04.04.2023

Blutgruppendiät

Die Blutgruppendiät wurde in den 1990er Jahren vom amerikanischen Naturheilpraktiker Peter J. D’Adamo entwickelt. Demnach ist die Wirkung einzelner Lebensmittel davon abhängig, welche Blutgruppe man hat. Verantwortlich dafür sollen bestimmte Eiweißverbindungen in den Lebensmitteln, sogenannte Lektine, sein. Laut D’Adamo können diese Lektine, je nach Blutgruppe und Lebensmittel, zur Verklumpung von Blut und damit ernsten körperlichen Schäden führen. Er erklärt dies mit der entwicklungsgeschichtlichen Entstehung und Ausbildung der Blutgruppen.

Bei näherer Betrachtung hat D’Adamos Theorie aber einige Ungereimtheiten. Lektine oder auch Hämagglutinine genannt, finden sich in vielen pflanzlichen Lebensmitteln. Kartoffeln, Weizen und insbesondere Hülsenfrüchte wie Gartenbohnen, Sojabohnen oder Linsen enthalten diese Proteine. Bei einigen Lektinen konnte im Laborversuch, außerhalb des Körpers, nachgewiesen werden, dass sie zu Blutverklumpung führen und somit toxisch sind, allerdings ist nicht bekannt, dass dies schon im Blutstrom von lebenden Menschen vorgekommen wäre. Durch das Garen im kochenden Wasser werden sie darüber hinaus bereits nach kurzer Zeit zerstört. Lebensmitteltoxikologen gehen deshalb davon aus, dass der Verzehr in den üblichen Zubereitungsformen unbedenklich ist.

Im Detail

Personen, mit der Blutgruppe 0 sollten laut D’Adamo keine Vollweizenprodukte konsumieren. Sicher können bei einigen Menschen Beschwerden auftreten, wenn sie Weizen essen. Das tun sie aber wegen einer Weizenallergie oder Glutenunverträglichkeit oder anderer nachprüfbarer Mechanismen – nicht aufgrund von Lektinen. Auch zu Milchprodukten macht D´Adamo wissenschaftlich nicht haltbare Aussagen, die er zum Teil auf Lektine zurückführt: Für Blutgruppe-A-Menschen sind Milch und Milchprodukte tabu, da sie deren Blut vermeintlich agglutinieren. Menschen mit Blutgruppe B sind ihm zufolge die einzigen, die eine Vielzahl von Milchprodukten problemlos genießen können. Das läge daran, dass der Primärzucker im B-Typ das D-Galactosamin sei – der Zucker, der auch großteils in Milch enthalten sei. In Wirklichkeit ist der Hauptzucker der Milch jedoch nicht D-Galactosamin, sondern Lactose. Selbst wenn große Mengen von D-Galactosamin in Kuhmilch vorkämen, würde das Blut von Menschen mit Blutgruppe A nicht verklumpen. Denn das A-Blut verklebt nach anerkanntem medizinischem Wissen nicht allein durch das D-Galactosamin, sondern nur in Kombination mit einem Molekül des Zuckers Fucose (nicht zu verwechseln mit Fructose). Viele Menschen reagieren unabhängig von der Blutgruppe auf Kuhmilch und andere Milchprodukte. Das hat unterschiedliche Gründe und ist jedenfalls unabhängig von bestimmten Zuckerbausteinen aus der Milch, die mit den "falschen" Blutkörperchen verkleben.

 

Fazit

Insgesamt sind die Grundideen der Blutgruppendiät wissenschaftlich nicht belegt oder sogar widerlegt. Diese Diätform entbehrt somit jeder wissenschaftlichen Grundlage und führt nur dadurch zu einer Gewichtsabnahme, dass Sie die Nahrungszufuhr aufgrund von Verboten stark einschränkt. Darüber hinaus werden teilweise unrealistisch hohe Obst- und Gemüsemengen empfohlen und die Lebensmitteleinschränkungen können zu Mängeln wichtiger Vitamine und Mineralstoffe führen.

 

Literatur

Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Blutgruppendiäten ohne bewiesenen Nutzen.  Presseinformation vom 10.12.2013. www.dge.de (Zugriff: 31.03.2023).

Klaper M: Herausforderungen für eine pflanzliche Ernährung in den Neunzigerjahren: Die "Blutgruppendiät". UGB-Forum 1 (2001).

Wang J et al.: ABO genotype, ‘blood.type‘ diet and cardiometabolic risk factors. PLoS One 9 (1):e84749 (2014).

Verbraucherzentrale (Hrsg.): Von Stoffwechsel-Diäten bis Trennkost: Erfolgsaussichten und Gefahren. www.verbraucherzentrale.de (Zugriff: 30.03.2023).

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