Blutgruppendiät
Bei näherer Betrachtung hat D’Adamos Theorie aber einige Schwachstellen. Seine Erklärung der Entwicklungsgeschichte der Blutgruppen deckt sich nicht mit jener der Humangenetiker. Es gibt zwar Lektine, die im Laborversuch (im Reagenzglas, außerhalb des Körpers) zu Blutverklumpungen führen können, allerdings ist nicht bekannt, dass dies auch schon mal im Blutstrom eines lebenden Menschen vorgekommen wäre. Lektine werden nämlich beim Kochen weitgehend inaktiviert.
Beispielsweise soll bei Blutgruppe 0 Gluten, das Klebereiweiß des Weizens, einen Hauptfaktor für die Gewichtszunahme darstellen. Beweise für diese Theorie legt der Naturheilkundler keine vor. Dafür kommt eine britische Studie zum Ergebnis, dass kein Zusammenhang zwischen Blutgruppe und Körpergewicht besteht.
Es macht einen auch skeptisch, dass D’Adamo z. B. Menschen mit Blutgruppe 0 u. a. von Milchprodukten abrät und zum Ausgleich Kalziumpräparate empfiehlt. Erklärt wird dies mit den steinzeitlichen Cromagnon-Menschen, die angeblich Blutgruppe 0 hatten und sich hauptsächlich von Fleisch, Obst und Gemüse ernährten. Milch- und Getreideprodukte kamen in deren Kost praktisch nicht vor. Nahm der Cromagnon-Mensch auch Kalziumpräparate ein? Und wenn, ja, wo bezog er sie?
PLUS
- keine
MINUS
- wissenschaftlich nicht belegt bzw. sogar widerlegt
- teilweise werden unrealistisch hohe Obst- und Gemüsemengen empfohlen
- unsinnige Lebensmitteleinschränkungen, die zu Nährstoffdefiziten führen können
Literatur
Yamamoto F et al.: Molecular genetic basis of the histoblood group ABO System. Nature 345: S. 229–233 (1990).
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Stellungnahme der DGE: Die Blutgruppendiät von Peter J. D’Adamo. DGE-Info Juni 2000.
Mascie-Taylor CG, Lasker GW: Lack of an association between ABO and Rh blood group polymorphisms and stature, body weight, and BMI in a cohort of British Women. Human Biology 62(4): S. 573–576 (1990)