Rezension

Fleisch essen: ja oder nein? Eine Frage, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in eine emotionale Diskussion führt. Von dieser aufgeladenen Stimmung inspiriert, beleuchtet der Historiker Ilja Steffelbauer in seinem aktuellen Buch die Entwicklung des Menschen als Allesfresser. Er beginnt bei der vielseitigen Ernährung der Menschenaffen in freier Wildbahn, gibt einen Abriss unserer Vorgeschichte als Jäger und Sammler sowie der Anfänge des Ackerbaus und der Domestizierung von Tieren. Steffelbauer widmet unter anderem Schwein, Rind und Geflügel eigene Kapitel und erläutert, weshalb sich die jeweilige Nutztierart in der Menschheitsgeschichte langfristig etabliert hat. Der titelgebenden Spaltung der Gesellschaft durch den Fleischkonsum widmet er sich im letzten Drittel des Buches. Denn bereits die verschiedenen Weltreligionen nutzten Restriktionen – etwa das Verbot von Schweinefleisch im Judentum und Islam – zur Abgrenzung von Andersgläubigen. Mit dem Wandel des Ernährungssystems durch die industrielle Revolution gelangt Steffelbauer in die Gegenwart, wo er hart mit ideologiegeprägtem Verhalten ins Gericht geht und zum Maßhalten anregt. Die rund 200 Seiten geben einen verständlichen Überblick über die Entstehung des aktuellen Ernährungssystems. Die pauschalisierte Darstellung des Veganismus lediglich als Mittel zur persönlichen Profilierung wird dem Anspruch dieses Buches jedoch nicht gerecht.