27.01.2020 von Dr. Carina Kern

Von Tradition zur Pflanzeninnovation: Grünkohl trifft Kohlsprosse

Ob Grün-, Spitzkohl, Kohlrabi oder Chinakohl: Kaum ein Gemüse ist so abwechslungsreich wie der Kohl. Seit kurzem liegt die kohlähnliche „Flower Sprout“ auch in Österreich im Trend und überzeugt dabei nicht nur mit hübscher Form.   

Jedes Jahr erobern neue Gemüsezüchtungen die Regale heimischer Märkte und überraschen mit bunten Farben und skurrilen Formen. Zu den ausgefallensten Sorten zählen die leuchtend-gelbe Beete Golden, die weiße Stangenbohne Monstranzbohne sowie die Green Zebra Tomate oder die kugelförmige Melanzani Obsidian. Die jüngste Kreation bei den Kohlgemüsen ist das noch wenig bekannte Kohlröschen.

Made in Britain

Knapp 15 Jahre dauerte es, bis es englischen Gemüsezüchtern gelang einen natürlichen Kohl-Hybriden zu züchten. Aber das Warten lohnte sich. Bei ihren Kreuzungsversuchen zwischen Grünkohl und Kohlsprossen entstand eine 80 bis 100 cm große Pflanze, aus deren Stängel kugelförmige, grün-violette Triebe wuchsen. Im Unterschied zu den geschlossenen Kohlsprossen wachsen sie zu kleinen, lockeren Röschen heran und kommen optisch dem Grünkohl näher. Die erntereifen Miniatur-Kohle sind 3-5 cm groß.

Ein Gemüse, zwei Namen

Ihr Weg nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz fanden sie über Amerika, wo sie seit dem Jahr 2010 unter dem markengeschützten Namen Kalettes® vertrieben werden. Im deutschsprachigen Raum ist sie als „Flower Sprout“ bekannt. Die Produzenten möchten in Zukunft den Namen vereinheitlichen. Da die englische Bezeichnung für Kohl (kale) auch die botanische am ehesten widerspiegelt, sollen diese künftig in allen Ländern mit dem offiziellen Markennamen geführt werden.

Von November bis März

Das Interesse an Kohlröschen steigt rasant, doch nur wenige Betriebe kultivieren sie. In Deutschland gibt es vorerst nur zwei Anbieter. Hier zu Lande wird der Kohlvertreter im Eferdinger Becken angebaut, einem der wichtigsten Anbauregionen für Gemüse in Österreich. Da sie besonders robust gegen Kälte sind, können sie auch im Winter im Freien kultiviert werden. Saison haben die Winterzwerge zwischen November und März.

Klein, aber oho

Punkto Inhaltsstoffe stehen die kleinen Kohlköpfe den Großen um nichts nach. Wie jedes Kohlgemüse, sind sie nährstoffreich und beinhalten Omega-3-Fettsäuren, Protein, Mineral- und Ballaststoffe sowie Vitamin B (1, 2, und 6) und K. Der Tagesbedarf an Vitamin C ist mit nur einer Portion roher Röschen (eine Handvoll) zu knapp 50 % gedeckt. Der Energiegehalt liegt mit 53 kcal/100 g etwas höher als der seiner Verwandten. In Amerika ist Kohl schon lange ein Hype und gilt dort als Trendgemüse und Superfood.

Biss trifft Süße

Obwohl Kohl- und Krautgerichte traditionsreich und sehr beliebt sind, ist der Geschmack für viele gewöhnungsbedürftig. Ein Grund dafür sind die enthaltenen Geruchsstoffe der Kreuzblütler-Familie, die so genannten Glucosinolate, welche nach dem Essen in schwefelhaltige Verbindungen zerfallen. Diese werden im Mund als stechend-scharf empfunden. Für jene, die mit Kohl nicht „grün“ sind, sind Flower Sprouts eine geeignete Alternative, denn sie schmecken milder, nussig-süß und sind kaum bitter.

Allrounder in der Küche

Ähnlich wie herkömmlicher Grünkohl lassen sie sich vielseitig verwenden und eignen sich für traditionelle Fisch- und Fleischgerichte, als Beilage, in Aufläufen, grünen Smoothies, Suppen oder Eintöpfen. Vor dem Zubereiten sollten die Röschen gut unter fließendem Wasser gewaschen und können kurz blanchiert, gegart, gebraten oder roh in Salaten gegessen werden. Im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahrt und separat von nachreifendem Obst und Gemüse (z. B. Tomaten oder Apfel) gelagert, halten sie bis zu einer Woche frisch.

Wissenswert

Kohl ist nicht gleich Kohl, denn Kohlgemüse ist artenreich. Lesen Sie hier mehr dazu.

Fazit

Flower Sprouts sind nicht nur nährstoffreiche Kraftpakete, sondern auch ein unkompliziertes Gemüse und Hingucker auf jedem Teller. Derzeit sind sie nur wenigen bekannt und daher erst in ausgewählten Supermärkten und vereinzelten Gemüsehändlern erhältlich.    

Literatur

www.kalettes.com (Zugriff am 14.01.2020).
Fehlmann L: Jetzt kommt der Hipster-Kabis. www.bernerzeitung.ch (Zugriff am 14.01.2020).
N. N.: Spanien: Kalettes® heimischer Herkunft kommen auf den Markt. www.fruchtnews.com (Zugriff am 14.01.2020).
N. N.: Flower Sprout: Anbau, Ernte & Verwendung des Trendkohls. www.plantura.garden (Zugriff am 20.01.2020).
N. N.: Kalettes (Flower Sprouts). www.kuechengoetter.de (Zugriff am 21.01.2020).
N. N.: Season & Steam Kalettes (Kale Sprouts). www.eatthismuch.com (Zugriff am 22.01.2020).




 

 

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