Trennkostdiäten
Trennkostdiäten gehen davon aus, dass der Körper eiweiß- und kohlenhydratreiche Lebensmittel nicht gleichzeitig verdauen kann. Sie argumentieren, dass die beteiligten Verdauungsenzyme dadurch nicht optimal arbeiten können und es zu Gärungsvorgängen im Darm und zu einer Übersäuerung (Azidose) komme. Diese Annahmen sind durch das fortschreitende biochemische Wissen jedoch mittlerweile widerlegt.
Keine Benefits durch Trennkost
Die Trennkost wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom amerikanischen Arzt William Howard Hay entwickelt. Mittlerweile hat sich das biochemische und physiologische Wissen deutlich weiterentwickelt. Man weiß heute, dass die Trennkosttheorie fachlich nicht haltbar ist und dass eiweiß- und kohlenhydratspaltende Enzyme auch beim gleichzeitigen Verzehr von Eiweiß und Kohlenhydraten optimal arbeiten. Es findet keine Verzögerung der Verdauung oder gar eine Gärung statt. Die zeitliche Trennung des Verzehrs von kohlenhydrat- und eiweißreichen Lebensmitteln bringt keinerlei gesundheitliche Vorteile.
Übersäuerung nicht zu befürchten
Das Trennkostprinzip sieht u. a. vor, dass der Großteil der Lebensmittel sogenannte „Basenbildner“ wie Obst, Gemüse und Vollkorngetreide sein sollen und „Säurebildner“ wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Weißmehl und Zucker nur etwa 20 % der Nahrungsaufnahme ausmachen sollen. Dadurch soll eine Übersäuerung des Körpers verhindert werden. Allerdings ist bei üblicher, gemischter Kost eine gesundheitsschädliche Übersäuerung bei Gesunden nicht zu befürchten. Die Puffersysteme im menschlichen Körper sind so ausgelegt, dass sie den Säure-Basen-Spiegel im Organismus konstant halten.
Muttermilch als Gegenbeispiel
Zahlreiche Fachgesellschaften, wie die Deutsche und die Österreichische Gesellschaft für Ernährung beurteilen die Trennkosttheorie als wissenschaftlich nicht haltbar. Zudem enthalten die meisten Lebensmittel sowohl Kohlenhydrate wie auch Eiweiß. Das beste Beispiel ist die Muttermilch. Sie ist das einzige Lebensmittel, das alle für den neugeborenen Körper notwendigen Nährstoffe gleichzeitig enthält – Eiweiß, Kohlenhydrate, Fette, Vitamine und Mineralstoffe. Und selbst der noch unausgereifte Verdauungstrakt des Säuglings kann die Muttermilch problemlos verdauen. Würde das Trennkostprinzip stimmen, wäre das natürlichste aller Lebensmittel, die Muttermilch, für Säuglinge ungeeignet.
Gewichtsreduktion durch Kalorieneinsparung
Viele Trennkostanhänger argumentieren, dass das Prinzip funktionieren müsse, weil damit immer wieder Gewichtsreduktionserfolge erzielt werden. Wahrscheinlich ist das deshalb der Fall, weil der Großteil der „basenbildenden“ Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Vollkornprodukte von Natur aus kalorienarm sind. Viele Menschen, die Trennkostdiäten durchführen, essen dadurch plötzlich deutlich weniger kalorien- und fettreiche Speisen wie Schnitzel mit Pommes, Schweinsbraten mit Knödel oder Spaghetti Carbonara und dafür mehr Gemüse- und Salatgerichte. Die Trennkost wird in der Fachliteratur letztlich auch als „vorwiegend lakto-vegetabile“ Kostform eingeordnet.
Literatur
Leitzmann C, Keller M, Hahn A: Alternative Ernährungsformen. Hippokrates Verlag, Stuttgart (1999)