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Rohkostdiäten

In letzter Zeit erfreuen sich Ernährungsformen, die auf Rohkost setzen verstärkter Beliebtheit. Je nach Diät können sich die Definitionen für „Rohkost“ unterscheiden.
Die einen meinen damit unerhitzte Lebensmittel, die anderen eine Nahrung, die völlig unverarbeitet, unbehandelt und unzerkleinert ist. Die Spannbreite des Anteils an rohen Lebensmitteln reicht je nach Konzept von etwa 70 % bei moderaten Formen bis hin zu ausschließlicher Ernährung mit rohen Lebensmitteln. Der Großteil der Rohkost-Formen ist (ovo)-lakto-vegetarisch oder vegan orientiert. 


Gießener Definition für Rohkost

Im Rahmen der Gießener Rohkost-Studie wurde eine Definition erarbeitet, wonach man unter Rohkosternährung eine Kostform versteht, die weitgehend oder ausschließlich unerhitzte pflanzliche (teilweise auch tierische) Lebensmittel enthält. Dabei inkludieren die Gießener Experten auch Lebensmittel, die verfahrensbedingt erhöhten Temperaturen ausgesetzt sind, wie etwa Honig und Öle, die im Schleuder- bzw. Pressvorgang mechanisch erwärmt werden. Auch Lebensmittel, bei deren Herstellung eine gewisse Hitzezufuhr erforderlich ist, wie z. B. beim Trocknen von Lebensmitteln, sind inkludiert.


Risiko von Nährstoffdefiziten

Vertreter der Rohkosternährung argumentieren diese mit  einem längeren Leben, der Heilung und Vorbeugung von Krankheiten oder eben Gewichtsreduktion. Wegbereiter der Rohkost in Deutschland war Maximilian Otto Bircher-Benner. Aktuell ist das „Fit for Life“-Konzept der amerikanischen Autoren Harvey und Marilyn Diamond am bekanntesten.
Ernährungsbeobachtungsstudien an Rohköstlern zeigen, dass die Zufuhr zahlreicher Nährstoffe unzureichend sein kann. So ist häufig die Versorgung mit Eiweiß, Vitamin D, B12, Zink und Jod mangelhaft. Werden Fleisch, Fisch und Milchprodukte weggelassen, gelten auch Vitamin B2 und Kalzium als Risikonährstoffe. Insgesamt sind die verschiedenen Formen der Rohkost als Dauerkost nicht empfehlenswert, insbesondere wenn die Lebensmittelauswahl sehr eingeschränkt oder einseitig ist. Problematisch können auch die hygienischen Probleme beim Verzehr roher tierischer Lebensmittel wie Fleisch, Geflügel, Fisch oder Eier sein, weil das Durcherhitzen viele Krankheitserreger unschädlich macht. Einige pflanzliche Fraßgifte wie Lektine werden erst durch Erhitzen inaktiviert, etwa in Kartoffeln und Hülsenfrüchten. Die Zellwände werden durch Erhitzen vollständiger aufgebrochen als durch alleiniges Kauen, dadurch stehen dem Körper mehr Nährstoffe zur Verfügung.


PLUS

  • hoher Anteil pflanzlicher Lebensmittel


MINUS

  • viele physiologische Argumente für die Rohkost sind wissenschaftlich nicht nachvollziehbar
  • insbesondere bei veganer Ernährung sind Probleme mit der Nährstoffversorgung zu erwarten
  • Gefahr von bakteriellen Infektionen beim Konsum roher tierischer Produkte


Literatur

Leitzmann C, Keller M, Hahn A: Alternative Ernährungsformen. Hippokrates Verlag, Stuttgart (1999)

Leitzmann C et al.: Ernährung in Prävention und Therapie. Hippokrates Verlag, Stuttgart (2003)

 

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