manchen nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind, etwa den Zusammenhang zwischen dem Diversitätsverlust in unseren Ökosystemen und unserem Mikrobiom. Er wettert gegen Schwarz-Weiß-Denken sowie das unreflektierte Hinnehmen von Informationen aus den Medien und macht klar, wie wichtig es ist, sich auch komplexen Zusammenhängen zu stellen. Grassberger fordert eine stille Revolution, ein Umdenken, um die Gesundheit von Mensch und Planet nicht weiter zu schädigen. In seinem Plädoyer lässt er kaum ein gutes Haar an Industrie und Politik und wählt teils starke Worte, um die seiner Meinung nach „Schuldigen“ zu benennen. In Anlehnung an das Zitat von Goethe „Man sieht nur, was man weiß“ verdeutlicht Grassberger – der selbst nebenbei regenerativ-ökologischen Landbau betreibt –, dass Handlungsbedarf auf allen Ebenen besteht. Nachhaltigkeit muss die internationale Politik, aber auch das individuelle Handeln bestimmen. Einige Lösungsansätze liefert der Autor am Ende des Buches. Das Wissenschaftsbuch des Jahres 2020 in der Kategorie Naturwissenschaft und Technik ist ein lautes Buch von leisen Prozessen, das so manche, die mit der Materie noch nicht vertraut sind, bestimmt zum Nachdenken anregt.