Rezension

Durch Berichte über Massentierhaltung und den häufig fehlenden Bezug zur Landwirtschaft ist man heutzutage beinahe daran gewöhnt, Nutztiere zu objektivieren. In seinem Buch behandelt der norwegische Historiker Kristoffer Hatteland Endresen die Geschichte eines Schweins, das er von der Geburt bis zum Tod begleitet hat. Dabei erzählt er unbeschönigt seine Erlebnisse. Hatteland Endresen nimmt die Leser mit in seine Gefühlswelt: vom Moment, als er das Ferkel das erste Mal in den Händen hält, über alltägliche Vorgänge wie die Fütterung, die Besamung und schlussendlich bis zur Schlachtung. Dabei ist er mit Mitleid, Wut, Ekel und Gleichgültigkeit konfrontiert und stellt sich die Frage, ob er je wieder Fleisch essen kann. Zwischendurch thematisiert er die Entwicklungen in der Schweinezucht und erläutert unter anderem die Begriffe Totemismus, Zähmung und Domestizierung sowie die religiösen und kulturellen Hintergründe für den Verzicht von Schweinefleisch. Ein großes Kapitel widmet er den Fragen, warum Tierversuche an Schweinen durchgeführt werden und wie die Transplantation eines Schweineherzens in einen Menschen möglich war. Der Autor schafft es, sensible Themen informativ, lebhaft und mitreißend aufzuarbeiten und einen Blick hinter die Kulissen der Nutztierhaltung zu gewähren. Als Historiker informiert er auch über den geschichtlichen Hintergrund sämtlicher Aspekte, wodurch das Buch sowohl dem Anspruch eines Romans als auch dem eines Sachbuchs gerecht wird.